Mit dieser Quest Kodiak 100 gehts von Bremen über die Nordsee nach Sylt. Foto: Privat Mit dieser Quest Kodiak 100 geht es über die Nordsee nach Sylt. Foto: pv
Neue Airline

Über dem Wattenmeer nach Sylt

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Pilot Tim Haferl und Luftverkehrsmanager Benjamin Götze - zwei ehemalige Air Berliner - starten mit ihrer neuen Fluggesellschaft von Bremen aus. Die Airline Yourways verbindet ab sofort die Hansestadt mit der Insel Sylt.

Von Jens Fischer

Kennengelernt haben sie sich bei Air Berlin, verließen die Fluggesellschaft aber, bevor die Insolvenz anmelden musste – und gründen selbst eine Airline: Pilot Tim Haferl (45) und Luftverkehrsmanager Benjamin Götze (41). Seit diesem Wochenende fliegen sie regelmäßig von Bremen nach Sylt und zurück.

In der 31.000 Einwohner-Stadt Geestland nahe Cuxhaven gründeten sie 2016 das Unternehmen Privateways, aus dem der Linienflieger Yourways hervorgegangen ist. Jeden Freitag, Samstag und Sonntag verbindet Yourways die Hansestadt mit Deutschlands wohl berühmtester Nordsee-Insel. Natürlich bringt das Unternehmen auch die Hamburger von Fühlsbüttel aus zu ihrer Lieblingsinsel. Vom Wilhelmshavener Jade-Weser-Port startet Yourways schon sein März.

Sylt als Marktlücke

Nach ihrem Abschied von Air Berlin wechselten die Firmengründer Haferl und Götze zunächst in die Baubranche. 2016 bauten sie den Hangar am Flughafen Nordholz. Außerdem gründeten sie ein Unternehmen, das in der Region um St. Peter-Ording Reetdachhäuser baut und städtebauliche Projekte entwickelt. Aber beide sehnten sich zurück zur Luftfahrt. Und entdeckten Sylt als Marktlücke.

Wer mit Auto von Bremen aus Sylt ansteuert, braucht mindestens sechs Stunden. Und die Deutsche Bahn meldet fast gelemäßig Verspätungen und häufig sogar Zugausfälle. Westerlands Bürgermeister Nikolas Häckel wütet schon, Sylt biete den Touristen ein großartiges Urlaubserlebnis, die An- und Abreise per Bahn „ist aber oft mit desaströsen Zuständen verbunden“. Mit dem Flieger sind Bremer in einer Stunde am Ziel. Das günstigste Ticket kostet 229 Euro pro Strecke.

Nordseestrand statt Türkische Riviera

Lohnt sich das? Götze hat in Bremen eine Klientel ausgemacht, der es egal sei, ob es 44 Euro für eine Bahnfahrkarte oder mindestens 229 Euro für ein Flugticket zahlt. „Ja, wir steigen preislich hoch ein, müssen die Strecke ja erstmal warmfliegen“, sagt der Unternehmer. Die Deutschen besännen sich ja gerade wieder auf die Seebäder, weil ausländische Märkte wie die Türkei wegbrächen.

Mit den Argumenten konnten die Yourways-Gründer ihre Investoren überzeugen. „Wir setzen nun als erstes europäisches Unternehmen ein werksneues Flugzeug vom Typ Quest Kodiak als Inselflieger ein.

Die einmotorige Turbopropmaschine ist robust und kann fast überall landen“, sagt Götze. Sie bietet acht Sitzplätze und könnte sogar zweimal täglich die Strecken Wilhelmshaven-Sylt-Bremen-Sylt-Bremen-Wilhelmshaven bedienen, schnell genug ist die Maschine. „Wenn sie stets halb besetzt ist, arbeiten wir kostendeckend“, sagt Götze. 30 Mitarbeiter hat er angestellt.

Aber wie kann ein Start-up Flugzeuge finanzieren? Götze: „Wir haben einen Investor ins Boot geholt. Der hat den in Bremen eingesetzten Flieger für 2,6 Millionen Dollar fabrikneu gekauft und an uns verleast, wir überweisen ihm nun pro geflogen Kilometer eine gewisse Summe.“ Die sei Geschäftsgeheimnis.

Airline will Flüge zu Firmenkonditionen anbieten

Um weiteres Wachstum zu ermöglichen, schauen die beiden Unternehmer sich nach weiteren Geldgebern um. „Demnächst wollen wir auch nach Helgoland fliegen“, kündigt Götze an. Zudem will er unter der Woche für Handwerker und Kaufleute neue Flugverbindungen zu „attraktiven Firmenkonditionen“ nach Sylt von Bremen aus angeboten werden.

Fünf Flieger setzt das Unternehmen aktutell ein. Mit der Chartergesellschaft Privateways werden Geschäfts- und Privatkunden kreuz und quer durch Europa geflogen. Die Linienfluggesellschaft Yourways bedient neben Sylt auch St. Peter-Ording‚ Juist und Norderney. Da so reichlich Lärm und Dreck produziert wird, spenden die Unternehmer pro Buchung einen Euro für Umweltschutz- und Erhaltungsprojekte im Wattenmeer.

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