Elisabeth Lahusen arbeitet als Tagesmutter. Durch die schwierigen Bedingungen entscheiden sich immer mehr Tagespflegepersonen, aufzuhören. Daran muss sich möglichst schnell etwas ändern, sagt sie. Foto: privat
Kinderbetreuung

Die Kindertagespflege in Bremen steckt in der Krise

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Die Nachfrage nach Kindertagespflege ist hoch, doch es gibt immer weniger Pfleger. Tagesmütter beklagen schlechte Arbeitsbedingungen und mangelnde Betreuung durch die Behörde. Das Bildungsressort arbeitet an Lösungen.

Immer mehr Eltern in Bremen geben ihre Kinder in die Kindertagespflege – aber immer weniger Tagesmütter und -väter arbeiten in der Hansestadt. Wie aus dem Jahresbericht der städtischen Gesellschaft Pflegekinder in Bremen (PiB) für 2017 hervorgeht, erhöht sich dadurch der Betreuungsschlüssel: Jede Tagespflegeperson betreut im Schnitt 3,7 Kinder.

Diese Entwicklung sehen Betroffene mit Sorge, wie Elisabeth Lahusen von der mobilen Kindertagespflege Schwachhausen sagt. „Es gibt immer weniger Tagesmütter, obwohl die Freude an der Arbeit ungebrochen und die Nachfrage an Plätzen gestiegen ist.“, sagt sie. „Minimale Urlaubszeiten und mangelnde Absicherung im Krankheitsfall zeigen ihre Wirkung“.

Zahl der Tagesmütter sinkt kontinuierlich

Das Bildungsessort bestätigt die sinkenden Zahlen: Im Jahr 2015 gab es noch 320 Personen in der Kindertagespflege, im April 2018 waren es nur noch 290. Davon betreuten 177 jeweils vier Kinder oder mehr.

Ein weiterer Knackpunkt sei das Geld, sagt Lahusen. „Die Vergütung sollte auf ein Niveau angehoben werden, dass Altersarmut wirksam verhindert“, fordert sie. Es sei ein Unding, dass langjährige Kollegen im Alter auf Grundsicherung angewiesen seien.

Behörde will mehr Personal bereitstellen

Im Bildungsressort wird das anders beurteilt: „Den Verdienst halten wir zumindest mit fünf Kindern für auskömmlich. Die Tagespflegepersonen sind meist keine ausgebildeten Pädagogen“, sagt Sprecherin Annette Kemp. Zudem seien für den Krankheitsfall neue Vertretungsmodelle geplant. Bisher werde der Pflegesatz bei Krankheit 15 Tage weitergezahlt.

Lahusen sieht vor allem ein Problem in der Betreuung. „Wir erleben seit Jahren sehr beschränkte Ansprechbarkeit seitens der Behörde“, sagt sie. Zurzeit gebe es dafür nur eine Fachkraft im Rahmen einer 30-Stunden-Stelle. „Wir bauen diese Stelle jetzt aus, um eine Vertretungsregelung zu haben“, heißt es dazu aus der Bildungsbehörde.

71 Tagespflegepersonen fehlt die Pflegeerlaubnis

Besonders bemerkbar macht sich die mangelnde Betreuung bei der Erteilung der notwendigen Genehmigungen: Zurzeit liegt nach Angaben des Ressorts für 71 Tagesmütter keine Pflegeerlaubnis vor. Grund sind Verzögerungen beim Abarbeiten der Anträge.

„Eine Überprüfung durch den Träger hat jedoch in allen Fällen stattgefunden und eine Empfehlung zur Erteilung der Pflegeerlaubnis sowie ein erweitertes Führungszeugnis liegen vor“, betont Ressortsprecherin Kemp.

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