Alice (Katharina Shakina) begegnet auf ihrer Reise im Wunderland wundersamen Geschöpfen wie dem weißen Kaninchen (Rajko Geith)Foto: Stephan Walzl Alice (Katharina Shakina) begegnet auf ihrer Reise im Wunderland wundersamen Geschöpfen wie dem weißen Kaninchen (Rajko Geith)Foto: Stephan Walzl
Theaterhafen

Eigenwillige Interpretation von Alice im Wunderland

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Passenderweise haben Robert Gerloff (Regie) und Jonas Hennicke (Dramaturgie) ihre Interpretation von „Alice im Wunderland: LS-Dreamland“ nicht Schauspiel, sondern Spektakel genannt. Und genau das ist es geworden.

Bei ihrer „Alice im Wunderland: LS-Dreamland“  trifft Theater auf Musical, Rockkonzert auf Tanz, gemischt mit jeder Menge Unsinn. Das Zirkuszelt von Roncalli, das als Uferpalast tituliert wird und für die nächsten Wochen als Ausweichquartier für das Oldenburgische Staatstheater dient, ist dann auch genau der passende Rahmen für die Auftaktveranstaltung am „Theaterhafen“.

Alle sind etwas verrückt

Zwar tummeln sich viele der Figuren, wie man sie aus dem Roman und den Kinoadaptationen von Alice im Wunderland kennt, auch hier auf der Bühne, doch wurden sie nicht eins zu eins übernommen, sondern dienten nur als Vorlage. Eines haben sie aber mit dem Original gemeinsam: sie sind alle etwas verrückt, unberechenbar, mitunter kindisch anstrengend oder liebenswert. Die fantasievoll gestalteten Kostüme tun ihr übriges und erzeugen eine Stimmung, die sowohl zum Theater als auch zum Zirkus passt.

Wie der Leser bei der Lektüre des Romans muss auch bei dieser Inszenierung das Publikum (das Stück richtet sich eher an erwachsene Zuschauer) jede Menge Fantasie mitbringen. Immerhin schrumpft oder wächst Alice (Katharina Shakina) nur in den Köpfen des Publikums. Wenn man sich auf den verrückten Trip einlässt, wird man dafür mit jeder Menge Quatsch belohnt.

Jede Menge Quatsch

Die Herzkönigin (Thomas Birklein sprang kurzfristig für den erkranten Kollegen Thomas Lichtenstein ein) ist zwar keine Augenweide, aber macht in ihrer überzogenen, selbstverliebten Art einfach Spaß. Eine Mischung aus Erotik und „Rocky Horror Show“ bringt ihre Leibgarde mit.

Ein geschickter Kniff vom Regisseur ist es, dass der gefürchtete Jabberwocky in Form von ohrenbetäubendem Gebrüll dargestellt wird und unsichtbar bleibt und dadurch die Gefahr nicht wirklich greifbar ist.

Zitate aus Liedern, Filmen und TV-Serien

Unanfechtbar scheint auch das Unrecht zu sein, dass Alice angetan wird. Es erinnert an das Gebahren einiger skrupelloser Politiker der Gegenwart, als ihr ohne triftige Beweise der Prozess gemacht werden soll. Aber anders als in der Realität kann im Wunderland das weiße Kaninchen mit einem Kniff die Zeit zurückdrehen und die Geschichte fängt von vorne an.

Der aufmerksame Zuschauer entdeckt während der Show zahlreiche Zitate aus Liedern, Filmen und TV-Serien. Die Schauspieler (die in mehreren Rollen glänzen) und teilweise auch mehr oder weniger stimmig singen und tanzen, die Live-Band und ein Chor tragen alles in allem zum besonderen Charme der Inszenierung bei.

Mit Hilfe von Requisiten wie diesem übergroßen Stuhl wurde das Schrumpfen von Alice verdeutlicht. Foto: Stephan Walzl

Mit Hilfe von Requisiten wie diesem übergroßen Stuhl wurde das Schrumpfen von Alice verdeutlicht. Foto: Stephan Walzl

„Alice im Wunderland: LS-Dreamland“ wird noch mehrfach aufgeführt. Das Publikum muss 2,5 Stunden Sitzfleisch mitbringen. In dem Zusammenhang noch ein Tipp. Die Zirkusbänke im Uferpalast sehen zwar schön aus, sind aber unbequem. Deshalb bringt man sich am besten ein eigenes Sitzkissen mit.

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