BSAG-Vorstandssprecher Hajo Müller will den Anteil an der Eisenbahngesellschaft Metronom verkaufen. Die Verhandlungen laufen schon. Foto: Schlie
Interview

BSAG prüft Aufbau eigener Sicherheitsmannschaft

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BSAG-Vorstandssprecher Hajo Müller spricht im Interview mit dem Weser Report davon, die Begleitdienste an den Haltestellen aufzustocken zu wollen. Zudem werde der Aufbau einer Sicherheitsmannschaft geprüft.

Weser Report: Herr Müller, nach dem Urteil über Diesel-Fahrverbote gewinnen Elektro-Autos an Bedeutung, Wie viele Elektro-Busse schaffen Sie an?

Hajo Müller: Unser Plan sieht vor, dass wir bis zum Jahr 2025 die Hälfte unserer Leistung elektrisch anbieten. Jetzt sind wir aufgrund der Straßenbahnen schon bei einem Drittel. Wenn wir unser Ziel erreichen wollen, brauchen wir 55 bis 60 Elektro-Busse. Außerdem brauchen wir eine Ladein­frastruktur, dafür ausgebildetes Personal und entsprechende Einrichtungen in den Werkstätten. Das stemmen wir nicht alleine, muss ja alles finanziert werden. Aber die Industrie ist gar nicht in der Lage, größere Chargen zu liefern.

Wann kommen die fahrerlosen Busse und Bahnen?

Bis zur autonomen Fahrt ist es noch ein langer Weg. Künftig werden wir vielleicht mehr von den kleinen Bussen haben. Die kann man dann auch mal teilautonom fahren lassen, also mit Fahrer, der aber nur im Notfall eingreift. Im Testbetrieb können wir das auf einer abgesperrten Strecke in vier, fünf Jahren ausprobieren.

Wie steht es um die Sicherheit der Fahrgäste?

Wir sind dabei, gemeinsam mit dem Innensenator und dem Polizeipräsidenten ein Konzept zu entwickeln.

Einen eigenen Sicherheitsdienst hat die BSAG nicht.

Wir haben uns immer externer Dienstleister bedient. Die Überlegungen gehen aber auch dahin, eine eigene Mannschaft aufzubauen. Wir stellen zwar keine Häufung von Übergriffen fest, doch das subjektive Sicherheitsempfinden unserer Kunden steigt. Deshalb bieten wir in den Fahrzeugen und an ausgewählten Haltestellen zunehmend Begleitdienste an. Sie unterstützen zum Beispiel behinderte Personen beim Ein- und Ausstieg oder helfen an den Fahrkartenautomaten. Die Begleitdienste sind aber keine Sicherheitskräfte.

Wann bauen Sie einen eigenen Sicherheitsdienst auf?

Das wird in diesem Jahr entschieden. Wenn wir uns dafür entscheiden, brauchen wir einen Vorlauf, um die Leute dafür auszuwählen und auszubilden.

Wie läuft die Kooperation mit der Polizei?

Die Polizei ist im Notfall sehr schnell da. Sie unterstützt uns auch bei Routinekontrollen der Fahrgäste und bei Fahrten zu Hochrisikospielen im Fußball. Die Pläne gehen sogar dahin, dass die Polizei die Revierwache in Gröpelingen in unser neues Gebäude dort verlegt.

Wie groß sind denn die Graffiti-Schäden?

Wir hatten am Wochenende wieder drei Bahnen, die beschmiert wurden. Da fallen je nach Bahn 2.000 bis 3.000 Euro für die Reinigung an. Jetzt setzen wir verstärkt den Wachdienst ein, auch mit Hundestreifen.

Wie viele Fahrgäste fahren ohne Fahrschein?

Es gibt immer einen gewissen Prozentsatz an Menschen, die klamm sind. Und es gibt die notorischen Schwarzfahrer. Die Quote liegt bei uns konstant zwischen zweieinhalb und drei Prozent der Fahrgäste.

Zeigen Sie die Schwarzfahrer an?

Wir nicht. Wir erheben die Forderung nach dem erhöhten Entgelt, treten sie aber an ein Inkassobüro ab. Das vereinfacht für uns die Bürokratie. Das Inkassobüro stellt dann in den entsprechenden Stufen auch Anzeigen.

Aktuell wird diskutiert, ob Schwarzfahren nur als Ordnungswidrigkeit geahndet werden soll oder weiterhin als Straftat, bei der dem Täter Gefängnis drohen kann.

Ich sehe das ambivalent. Es gibt wirklich Menschen, die aus reiner Not schwarzfahren. Das rechtfertigt nicht die Tat, aber sie als Straftat zu ahnden, ist schon stramm. Die Schwarzfahrerquote würde nicht hochgehen, wenn es nur eine Ordnungswidrigkeit wäre.

Zum Jahreswechsel steigen wieder die Fahrpreise?

Wir machen die Preise nicht alleine, wir sind im Verbund mit 36 weiteren Gesellschaften. Die müssten alle zustimmen.

Welche Kooperationen planen Sie?

Wir tauschen uns mit verschiedenen Partnern aus, welche Möglichkeiten es gibt für kleinere Busse, die nur auf Anforderung kommen. Der Kunde kann dann außerhalb der Hauptverkehrszeiten ohne große Vorlaufzeit seinen Bedarf anmelden. Im ersten Vierteljahr werden wir die Kriterien formulieren, auf deren Basis wir dann Angebote einholen.

Trennt sich die BSAG auch von Geschäften?

Über unsere Muttergesellschaft, die BVG, halten wir fünf Prozent an der Eisenbahngesellschaft Metronom. Den Anteil verkaufen wir. An wen, verhandeln wir gerade.

Zur Person

Seit Oktober 2009 ist Hajo Müller Vorstandssprecher der BSAG, die im Jahr rund 104 Millionen Personen befördert und 112,6 Millionen Euro umsetzt. Müller studierte nach seiner Zeit bei der Bundeswehr Betriebswirtschaft und arbeitete danach beim Touristikunternehmen DER und dann bei der Deutschen Bahn.

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