Schlachthofmitarbeiter Matthias Otterstedt tut viel, damit sich das Rad wieder dreht. Foto: Falkenberg
Dilemma

„Quirl“: Stillstand am Schlachthof-Windrad

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Längst gilt Bremens erste innerstädtische Windkraftanlage „Quirl“ als Wahrzeichen Findorffs und Vorreiter für die Energiewende. Allerdings produziert die Anlage schon lange keinen Strom mehr. Warum eigentlich nicht?

Von Charlotte Falkenberg

Die filigranen Flügel auf dem 52 Meter hohen Schornstein des Schlachthofs stehen schon seit über einem Jahr still. Nach einer Reihe von Pannen steht die Zukunft des Windrades sprichwörtlich in den Sternen.

Angefangen hat das Dilemma mit dem schweren Sturm im Mai 2015. Dabei wurde das Windrad auf dem alten Schlot des Kulturzentrums so schwer beschädigt, dass die gesamte Turbine demontiert werden musste.

Bremer spendeten für Wiederaufbau

Die genaue Schadensursache konnte bis heute nicht geklärt werden. Da sich der Vorfall innerhalb der Gewährleistungsfrist ereignete, war der Ersatz aber gesichert. Jedoch standen weder Hersteller noch die Versicherung für die Montagekosten gerade. Die Betroffenheit der Bremer äußerte sich in einer erfolgreichen Crowdfunding-Aktion mit 4.500 Euro als Starthilfe für den Wiederaufbau.

Der New Yorker Hersteller kam als Ersatzteillieferant nicht mehr infrage, da er diesen Anlagentyp nicht mehr baute. Auch die alternative Lieferung aus China stellte sich als nicht problemlos heraus, sodass sich die Wiedererrichtung der Anlage deutlich verzögerte.

Bisherige Lösungsansätze „utopisch und zu kostspielig“

Ein Jahr nach dem Sturm war es dann soweit – das Rad drehte sich wieder. Im Sommer 2017 musste die Anlage aber schon wieder abgestellt werden. „Wir waren von Anfang an nicht mit dem Ergebnis der Stromproduktion zufrieden“, sagt der Schlachthofmitarbeiter Matthias Otterstedt. Die Statik der Konstruktion auf dem Mauerwerk sei zwar in Ordnung, die dynamische Komponente würde aber Probleme bereiten.

Schwingungsmessungen hätten ergeben, dass es ab etwa 66 Umdrehungen pro Minute Überlagerungen gebe, die sich mindernd auf die Produktion auswirken. Lösungsansätze, wie zum Beispiel die Beauftragung von Fremdfirmen seien „utopisch und zu kostspielig“, weshalb Otterstedt vor allem auf die handwerklichen Fähigkeiten seiner Kollegen zählt. Sie seien im ständigen Kontakt mit dem Hersteller, Statikern und diversen Hochschulen, um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erzielen.

„Wieder zum Laufen bringen“

„Eine hundertprozentige Lösung gibt es nicht“, bedauert Otterstedt, „Sicherheitsrisiken müssen stets berücksichtigt werden. Wenn die Gefahr für das Mauerwerk zu groß wird, würde man das Ganze abbrechen.“

Man möchte natürlich auch die Förderer nicht enttäuschen. „Die Windkraftanlage ist etwas ganz Besonderes, deswegen wollen wir sie wieder zum Laufen bringen“, sagt Otterstedt mit Nachdruck, aber auch mit einer großen Portion Hoffnung.

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