Ob Smartphone, Schokolade oder Kekse: In der Fastenzeit verzichten viele Bremer auf mindestens eine Sache, um das Leben leichter zu machen.Foto: Schlie Ob Smartphone, Schokolade oder Kekse: In der Fastenzeit verzichten viele Bremer auf mindestens eine Sache, um das Leben leichter zu machen. Foto: Schlie
Verzicht

Osterfasten: 40 Tage raus aus dem Trott

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Die Hand greift in die Gummibärenpackung, mit dem Auto geht es zum Bäcker um die Ecke, und ohne Bier am Abend geht nichts. Aber gerade wird auch gefastet. So schnallt man den Gürtel enger – wenn man denn will.

 „Das Fasten reinigt und bereitet den Körper auf das heilige Fest Ostern vor“, sagt Dorle Dracklé, Dekanin für Kulturwissenschaften an der Universität Bremen.
40 Tage lang soll man auf mindestens eine Sache verzichten – ob auf Fleisch, Alkohol, Süßigkeiten, Fernseher oder das Auto – worauf ist jedem selbst überlassen. „Alles, was Platz einnimmt und Zeit verschwendet“, sagt Martina Höhns vom katholischen Gemeindeverband Bremen.

„Ich finde Fasten ganz wunderbar. Wir essen zu viel und treiben zu wenig Sport“, sagt Ernährungsberaterin Petra Budde. Das Spektrum des Fastens wird dabei immer breiter. Auf was speziell die Bremer verzichten, lässt sich aber nicht sagen. „Menschen sind ja auch unterschiedlich“, sagt Dracklé.

Zurück zu den alten Gewohnheiten

Der Verzicht auf Fleisch wie im Mittelalter steht dabei längst nicht mehr im Fokus. „Die Menschen achten bewusster auf die Umwelt“, sagt Höhns. So würden einige ihren Wasser- und Energieverbrauch in der Fastenzeit verringern. Und laut Dracklé verzichten mehr Menschen auf Dinge wie das Fernsehen, um mehr Zeit mit der Familie zu verbringen.

„Das Osterfasten dient dazu, sich den eigenen Lebensstil bewusst zu machen“, sagt Ernährungsberaterin Budde. „In der Regel fällt man jedoch danach in die alten Gewohnheiten zurück.“

Das Ziel bei 40 Tagen Verzicht sei nicht, dauerhaft von schlechten Angewohnheiten loszukommen, sondern sich bewusst zu werden, ob man die eigene Lebenseinstellung ändern möchte.

„Verhaltensänderung braucht länger Zeit“

„Verhaltensänderung braucht länger Zeit“, sagt die Ernährungsberaterin. Dafür bietet die Handelskrankenkasse (hkk) Präventionskurse und die Volkshochschule Bremen Fastenkurse an. Es sei einfacher, in der Gruppe zu fasten und sich gegenseitig auszutauschen, sagt Höhns vom Gemeindeverband: „Fasten ist eine schöne Zeit. Es stärkt die Gemeinschaft.“

Eine Fastenmethode ist das Heilfasten. „Für ein bis zwei Wochen wird komplett auf Lebensmittel verzichtet. Der Körper wird entschlackt und entgiftet“, erklärt Budde.

In der Zeit nehmen die Teilnehmer nur Brühe und Getränke zu sich. Besonders gefragt ist die Methode, die jedoch nicht von der hkk angeboten wird, laut der Ernährungsberaterin am Anfang des Jahres und vor Ostern.

Raus aus dem alten Trott

Das Heilfasten lindere auch Krankheiten mit chronischen Entzündungen und Allergien, sollte aber nur in Begleitung eines Arztes angewendet werden. Für Kinder sei die Methode gar nicht geeignet und bei älteren und schwangeren Menschen bestehe die Gefahr von Mangelernährung.

Beim Osterfasten dagegen sei ärztliche Beratung nicht notwendig. „Es besteht auf keinen Fall die Gefahr einer Mangelerscheinung“, sagt Dekanin Dracklé, „Bei uns herrscht ein Überfluss an Nahrung. Wir können keinesfalls vom Fasten krank werden.“

„Das Fasten eignet sich sehr gut, um 40 Tage raus aus dem alten Trott zu kommen“, sagt Höhns vom Gemeindeverband. Und nach 40 Tage Verzicht auf Wein schmecke er zu Ostern umso besser.

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