Das Bildungsressort hat bereits reagiert und erste Maßnahmen in die Wege geleitet. Foto: pexels Das Bildungsressort hat bereits reagiert und erste Maßnahmen in die Wege geleitet. Foto: pexels
Bildung

Schulleiterin wendet sich mit Hilferuf an Ausschuss

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Klartext im Vegesacker Bildungsausschuss: Die Leiterin der Schule Am Wasser berichtet vom Schulalltag. Der ist in der Grohner Einrichtung geprägt von Konflikten, Gewalt und Herausforderungen.

Die Situation in der Schule am Wasser hat sich nicht entspannt. Nach wie vor würden nahezu täglich neue Kinder angemeldet werden, sagt Schulleiterin Astrid Drüke über die Einrichtung im Einzugsbereich der Grohner Düne. 40 Prozent der Kinder, die eingeschult worden sind, haben Fluchterfahrung. „Wir stehen vor großen Herausforderungen im Umgang mit diesen Erfahrungen, aber auch bei der Sprache“, so Drüke.

Dies schilderte die Schulleiterin Anfang der Woche dem Ausschuss für Bildung, Kinder, Jugendliche und deren Familien in Vegesack. Und damit war ihr Bericht noch nicht am Ende: Hinzu komme, dass Personal fehle, sich der Krankenstand innerhalb des Kollegiums extrem erhöht habe und auch mehrere Versetzungsanträge von Lehrern vorlägen. Drei Klassen haben keinen Klassenlehrer, viele Studenten müssen aushelfen.

Zudem würden viele Sozialkonflikte auftreten: „Es herrscht viel Aggression und Gewalt“, sagt Drüke. Das gehe sogar so weit, dass die Schule bereits Gespräche mit der Polizei und der Innenbehörde geführt habe. „Wir konzentrieren uns auf das soziale Miteinander, um ein Kippen zu vermeiden“, so Drüke über die Stimmung.

Bildungsressort schürt Maßnahmen-Paket

Auf Nachfrage von Ausschussmitglied Thomas Pörschke (Grüne) präzisierte die Schulleiterin die Auseinandersetzungen: Neben kulturellen und sozialen Konflikten würden Streitigkeiten aus den Familien in die Schulen hineingetragen. Und das Personal werde genötigt, „was wir subjektiv aber klar als Bedrohung empfinden“, erklärt Drüke. Einige Vorfälle im vergangenen Schuljahr mussten rechtlich belangt und besprochen werden, so die Schulleiterin. 

Abhilfe soll die Bildungsbehörde schaffen. Olaf Genthe-Welzel von der Schulaufsicht erläuterte mehrere Maßnahmen, die die Grundschule in Grohn entlasten soll: In der Einrichtung habe es eine instabile Personalkonstellation gegeben, inzwischen seien aber mehr Festanstellung vorgenommen worden, sodass das Schuljahr 2018/2019 mit einer „relativ guten und stabilen Personalsituation“ begonnen werden konnte.

Wie auch Schulleiterin Drüke bestätigte, ist zum neuen Schuljahr nur eine Klasse für die inklusive Beschulung im Bereich Wahrnehmung und Entwicklung eingeführt worden. „Eine personelle Entlastung“, wie Drüke sagt. Genthe-Welzel kündigte zudem an, dass die Lehrer mehr Teamzeiten zum Beispiel für Gespräche mit Eltern erhalten sollen.

Schuleinzugsgrenzen werden überarbeitet

Geplant ist zudem ein bremenweites Programm für Kinder, die massiv im Unterricht stören. Davon würde auch die Schule Am Wasser zum Beispiel mit mehr Stunden in der Schulsozialarbeit und der Sonderpädagogik profitieren.

Ein ganz wesentlicher Punkt: Die Sozialindikatoren werden derzeit überarbeitet. „Bisher sind darin Parameter enthalten, die nicht die Lebenswirklichkeit darstellen“, so Genthe-Welzel. Künftig soll der Blick mehr auf das einzelne Quartier eingelegt werden und der Indikator soll mehr über die Kinder mit Förderbedarf aussagen.
Auch die Schuleinzugsgrenzen spielen eine Rolle. Diese sollen laut Genthe-Welzel neu justiert werden. „Wir versuchen das schon so zu steuern, dass nicht nur Kinder aus der Grohner Düne die Schule Am Wasser besuchen.“

Drüke hofft, dass es mit dem von Genthe-Welzel angekündigten Entlastungspaket zur Entspannung kommt. „Aber es bleibt ein gesamt-gesellschaftliches Phänomen“, so die Schulleiterin. „Die Kinder und Familien brauchen weiterführende Unterstützung.“

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