Frische Landmilch rund um die Uhr gibt es in den Milchtankstellen nach wie vor. Den Verkauf von losen Lebensmitteln haben die Landwirte alle eingestellt. Das Vertrauen darin, dass die Kunden auch zahlen, hat sich nicht bewährt. Foto: av Frische Landmilch rund um die Uhr gibt es in den Milchtankstellen nach wie vor. Den Verkauf von losen Lebensmitteln haben die Landwirte alle eingestellt. Das Vertrauen darin, dass die Kunden auch zahlen, hat sich nicht bewährt. Foto: av
Diebstahl

Vermummte Täter überfallen Milchtankstellen

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Bei ihrer Landpartie hatten es die Täter nicht auf regionale Spezialitäten abgesehen, sondern auf schnöden Mammon. Im Stundentakt knackten sie in drei Milchtankstellen den Getränkeautomat, um die Münzen zu entwenden.

„Die Beute war gering, mehr als ein bisschen Wechselgeld ist da nicht drin“, sagt Karen Haltermann die die Milchtankstelle am Hodenberger Deich betreibt. Viel ärgerlicher sei der Schaden am Gerät. „Denn die Diebe haben den sogenannten Hopper, eine Vorrichtung, die die Auszahleinheiten regelt, zerstört beziehungsweise die meisten Teile mitgenommen. Und dieser Apparat ist teuer.“

Videoaufnahmen belegen, dass der Spuk binnen einer oder zwei Minuten vorbei war. Die Täter waren vermummt. Auffällig dabei: „Einer von ihnen trug links kurze und rechts lange Ärmel. Vielleicht der Hinweis auf eine Tätowierung. „Wir prüfen jetzt weitere Filme in der Hoffnung, dass die Einbrecher den Tatort vorher inspiziert hatten“, sagt Haltermann.

Das Vorgehen war immer das gleiche

Bei ihnen auf dem Hof waren die Verbrecher vermutlich nach Mitternacht am Werk, davor oder danach in der Milchtankstelle von Rolf und André Mahlstedt in Stuhr sowie bei Wilken Köhler an der Stromer Landstraße – dort übrigens nicht zum ersten Mal, wie Heike Mahlstedt berichtet. Das Vorgehen war immer das gleiche.

„Da wir auch alle bei derselben Versicherung sind, ließ sich schnell ein Zusammenhang erkennen“, sagt Haltermann, die von einer ähnlichen Serie in Ostfriesland weiß. Dennoch stecken alle drei betroffenen Landwirte den Kopf nicht in den Sand. Nachdem sie die Vorfälle bei der Polizei angezeigt haben, fließt die Milch wieder.

„Was bleibt, ist die Enttäuschung“

„Was bleibt, ist die Enttäuschung. Mit unseren Milchtankstellen haben wir viel Arbeit und nur einen geringen Erlös. Zunächst mussten wir ja viel in die Verkaufsautomaten investieren. Bis sich das amortisiert, wird noch Zeit ins Land gehen“, erläutert die Oberneulander Landwirtin.

Früher hat sie übrigens nicht alle Lebensmittel in Geräten verkauft, sondern Kartoffeln beispielsweise lose ausgelegt – in der Hoffnung, dass die Kunden artig den gewünschten Obolus bezahlen. Manchmal stimmte die Kasse, vermutlich auch, weil einige großzügiger waren als erwartet, doch viel zu oft haben wir Minus gemacht.“

Eierkartons leer, Geld-Schatulle auch

So erging es auch einer anderen Landwirtsfamilie aus der Region, die namentlich nicht genannt werden will. Die Betreiber legten regelmäßig morgens bis zu 30 Eier in ein Verkaufshäuschen mit fest installierter Kassenbox an der Straße.

„Oft waren die Eierkartons bereits eine Stunde später leer, die Schatulle leider nach wie vor ebenfalls“, sagt die Bäuerin, die diese Art von vermeintlich fairem Handel deshalb eingestellt hat – zumindest weitgehend. Bei einer Überproduktion ihrer Lebensmittel biete ihre Familie immer noch welche am Deich an. „Ein bisschen glauben wir ja noch an das Gute im Menschen.“

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