Nach der Reform des Nachtwachenwesens verrichteten im Jahr 1903 acht Nachtwächter und ein Oberwächter ihren Dienst auf den nächtlichen Straßen.Foto: Stadtarchiv Delmenhorst Nach der Reform des Nachtwachenwesens verrichteten im Jahr 1903 acht Nachtwächter und ein Oberwächter ihren Dienst auf den nächtlichen Straßen.Foto: Stadtarchiv Delmenhorst
Zeitreise

Auf den Spuren von Jan Tut unterwegs

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Der legendäre Nachwächter Jan Tut hinterlässt noch immer Spuren in Delmenhorst. Er war einer der letzten dieser nächtlichen Ordnungshüter in der Stadt.

Sie hatten bei ihren Rundgängen die öffentliche Ruhe sicherzustellen, warnten vor Feuergefahren und mussten jede einzelne Nachtstunde verkünden. Es waren wichtige Aufgaben, die von den Nachtwächtern zu erledigen waren. Einer der letzten dieser nächtlichen Ordnungshüter war in Delmenhorst, der hier am 30. Juni 1846 geborene Johann von Seggern. Er wohnte lange Jahre in der früheren Kleinen Kirchstraße arbeitete wohl ursprünglich als Zigarrenmacher.

So sah die Lange Straße zum Ende der Dienstzeit von Johann von Seggern aus, hier mit Blick in Richtung Cramerstraße. Foto: Stadtarchiv Delmenhorst

So sah die Lange Straße zum Ende der Dienstzeit von Johann von Seggern aus, hier mit Blick in Richtung Cramerstraße.
Foto: Stadtarchiv Delmenhorst

Aufgrund seines charakteristischen Horns belegte ihn der Volksmund mit dem Namen „Jan Tut“. Bis in unsere Tage gilt er als liebenswürdiges, schrotiges Original, mit einem Mangel an Autorität und mit nicht ganz tadellosem Leumund. Auch seine Vorliebe für Schnaps war stadtbekannt. Oft kehrte er auf seinen Touren in Gaststätten ein und versäumte es so manches Mal, sein Augenmerk auf die Einhaltung der Polizeistunde zu richten.

Vermutlich bis 1898 drehte er seine nächtlichen Runden, dann wurde er von seinen Aufgaben entbunden, weil es um seine Zuverlässigkeit, aber auch um seine körperliche Hygiene immer schlechter bestellt war. Sein Wohnhaus überschrieb er der Stadtverwaltung, die sich dafür im Gegenzug um seine Altersversorgung kümmerte.

Von Seggerns Ehefrau Gesine verstarb im Dezember 1909. Er selber wurde 1924 im Peter-Elisabeth-Krankenhaus untergebracht. Seine letzten Lebensjahre soll er im Städtischen Krankenhaus verbracht haben, andere Quellen verorten ihn im Altenheim an der Thüringer Straße.

Ortwin Zielke mit Nachtwächter-Utensilien neben der Jan-Tut-Statuette von Wolfgang Hauptmeier.Foto: Konczak

Ortwin Zielke mit Nachtwächter-Utensilien neben der Jan-Tut-Statuette von Wolfgang Hauptmeier.Foto: Konczak

Der berühmt-berüchtigte Mann, um den sich viele überlieferte Anekdoten ranken, starb am 6. März 1931 und wurde auf dem evangelischen Friedhof an der Bremer Straße beerdigt.
An den früheren Nachtwächter Jan Tut erinnert seit August 1983 eine kleine Bronzestatuette im östlichen Teil der Langen Straße etwa auf Höhe der Schulstraße. Geschaffen hat sie der aus Herne stammende Künstler Wolfgang Hauptmeier. Finanziert wurde die Aktion durch Spenden der Volksbank und des Heimatvereins.

Seine „leibhaftige Wiederauferstehung“ erlebte der legendäre Nachtwächter im Frühjahr 2001 in Gestalt von Ortwin Zielke. In historischem Gewand gestaltet er als „Jan Tut“ gut frequentierte Gästeführungen durch die Delmestadt und brilliert mit Döntjes aus der „guten alten Zeit“.

Todesanzeige des städtischen Wohlfahrtsamtes für Johann von Seggern Bildvorlage: Sammlung Garbas

Todesanzeige des städtischen Wohlfahrtsamtes für Johann von Seggern Bildvorlage: Sammlung Garbas

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