„2018 wird ein spannendes Jahr“, sagt Ortsamtsleiter Peter Nowack. Foto: Harm „2018 wird ein spannendes Jahr“, sagt Ortsamtsleiter Peter Nowack. Foto: Harm
Interview

Nowack: „Die positiven Dinge voranbringen“

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Marktplatz, Neubauten und Wirtschaftsentwicklung: Blumenthals Ortsamtsleiter Peter Nowack verrät, was 2018 auf den Stadtteil zukommt - und warum er einen Brief an Elon Musk geschrieben hat.

Weser Report: Blumenthal ist der Stadtteil, der in Bremen am stärksten wächst. Wie macht sich das vor Ort bemerkbar?

Peter Nowack: Man sieht mehr Menschen, die tagsüber unterwegs sind. Die meisten, die zu uns gekommen sind, sind Geflüchtete, die auf Integrationskurse warten und die sind einfach unterwegs. Und es gibt das ein oder andere Ladengeschäft mit neuem Angebot.

In Blumenthal war in diesem Jahr viel los: Neuer Busbahnhof, ein Gastspiel von La Strada, die Umweltwächter haben ihre Arbeit aufgenommen, Kitasgruppen sind entstanden. Wie bewerten Sie das Jahr für den Stadtteil?

Es war wie jedes Jahr ein spannendes Jahr. Es gibt bestimmte Dinge, die laufen jetzt. Beim künftigen Kinder- und Familienzentrum Kapitän-Dallmann-Straße geht es vorwärts. Und wir haben andere Dinge, wo es nicht vorwärts geht. Zum Beispiel in Lüssum an der Straße Herrschaftliche Tannen. Dort wollen wir eigentlich eine Kita bauen, aber es klemmt etwas. Auch die Mobilbauten müssen langfristig weg. An der Schule an der Wigmodistraße gibt es Mobilbauten, die stehen da seit 40 Jahren. Jetzt geht es dort aber weiter. Es wird demnächst eine Ausschreibung für die Planer geben. Allein in der Lüssumer Heide sind 175 neue Familien seit 2015 hingezogen, die haben insgesamt fast 500 Kinder mitgebracht. Wir haben vor zwei, drei Jahren von Standorten-Schließungen gesprochen und jetzt sprechen wir über Neubauten. Das ist ein Riesenaufwand. Genauso bei Neubaugebieten. Da müssen wir aber noch am Image arbeiten, denn das ist für Blumenthal nicht das Beste.

Welches Image wünschen Sie sich denn?

Als ich 2005 nach Blumenthal zurückgezogen bin, da haben meine Nachbarn aus Oberneuland gesagt „Wie kannst du nur nach Blumenthal ziehen? Das macht man nicht“. Ich habe gesehen, dass hier viele Dinge nicht in Ordnung sind und ich will etwas verändern. Wenn ich mit meiner Arbeit fertig bin, möchte ich, dass die Leute sagen: `Blumenthal? Da würde ich auch gerne wohnen´. Man muss die positiven Dinge voranbringen. Teilweise sind die Leute nicht bereit, das Schöne in Blumenthal zu sehen.

Wie steht es denn um den Blumenthaler Marktplatz?

30 Jahre diskutieren die Leute über den Marktplatz und wollen ihn weg haben. Jetzt machen wir was, aber das ist auch nicht für alle in Ordnung. Aber in den Planungsprozess haben sich die wenigsten eingebracht. Da machen wir jetzt ein Mittelding. Der Marktplatz wird ein bisschen enger und an der Seite kann man mit 20 Stundenkilometern längs fahren.

Für den Marktplatz gab es viele Ideen und Konzepte, aber es haperte jahrelang an der Umsetzung. Das trifft auch auf viele andere Projekte zu. Was muss sich ändern?

Wichtig ist, die Vorhaben durchzufinanzieren. Von daher plädiere ich dafür im ersten Anlauf lieber etwas weniger zu machen und dann aber dafür zu sorgen, dass es funktioniert. Die Mittel für das Verkehrskonzept zum Beispiel tauchen inzwischen im Haushalt auf: 2017 mit 600.000 Euro und 600.000 für 2018. Da wird es nächstes Jahr endlich losgehen. Das sind gute Nachrichten und ist auch für die Bürger ein wichtiges Zeichen: Sie sehen, dass etwas passiert und das motiviert. Denn die Blumenthaler sind die besten Werbeträger für den Stadtteil. Sie müssen überzeugt sein, dass sich Blumenthal positiv entwickelt und das weiter tragen.

Was muss dafür noch getan werden?

Ich möchte viele Leute davon überzeugen, über den Tellerrand zu schauen. Die Idee, die ich vor ein paar Wochen aufgebracht habe, auf dem Gelände des ehemaligen Tanklagers Farge Europas größte Fabrik für Lithium-Ionen-Zellen zu bauen – über sowas muss nachgedacht werden. Da frage ich mich, warum Fabriken dieser Größenordnung in anderen Regionen, zum Beispiel in Sachsen, entstehen können. Da ist wahrscheinlich jemand losgegangen und hat für das Areal geworben. Und so bin auch ich mit der Idee unterwegs. Ich habe sogar Elon Musk angeschrieben und ihm einen freundlichen Brief geschickt, in dem ich ihm angeboten habe, auf dem BWK-Gelände ein Delivery-Center für Tesla zu errichten.

Haben Sie eine Antwort erhalten?

Ja, ich habe ein Schreiben bekommen. In dem steht, dass der Brief an die Europazentrale in München gegangen ist. Aber die kommen nicht in Gang und sind schlecht zu erreichen.

Sie haben viele Ideen für Blumenthal. Wie sieht denn Ihre Vision für den Stadtteil in 15 Jahren aus?

In 15 Jahren haben wir die Batteriefabrik. Wir haben auch an der Bürgermeister-Dehnkamp-Straße eine Siedlung mit 250 Luxuswohnungen, die voll belegt sind. Wir haben neue Schulen gebaut und alle Einrichtungen sind Ganztagsschulen. Und es gibt Lehrer, die sich darum schlagen, an Blumenthaler Schulen zu unterrichten. Wir haben weniger Arbeitslose. Dieser Stadtteil wird blühen, wenn alle davon überzeugt sind, dass es gut wird.

Kommen wir aus der Zukunft zurück zum aktuellen Jahr. Was war Ihr persönliches Highlight?

Das war die Eröffnungsparty für den Busbahnhof. Da haben wir allen Widrigkeiten mit Sturm Herwart getrotzt. Nach der Wettervorhersage haben wir gedacht, wir müssen die Veranstaltung absagen, aber es hat doch noch alles geklappt und wir konnten das in der Kirche machen. Es war ein tolles Fest mit einem tollen Ambiente.

Was kommt nächstes Jahr auf Blumenthal zu?

Auch 2018 wird wieder ein spannendes Jahr werden – wir haben viele Vorarbeiten geleistet. Die Landrat-Christians-Straße und der Marktplatz werden umgebaut. Wir werden den Grundstein legen für das neue Haus an der Ecke Landrat-Christians-Straße/Jenny-Ries-Platz. Auf dem BWK-Gelände wird weiter fleißig gebaut und 2018 kommen neue Firmen. Ende 2018 werden die Deichbaumaßnahmen fortgesetzt. Und ich hoffe, dass wir einen Architekten-Wettbewerb für die Bürgermeister-Dehnkamp-Straße ausschreiben können. Und auch La Strada kommt wieder.

Wie geht es mit dem Rathaus weiter?

Ich hoffe, dass es dahingehend 2018 eine Entscheidung gibt, was aus dem Gebäude wird. Meine Idee ist für den Übergang drei bis vier Kita-Gruppen dort unterzubringen. Langfristig soll die Polizei dorthin und auch ich will wieder da rein. Der Ortsamtsleiter gehört ins Rathaus.

Was wünschen Sie sich 2018 von den Blumenthalern?

Von den Blumenthalern wünsche ich mir mehr Optimismus und einfach einen Glauben an die Zukunft. Und ich selbst wünsche meinen Blumenthalern mehr Gelassenheit im Umgang mit Dingen, die nun mal so sind wie sie sind.

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