Bei der Buchvorstellung von "Kirschendiebe" war auch die Mutter von Anke Bär anwesend. Foto: Tistan Vankann Bei der Buchvorstellung von "Kirschendiebe" war auch die Mutter von Anke Bär anwesend. Foto: Tistan Vankann
Anke Bär

Kindheitserlebnisse der Eltern

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Das neue Werk der Autorin und Illustratorin Anke Bär ist mehr als ein Lesebuch. Es liefert Hintergrundwissen über die Nachkriegszeit, immer mit einem persönlichen Bezug. Es regt zum Austausch zwischen den Generationen an

Den Delmenhorstern ist Anke Bär vielleicht noch im Gedächtnis geblieben durch ihren „Salon de Bär“, den sie von Herbst 2016 bis Anfang 2017 in der Remise der städtischen Galerie Haus Coburg betrieb, begleitend zur Ausstellung „À la recherche: Hermine David“. Während Anke Bär die Arbeiten an dem Buch über Hermine David noch lange nicht abgeschlossen hat, ist ein weiteres ihrer Projekte mittlerweile Realität geworden. Das Buch trägt den Titel „Kirschendiebe oder als der Krieg vorbei war“ und ist im Verlag Gerstenberg erschienen. Es ist im Buchhandel erhältlich und kostet 18 Euro.

Gespräche mit Zeitzeugen

„Aus einem historischen und zugleich sehr persönlichen Interesse heraus wollte ich mich schon länger mit der Nachkriegszeit beschäftigen. Meine Eltern waren Kinder der Kriegs- und Nachkriegszeit“, verrät die Bremer Autorin und Illustratorin. In Gesprächen mit ihrer Familie und weiteren Zeitzeugen tauchte sie tief ein in eine teils völlig fremde Welt voller erinnerter Gerüche, Glücksgefühle, dunkler Trauer, geteilter Streiche und tiefer Freundschaft.

„Ich rate jedem dazu, sich mit den eigenen Eltern, Großeltern oder Urgroßeltern auszutauschen, um so wahre Geschichten geschenkt zu bekommen, die man in der heutigen Zeit nicht für möglich hält. Ich erfuhr von Maikäfern im Akkordeonkasten, selbst gebauten Radios, fliegenden Hühnern, aber auch von ertränkten Kätzchen und Trauer über den Verlust des Vaters, der nie aus dem Krieg heimkehrte“, erzählt Anke Bär. Sie empfinde große Hochachtung vor dem, was ihre Eltern in jungen Jahren erlebt haben und sei beeindruckt, wie erfinderisch der allgegenwärtige Mangel die Menschen gemacht habe.

Maikäfer im Akkordeonkasten

Es folgten drei Jahre voller intensiver Recherche, in denen die Autorin viel über die politische Situation in Deutschland nach dem Krieg, über die Rolle der Frauen und Mädchen zu der damaligen Zeit las. Schließlich entwarf und schrieb sie eine Geschichte um die elfjährige Lotte, illustrierte das Buch und fügte Fotografien von Familienerbstücken an.

Herausgekommen ist ein fiktiver Roman, der aber auf den vielen Erzählungen der Zeitzeugen basiert. „Die Geschichte hat sehr viel mit meiner Mutter zu tun. Sie ist auf dem Coverfoto zu sehen, als elfjähriges Mädchen mit Affenschaukeln in Lederhosen. Auch der Ort und die Personenkonstellationen im Buch sind stark aus der Kindheit meiner Mutter abgeleitet. Eine Biografie ist es aber nicht geworden“, betont die Autorin.

Austausch zwischen den Generationen

Das Lese- und Vorlesebuch solle einen emotionalen Zugang schaffen, Erinnerungen wachrufen und zu Gesprächen zwischen den Generationen anregen. Nebenbei vermittelt die Autorin auch noch Sachinformationen über die Nachkriegszeit.

Anke Bär liest am Samstag, 5. Mai, 15 Uhr in der Delmenhorster Buchhandlung Sabine Jünemann, Lange Straße 37.

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