Familie im Stadtteil Muradiye Tanc, Karin Arslanmirza, Andrea Schlüter, Karen Siggermann und Bernadette Cordes (von links) unterstützen Familien im Bremer Süden. Foto: Bültel
Huchting

Familie im Stadtteil: „Ich bin die Ersatz-Oma“

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Das Projekt Familie im Stadtteil hilft Familien im Bremer Süden, die im Alltag Unterstützung benötigen. In Huchting und Woltmershausen fehlen aber noch die Assistenten. Info-Veranstaltungen sollen dies ändern.

Die Eltern arbeiten und können das Kind nicht vom Kindergarten abholen, eine alleinerziehende Mutter benötigt Hilfe im Haushalt, und ein Flüchtling sucht Unterstützung bei Amtgängen.

„Wir unterstützen Mütter und Väter, spielen mit den Kindern und bieten sprachliche Förderung an“, sagt Bernadette Cordes.

Die Sozialpädagogin ist zusammen mit Andrea Schlüter Teamleiterin bei dem Projekt Familie im Stadtteil (FiS) und ist angestellt bei Träger AFJ Kinder- und Jugendhilfe Bremen.

Die Assistenten arbeiten ehrenamtlich

FiS kooperiert in Huchting außerdem mit dem Mütter- und Familienzentrum und erhält finanzielle Unterstützung vom Amt für soziale Dienste Bremen. „Bevor ich zu FiS kam, habe ich auf die Tochter einer Nachbarin aufgepasst“, sagt Karin Arslanmirza. „Durch FiS ist mein Babysitten offizieller und ich bekomme eine kleine Aufwandsentschädigung.“

Das Projekt sei seit mehr als zehn Jahren bereits in Bremerhaven erfolgreich, sagt Cordes. Seit viereinhalb Jahren wird FiS in Obervieland angeboten. Im Herbst 2017 startete es in Woltmershausen und Huchting. Anfragen auf Unterstützung liegen Cordes bereits vor. Nur die Assistenten fehlen.

Diese arbeiten ehrenamtlich. „Ich habe zwei Familien und unterstütze jede einmal pro Woche“, sagt Richard Werner. „Einer helfe ich bei der Wohnungssuche, bei der anderen führe ich die Kinder unter anderem durch den öffentlichen Straßenverkehr. FiS lässt uns viel Raum für Kreativität.“ Werner ist Rentner, seine Frau ist seit 2014 Teil des Obervielander Teams.

„Wir haben auch Berufstätige in der Gruppe“

Karen Siggermann ist ebenfalls Rentnerin. Die ehemalige Sozialpädagogin und Mutter von drei Kindern wollte auch nach ihrem Berufsleben Familien helfen. Eine andere Assistentin ist Studentin, die auf das Kleinkind einer Bekannten aufpasst. „Wir haben auch Berufstätige in der Gruppe“, sagt Schlüter.

Mehrere der Frauen sind selber Mütter. „Ich bin Hausfrau und habe zwei Kinder, die bereits groß sind. Jeden Tag zu Hause sein ist auch nicht gut“, sagt Muradiye Tanc.

Interessierte müssen ein Führungszeugnis abgeben und bekommen eine Schulung, bevor sie einen Auftrag annehmen dürfen. Bei regelmäßigen Treffen tauschen die FiS-Teilnehmer untereinander ihre Erfahrungen aus. „Ich bin gerne hier. Es hilft mir auch, Deutsch zu lernen“, sagt Tanc.

Info-Veranstaltungen in Huchting

Sucht eine Familie Unterstützung, überprüfen Cordes und Schlüter, ob ein Assistent Interesse und Zeit hat. Ist dies nicht der Fall, kommt der Auftraggeber auf eine Warteliste. „Die Frau oder der Mann ruft bei der Familie an, sie treffen sich und lernen sich kennen“, berichtet Cordes.

Jeder Auftrag ist vorerst auf sechs Monate beschränkt, bei Bedarf kann auf neun Monate verlängert werden. „Die Familien, die ich betreut habe, sind jetzt meine Freunde. Wir haben immer noch Kontakt“, sagt Karen Siggermann. „Für die Kinder bin ich die Ersatz-Oma. Ich spiele mit ihnen, damit die Mutter einkaufen gehen oder das Haus putzen kann.“

FiS lädt morgen, 10. April, und am 17. April zu Info-Veranstaltungen ein. Beginn ist jeweils um 11 Uhr an der Kötnerweide 13 in Huchting.

Weitere Infos zu dem Projekt unter Telefon 0421/ 69 69 68 47.

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