Im Schuppen 1 macht Frank Sommer vom Unternehmen Retrocars den Koschnick-Mercedes startklar. Foto: Schlie Im Schuppen 1 macht Frank Sommer vom Unternehmen Retrocars den Koschnick-Mercedes startklar. Foto: Schlie
Oldtimer-Rallye

Hans Koschnicks Auto aufgetaucht

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Er ist wieder da – der blau lackierte Mercedes W116 280 SEL, 177 PS stark und bis zu 200 Stundenkilometer schnell; das Auto, mit dem Hans ­Koschnick gefahren wurde. Bei der Oldtimer-Rallye Bremen Classics startet er.

Ein Relikt aus jener Zeit, als die SPD in den Bürgerschaftswahlen auf mehr als 45 Prozent kam. In rund sieben Wochen, am 30. Juni, geht es wieder los. Dann startet das Auto bei den 21. Bremen Oldtimer Classics, der größten Rallye Norddeutschlands.

Noch steht es in der Überseestadt im Schuppen 1. Frank Sommer, Besitzer des Unternehmens Retrocars, macht das Fahrzeug startklar. Der 49-Jährige hat sich spezialisiert auf Fahrzeuge aus den 1970er und 1980er Jahren. Regelmäßig fährt er nach Kalifornien, um Autos aus dieser Zeit zu kaufen. „Dort ist einer der größten Märkte für Oldtimer, auch weil das Klima dort optimal ist für diese Fahrzeuge“, sagt Sommer.

Wert von Oldtimern gestiegen

In Bremen rüstet er sie auf, stellt sie im Schuppen 1 aus und verkauft sie.

Begehrt sind Modelle, die einen starken Motor besitzen, eine besondere Karosserie und von denen nur wenige Exemplare hergestellt wurden. Manchen Käufern von Oldtimern geht es darum auch um eine Wertanlage. In den vergangenen zehn Jahren stieg der Wert von Oldtimern durchschnittlich um 5,8 Prozent jährlich. 

Das ergibt sich aus dem jährlich erscheinenden Deutschen Oldtimer Index (DOX). Für die meisten Besitzer ist ihr Oldtimer wohl mehr als eine Wertanlage. Sie wollen auch damit fahren, zumindest im Sommer.

Oldtimer-Fan forscht nach

Koschnicks Mercedes allerdings stand wohl länger in der Garage eines Sammlers. Zuletzt erwarb ein Oldtimer-Fan aus Schleswig-Holstein das Auto, erforschte dessen Geschichte und stieß dabei auf den früheren Nutzer Hans ­Koschnick.

Der langjährige Bürgermeister hatte den Mercedes am 17. Januar 1977 erhalten. Nur 13 Monate später, im Februar 1978, musste der Politiker auf ein anderes Modell umsteigen, einen gepanzerten Mercedes. Dazu riet die Polizei aus Furcht vor Terroranschlägen. Bis Ende 1985 blieb der 280 SEL im Fuhrpark des Bremer Rathauses, dann wurde das Auto nach Hannover verkauft.

Rund 400.000 Kilometer hat der Wagen bis heute zurückgelegt. Für damalige Verhältnisse war er komfortabel ausgestattet mit Klima-Anlage, Standheizung, Automatikgetriebe, Schiebedach und Telefon. Koschnick saß meist neben dem Fahrer. Bremens aktueller Bürgermeister Carsten Sieling nahm dort vor kurzem auch Platz. Vielleicht hilft‘s ja ihm und der SPD bei der Bürgerschaftswahl im nächsten Jahr.

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