Kleiderschrank „Die Technik muss funktionieren, ohne dass der Nutzer sein Verhalten ändert“, findet Labor-Leiter Serge Autexier vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz. Foto: WFB/Focke Strangmann
Intelligente Wohnung

Kleiderschrank im Smart Home gibt Ratschläge

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Bremer Wissenschaftler arbeiten an sogenannten Smart Home-Technologien. Intelligente Wohnungen sollen sich zukünftig den alltäglichen Bedürfnissen der Bewohner anpassen. Der Mensch steht dabei mit der Technik im Dialog.

Von Insa Lohmann

Ein Schrank, der Vorschläge zur Kleiderwahl macht, ein Waschbecken, das sich der Höhe des Bewohners anpasst oder ein Kühlschrank, der passende Rezeptvorschläge liefert: Für Wissenschaftler am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) ist das mehr als bloße Zukunftsmusik.

Im Bremen Ambient Assisted Living Lab arbeiten die Bremer Forscher an sogenannten Smart Home-Technologien. Diese sollen es nicht nur der alternden Gesellschaft erleichtern, möglichst lange in den eigenen vier Wänden zu bleiben.

Auch für jüngere Menschen sind intelligente Wohnungen, die sich den Bedürfnissen der Bewohner anpassen, aus Sicht von Serge Autexier interessant: „Je früher man anfängt, desto größer ist später die Akzeptanz.“ Für den Informatiker des Forschungsbereichs Cyber-Physical Systems geht es bei seiner Arbeit ganz generell um die Frage, wie Technik die Menschen in ihrem Alltag unterstützen kann – unabhängig vom Alter.

Kleiderschrank bestimmt das Outfit

Geht es nach den Bremer Wissenschaftlern am DFKI, könnte künftig beispielsweise ein Kleiderschrank die Wahl des Outfits bestimmen. Möglich macht dies ein integrierter Computer, der nach der aktuellen Wettervorhersage schaut und die anliegenden Termine des Bewohners kontrolliert.

Die Forscher haben ihn bereits mit einer praktischen Funktion ausgestattet: Die Kleidungsstücke am DFKI sind mit einem Funk-Etikett versehen. Klickt man nun an einem Bildschirm eine bestimmte Krawatte an, leuchtet daraufhin eine Lampe in dem entsprechenden Schrankfach auf. So muss der Bewohner nicht lange überlegen, wo sich das Accessoire befindet.

Praktisch könnte dies im Alltag nicht nur für Mode-Muffel sein, sondern auch für Menschen mit Demenz, die oft nicht mehr in der Lage sind, sich der Jahreszeit entsprechend zu kleiden, erklärt Autexier.

Innovationen werden in der Labor-Wohnung erprobt

Im Bremen Ambient Assisted Living Lab wollen die Forscher aus Bremen verschiedene Technologien in realitätsnaher Umgebung testen. Das etwa 60 Quadratmeter große Labor am DFKI sieht daher auch fast wie eine normale Wohnung aus. Es gibt ein Schlafzimmer, ein Bad, ein Wohnzimmer und eine Küche.

Labor-Leiter Serge Autexier zeigt dort auf einen Spiegel, in dem sich eine Kamera befindet. Diese kann die Größe des jeweiligen Bewohners erkennen und das höhenverstellbare Waschbecken sich so dem Benutzer anpassen.

Die Grundidee der Wissenschaftler: Der Mensch steht durch Sprache und Gesten mit der Technik im Dialog – im Bestfall rein intuitiv. „Die Technik muss funktionieren, ohne dass der Nutzer sein Verhalten ändert“, betont Autexier. In der Labor-Wohnung sollen die Innovationen des DFKI deshalb gründlich erforscht und erprobt werden.

Nur 20 Prozent Frauen

Neben der Frage, wie Assistenzsysteme den Alltag erleichtern können, beschäftigt Serge Autexier noch ein weiterer wichtiger Bereich: der weibliche IT-Nachwuchs.

Aktuell liegt der Frauenanteil in Informatikstudiengängen und -berufen in Deutschland bei rund 20 Prozent. Viel zu wenig, findet Autexier, und hat deshalb mit dem DFKI die Initiative Smile ins Leben gerufen.

Das öffentlich geförderte Projekt soll Mädchen und junge Frauen die Faszination der Informatik schon ab der 5. Klasse näherbringen und ihnen zeigen, in welchen alltäglichen Dingen Technik steckt. „Alles, was man hier in der Wohnung sieht, ist Informatik“, sagt Autexier.

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