Michael Lempe, Alleinvorstand der hkk, freut sich über Neukunden aus dem gesamten Bundesgebiet. Foto: Schlie Michael Lempe, Alleinvorstand der hkk, freut sich über Neukunden aus dem gesamten Bundesgebiet. Foto: Schlie
Interview

Michael Lempe: „Planen über 80 neue Stellen“

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Die Bremer Handelskrankenkasse (hkk) ist bundesweit auf Wachstumskurs. Das verdankt sie unter anderem ihrem vergleichsweise niedrigen Zusatzbeitrag von 0,59 Prozent.

Weser Report: Die hkk ist weiterhin Preisführer unter den bundesweit wählbaren Kassen. Wie schaffen Sie das?

Michael Lempe: Die hkk ist ein solides mittelständisches Unternehmen, was uns gegenüber größeren Kassen Vorteile verschafft. So handeln wir traditionell besonders nachhaltig. Zum Beispiel haben wir ein großes Vermögen und erzielen dank unserer langfristigen Anlagen immer noch gute Zinsergebnisse. Gleichzeitig sind wir flexibler und haben eine schlanke Verwaltung mit Kosten, die rund 30 Prozent unter dem Kassendurchschnitt liegen. Außerdem haben unsere Mitglieder ein besonders gutes Gesundheitsbewusstsein.

Wie sieht es bei den Leistungen aus?

Wir verstehen uns als norddeutsche Kasse mit besonderem Preis-Leistungs-Vorteil. Auch bei den einschlägigen Leistungsvergleichen zählen wir regelmäßig zu den besten Kassen. Gerade in der Region Bremen sind wir für unsere Gesundheitskurse bekannt. Unserem Arzt-Termin-Service gelingt es in 80 Prozent aller Anfragen, einen früheren Termin beim Facharzt zu vereinbaren. Zunehmend bieten wir auch digitale Produkte, etwa eine App für Menschen, die Tinnitus haben. Das sind aber nur drei Beispiele. Wir bieten Zusatzleistungen im Umfang von mehr als 1.000 Euro pro Jahr und Versicherten.

Sie spachen eben vom guten Gesundheitsbewusstsein der Versicherten. Woher kommt das?

Da spielt sicherlich die Herkunft der Handelskrankenkasse eine Rolle mit vielen Beschäftigten aus Dienstleistungsberufen. Aber auch viele unserer Neukunden sind überdurchschnittlich gesundheitsbewusst. Gut für unsere Kostenentwicklung ist auch, dass unser Mitglie-derschwerpunkt hier in Bremen und Niedersachsen liegt, wo die medizinischen Leistungskosten noch relativ moderat sind.

Wir wirken sich die guten Platzierungen in den Rankings auf die Versichertenzahlen aus?

Sehr positiv: 2016 war ein Jahr, in dem alle Kassen ihre Beiträge angehoben haben. Wir sind in dem Jahr um 109.000 Versicherte gewachsen, das entsprach 25 Prozent. 2017 sind es mit 54.000 Neukunden immerhin auch über zehn Prozent.

Wie wirkt sich das auf die hkk aus?

Das ist eine erhebliche organisatorische Kraftanstrengung. 2016 waren wir grenzwertig belastet, inzwischen können wir die Zuwächse aber gut bewältigen. Unter anderem haben wir die Eingangskanäle für die Kunden digitalisiert. Dadurch sind wir viel beweglicher geworden, weil die Sachbearbeiter nicht mehr so häufig in den Prozess eingreifen müssen.

Dennoch müssen Sie das Personal aufstocken.

Das stimmt. Wir planen über 80 neue Stellen zu schaffen, und es gelingt uns auch, diese Kräfte am Arbeitsmarkt zu finden. Einerseits, weil diese Stellen bei uns als besonders erfolgreicher Krankenkasse gut bezahlt und überdurchschnittlich sicher sind, andererseits bemühen wir uns um einen guten Ruf als Arbeitgeber, zum Beispiel durch flexible Arbeitszeitmodelle und ein betriebliches Gesundheitsmanagement.

Wie erreichen Sie die Kunden in der Fläche?

Wir haben inzwischen 26 Geschäftsstellen, größtenteils in Niedersachsen und Bremen, ergänzend auch in Hamburg. Die Neukunden kommen aber im Wesentlichen aus Gebieten, in denen wir abgesehen von Münster keine Geschäftsstellen betreiben: aus Nord­rhein-Westfalen, Bayern und Hessen. Diese Kunden haben ganz andere Kommunikationsbedürfnisse, denen wir mit dem Ausbau unseres Telefonservice und der digitalen Angebote entgegenkommen.

Warum ist das für Sie wichtig?

Das ist für uns erfreulich, weil sich dadurch unsere Abhängigkeit von den Risiken hier in der Region verringert.

Was meinen Sie damit?

Es wird gerade auf politischer Ebene diskutiert, ob der Geldverteilmechanismus zwischen den Krankenkassen – der Risikostrukturausgleich – verändert werden soll. Im Ergebnis könnten Kassen wie wir, deren Versicherte in vergleichsweise preisgünstigen Regionen leben, künftig weniger Geld bekommen.

Zur Person: Michael Lempe (54) ist Alleinvorstand der hkk. Der Ökonom ist verheiratet und hat zwei Kinder. 

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