Präses Harald Emigholz im Gespräch. Foto: WR Handelskammer-Präses Harald Emigholz fordert von der Politik mehr Anstrengungen, um Steuerzahler nach Bremen zu holen. Foto: WR
Jahresbericht

Handelskammer: In Bremen arbeiten zu wenige Bremer

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Bremen braucht mehr Steuerzahler und weniger Steuerverwender - das sagte Präses Harald Emigholz bei der Vorstellung des Jahresberichtes der Handelskammer Bremen. Das Bundesland müsse sich ehrgeizige Ziele setzen.

„Oberste Priorität der Politik muss es sein, Voraussetzungen für Wachstum zu schaffen“, sagte Handelskammer-Präses Harald Emigholz. Dazu müsse es unter anderem gelingen, die Nettoabwanderung von Fachkräften zu stoppen. Denn obwohl in den vergangenen Jahren in der Hansestadt überproportional viele neue Arbeitsplätze entstanden sind, ist die Arbeitslosigkeit in geringerem Maße zurückgegangen als im Bundesdurchschnitt.

Um die Attraktivität des Standortes als Wohnort zu verbessern, ist es nach Ansicht von Emigholz unbedingt notwendig, nach dem Vorbild Niedersachsens kostenlose Kindertagesstätten für alle einzuführen. „Wenn wir da nicht mitziehen, wandern noch mehr Familien ins Umland ab“, befürchtet er.

Kritik an Steuererhöhungen

Steuererhöhungen für Unternehmen seien hingegen der falsche Weg, um die Bremer Einnahmen zu erhöhen. „Das ist Gift für die Ansiedlungspolitik“, erklärte er. Schließlich stehe Bremen im Wettbewerb mit niedersächsischen Kommunen, die deutlich niedrigere Hebesätze für die Gewerbesteuer verlangten. Besser sei es, die Steuerbasis zu vergrößer, also mehr Steuerzahler anzusiedeln.

Auch die Verkehrsentwicklung betrachtet die Handelskammer als zentralen Erfolgsfaktor für die kommenden Jahre. Es mangele im Verkehrsressort an Mitarbeitern und dem Willen, den Verkehrsentwicklungsplan 2025 auch umzusetzen.

Betriebe finden keine Lehrlinge 

Ganz oben auf der Prioritätenliste der Handelskammer steht das Thema Bildung. „Es können nicht mehr alle Ausbildungsplätze besetzt werden“, so Emigholz. Das sei ein existenzielles Problem für viele Betriebe. „Wer keine Lehrlinge findet, hat später auch keine Gesellen“, rechnete er vor.

Eine Ursache für die fehlende Ausbildungsreife vieler Bewerber hat Emigholz in der fehlenden beruflichen Orientierung an den Schulen ausgemacht. Allerdings gebe es auch Schulen, die das vorbildlich verinnerlicht hätten. Um die Situation langfristig zu verbessern, will sich die Handelskammer dafür einsetzen, dass schon in der Lehrerausbildung die Berufsorientierung eine größere Bedeutung bekommt. 

Mit Konjunktur zufrieden

Mit der konjunkturellen Entwicklung in Bremen zeigten sich die Vertreter der Handelskammer sehr zufrieden. Zwar fehlten noch endgültige Zahlen, doch aufgrund der bisherigen Analyse gehe man davon aus, dass sich für das Gesamtjahr 2017 bestätigen werde, was sich zum Halbjahr gezeigt habe: In den ersten sechs Monaten 2017 lag das Wirtschaftswachstum in Bremen mit 3,5 Prozent deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 2,0 Prozent.

Die Bremer Wirtschaft habe bei stabiler Binnennachfrage vom anziehenden Exportgeschäft profitiert, sagte Mathias Fonger, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Bremen. Zu den Wachstumstreibern zählte neben dem exportstarken Fahrzeugbau (Autos, Luft- und Raumfahrt) auch der Dienstleistungsbereich.

Für 2018 rechnet die Handelskammer weiterhin mit starkem Wachstum. Im Bundesdurchschnitt erwarten die Konjunkturforscher ein Wachstum von 2,7 Prozent. „In diesem Kontext sollte auch Bremen angesiedelt sein“, meinte Fonger. Dabei könnte die Hansestadt erneut von einer boomenden Weltwirtschaft profitieren. Global gesehen prognostizieren die Forscher ein Wachstum von 3,9 Prozent.

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