Stadtteilfarm Huchting Farmleiterin Sigrun Bösemann, Anna Polls, die ihr freiwilliges ökologisches Jahr auf der Farm absolviert, und Florian Scheiba vom Nabu (von links) freuen sich über die Auszeichnung. Fotos: Bültel
Auszeichnung

Die Stadtteilfarm ist ein Paradies für Schwalben

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Der Naturschutzbund Bremen hat die Stadtteilfarm Huchting mit der Plakette "Schwalbenfreundliches Haus" ausgezeichnet. 19 Nester der gefährdeten Vogelart befinden sich auf dem Farmgelände.

Im Pferdestall der Stadtteilfarm Huchting herrscht reger Betrieb: Mitarbeiter misten den Stall aus, Kinder laufen ein und aus, die Tore sind stets geöffnet. Die Schwalben, die im Gebälk ihre Nester gebaut haben, stört dies nicht. „Sie sind sehr störungsunempflindlich, außer man zerstört das Nest“, sagt Florian Scheiba vom Naturschutzbund (Nabu).

Der Nabu Bremen zeichnet seit Anfang des Jahres Hausbesitzer aus, die sich für die Vögel engagieren.

Die Stadtteilfarm hat die zehnte Auszeichnung erhalten. „Hier war die Entscheidung relativ einfach“, sagt Scheiba. Der Grund: 19 Schwalbennester befinden sich auf dem Farmgelände. „Von denen, die bisher ausgezeichnet wurden, ist das die höchste Zahl“, sagt Scheiba.

„Ein Nest besteht aus 1.500 Lehmkugeln“

Bei den Vögeln handelt es sich laut dem Nabu-Mitarbeiter ausschließlich um Rauchschwalben. „Für sie ist die Farm ein Paradies.“ Denn die Tiere locken Insekten an, die den Schwalben als Futter dienen. Auch am Sodenmattsee gehen sie auf die Jagd oder trinken. Ihre Nester bauen sie aus Gräsern und Lehm.

Eine Schwalbe landet bei einer Schweinesuhle der Stadtteilfarm. Gekonnt rollt der Vogel mit dem Schnabel etwas Lehm und Schlamm zu einer kleinen Kugel zusammen. „Ein Nest besteht aus rund 1.500 Lehmkugeln“, erzählt Scheiba. „Für jede Kugel fliegt die Schwalbe einmal.“

Er schätzt die Anzahl der Vögel auf der Farm auf mittlerweile 20 bis 25 Stück. „Ich habe den Eindruck, dass es jedes Jahr mehr werden“, vermutet Sigrun Bösemann, Leiterin der Farm Huchting.

Die Rauchschwalbe ist gefährdet

Die meisten sind im Pferdestall zu finden. „Die Kinder können die Vögel super beobachten“, sagt Bösemann. Momentan brüten die Rauchschwalben für insgesamt zwei Wochen, bis die drei bis fünf Jungen schlüpfen. Nach weiteren 21 Tagen verlassen sie das Nest. „Die Schwalben kommen jedes Jahr wieder“, sagt die Farmleiterin.

Die Rauchschwalbe steht auf der roten Liste der gefährdeten Arten, während die ebenfalls in Bremen vorkommende Mehlschwalbe auf der Vorwarnliste steht. Deshalb ist es laut Scheiba strafbar, Nester zu zerstören. Durch das Insektensterben finden die Vögel immer weniger Nahrung. Denn: „Sie fressen 80 Prozent der Fluginsekten weg, vor allem Mücken“, sagt Scheiba.

Vermehrtes Vorkommen in der Stadt

Da die Bauernhöfe auch immer weniger werden, zieht es die Schwalben vermehrt in die Stadt. Gefördert durch Umweltsenator Lohse verteilt der Nabu deshalb Nistkästen, Kotbretter, und Lehm an interessierte Bremer.

Menschen, die sich für Schwalben engagieren und sie an ihren Häusern willkommen heißen, werden wie die Stadtteilfarm mit der Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ ausgezeichnet. Wer sich für die Auszeichnung bewerben möchte, kann dies bei Florian Scheiba unter der Telefonnummer 0421/ 48 44 48 72 tun.

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