Im Juli 1970 begann in der Langen Straße der Abriss von Häusern für den Bau des Karstadt-Kaufhauses. Foto: Stadtarchiv Delmenhorst Im Juli 1970 begann in der Langen Straße der Abriss von Häusern für den Bau des Karstadt-Kaufhauses. Foto: Stadtarchiv Delmenhorst
Zeitreise

Delmenhorster Karstadt-Neubau löste Ängste aus

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Die Zeitkapsel bringt Werner Garbas ins Jahr 1973, genauer zum 5. September. Die Stimmung in der Stadt ist gut. Endlich bekommt Delmenhorst ein eigenes Karstadt-Kaufhaus.

Ich befinde mich zwischen geladenen Vertretern aus der Stadt Delmenhorst und dem Umland wieder, denen die Geschäftsleitung des Kaufhaus-Konzerns ihre neue Filiale an der Langen Straße im Rahmen einer kleinen Feierstunde vorstellen möchte, einen Tag vor der offiziellen Eröffnung des Warenhauses.

Über die Baugrube des Kaufhaus-Baus schweift der Blick auf die Häuser auf der gegenüberliegenden Seite der Langen Straße. Foto: Stadtarchiv Delmenhorst

Über die Baugrube des Kaufhaus-Baus schweift der Blick auf die Häuser auf der gegenüberliegenden Seite der Langen Straße. Foto: Stadtarchiv Delmenhorst

Paul Derigs, Vorstandsmitglied der Karstadt AG, reißt in einem kurzen Vortrag die Baugeschichte des Neubaus ab. Sein Konzern habe bereits in den 1960er Jahren mit der Standortsuche begonnen und dann die in Frage kommenden Grundstücke an der Langen Straße erworben. Das Konzept für den Neubau sei den infrastrukturellen Gegebenheiten der Stadt angepasst worden. Abgerundet würde das positive Erscheinungsbild allerdings erst mit der kompletten Fertigstellung der Fußgängerzone.

Entstanden sind 6.450 Quadratmeter Verkaufsfläche, verteilt auf drei Geschosse. Bis zu 400 Mitarbeiter sollen das 70.000 Artikel umfassende Warensortiment feilbieten. Grunderwerb und Errichtung des Kaufhauses und der Hochgarage hätten Investitionen von 25 Millionen DM erfordert. Derigs hofft aber auf eine gute Rendite und erwartet anfängliche Jahresumsätze von bis zu 30 Millionen DM.

„Karstadt. Bald auch hier“. Werbung auf dem Bauzaun. Foto: Stadtarchiv Delmenhorst

„Karstadt. Bald auch hier“. Werbung auf dem Bauzaun. Foto: Stadtarchiv Delmenhorst

Ängste der heimischen Einzelhändler, ein zu großer Konkurrent könne existenzgefährdend werden, versucht Derings zu zerstreuen. „Aufgrund meiner Erfahrungen wird das Hinzutreten Karstadts mit einem Vollwarenhaus in den Kreis der Mitbewerber um die Gunst der Kunden dazu beitragen, dass dem hiesigen Einzelhandel mehr als bisher die verfügbare Kaufkraft der Delmenhorster zugutekommen wird.“

Zurück in der Gegenwart weiß ich ja um die weitere Entwicklung des Konsumtempels. 1994 erwarb die Karstadt AG das Stammkapital der Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH und übernahm ab 2000 auch den Betrieb der Hertie-Kaufhäuser. 2005 gingen die kleineren Karstadt-Häuser, so auch Delmenhorst, in der Gesellschaft „Karstadt kompakt“ auf, die an britische Investoren veräußert wurde. Und weil sich diese auch die Rechte am Namen „Hertie“ eintragen ließen, wurde das Kaufhaus zum 1. März 2007 auf das „Hertie“-Logo getrimmt und auch in seinem Warensortiment neu ausgerichtet.

Der belebte Ostteil der Langen Straße im Bereich von Karstadt im Jahr 1978. Foto: Stadtarchiv Delmenhorst

Der belebte Ostteil der Langen Straße im Bereich von Karstadt im Jahr 1978. Foto: Stadtarchiv Delmenhorst

Der Slogan „Zum Glück gibt´s Hertie“ hatte allerdings nur kurze Zeit Bestand. Das Kaufhaus musste am 5. März 2009 seine Pforten schließen, weil auf lange Sicht von den Betreibern keine positive wirtschaftliche Entwicklung mehr für den Standort Delmenhorst gesehen wurde. Die erhoffte Wiederbelebung der Immobilie, wichtig für den Ostteil der Langen Straße, lässt bis heute auf sich warten.

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