Tornados entstehen, wenn hohe Luftfeuchtigkeit auf ein Gewitter trifft – und die Drehung des Windes mit der Höhe zunimmt, die sogenannte Windschere. Foto: pixabay
Naturphänomen

Die unterschätzte Gefahr: Tornados in Bremen

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Sie tauchen auf, wüten und verschwinden dann wieder – manchmal binnen weniger Minuten: Tornados. Längst haben sie ihren Weg nach Bremen gefunden, aber die Hansestadt ist auf die Naturkatastrophe nicht vorbereitet.

April dieses Jahres: Ein Mann ruft bei der Skywarn-Hotline an, ein Netzwerk ehrenamtlicher Unwetter-Beobachter. Eine Wasserhose zieht gerade über die Weser, nahe der Waterfront in Gröpelingen.

Findorff, zwei Jahre zuvor: Es ist Juni, strahlender Sonnenschein, am Horizont türmen sich dunkle Wolkenberge auf. Von ihrem Balkon aus filmt eine Anwohnerin einen Tornado, der sich gerade in Schwachhausen aufbaut. In Aahausen in Weyhe, eine halbe Autostunde von Bremen entfernt, verwüstet 2015 ein Tornado zwei Bauernhöfe, schleudert Autos von der Straße wie Spielzeuge.

Bremen: zehn Tornados in acht Jahren

Keine Frage: Das Wetterphänomen hat seinen Weg längst nach Deutschland gefunden – und damit auch nach Bremen. „Wir stellen jährlich 20 bis 60 Tornados im Bundesgebiet fest“, sagt Andreas Friedrich, Tornado-Experte beim Deutschen Wetterdienst. Das sind die bestätigten Fälle. Die Dunkelziffer schätzt er hingegen auf mehr als 100.

So dürfte auch die Anzahl an Tornados auf Bremer Boden höher liegen, als die bislang dokumentierten Fälle – allein zehn in den vergangenen acht Jahren.

Gebilde purer Zerstörung

Und auch wenn diese der unteren Kategorie zugeordnet werden, sieht Experte Friedrich keinen Grund zur Entwarnung: „Hinsichtlich der Wirbelsturm-Stärke ist in Bremen alles möglich“, sagt er. Selbst die gefürchteten F5‘s. Jene, die in den Vereinigten Staaten Angst und Schrecken verbreiten, massive Gebäude wie Kartenhäuser zerlegen, keinen Stein auf dem anderen lassen.

Gebilde purer Zerstörung. Auch sie kamen bereits in Deutschland vor. Zum Vergleich: Der Tornado in Aahausen war ein F1, der bis zu 180 Stundenkilometer schnell werden kann. Ein F5 wütet mit bis zu 500 Stundenkilometern durch die Landschaft.

Kein Notfall- oder Evakuierungsplan

Tritt ein Tornado auf Bremen, wird ein Notfall-Stab einberufen, weiß Nesrin Kök-Evcil, Sprecherin der Innenbehörde. Dieser würde spontan die nächsten Schritte entscheiden. Ein Notfall- oder Evakuierungsplan für einen solchen Fall existiere hingegen nicht. Die Bevölkerung würde man via Katastrophen-App NINA warnen.

Doch: Windhosen können sich rasant schnell aufbauen. Liegt ein Haus in der Zerstörungs-Schneise, bleibt den Bewohnern meist nur wenige Minuten, um sich vorzubereiten. Auch Michael Richartz, Sprecher der Bremer Feuerwehr, macht keine Hehl aus der Verwundbarkeit bei einer solchen Naturkatastrophe: „Viel mehr als die Schäden wegräumen, können wir nicht machen.“ Erfahrung mit Tornados habe man schlicht nicht.

Verhaltenstipps im Tornado-Fall

Was also tun, wenn einer kommt? Andreas Friedrich: „Am besten in den Keller gehen, sich von den Fenstern fern halten.“ Als Autofahrer sollte man einen großen Bogen um Tornados machen. Ab Kategorie F3 geht es in die Luft. Die Wirbelsturm-Saison beginnt im Sommer.

Die dokumentierten Fälle aus Deutschland und Bremen sowie alles Wissenswerte rund um Tornados gibt es hier.

Das Tornado-Video aus Findorff

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