Fahrzeug zur Beseitigung von Ritzenvegetation im Einsatz. Wo einige besorgte Bürger schon den Einsatz der chemischen Keule befürchteten, steigt tatsächlich nur Wasserdampf auf. Foto: Konczak
Umwelt

Mit heißem Wasser gegen Unkraut

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Der Stadtrat hat gerade erst beschlossen, dass Delmenhorst pestizidfrei werden soll, doch für den Baubetriebshof ist Wildkrautbeseitigung ohne Chemie längst Tagesgeschäft. Dabei wird eine neue Waffe eingesetzt.

„Es gibt kein Mittel mehr, das wir einsetzen dürfen“, sagt Olaf Heinemann Leiter des Arbeitsbereichs Tiefbau beim Baubetriebshof. „Das letzte war Glyphosat“, ergänzt Tim Richter, Leiter des Arbeitsbereichs Garten- und Landschaftsbau.

Eine Zeit lang konnten Straßen, Wege und Flächen deshalb nur mühsam mechanisch vom unerwünschten Grünzeug befreit werden. Inzwischen greifen die Mitarbeiter des Baubetriebshofs aber zu einer neuen Waffe: heißes Wasser.

Pflanzen zerfallen

„Weedkiller“ steht hinten auf dem Fahrzeug, mit dem Peter Piskalla über den Bürgersteig rollt. Aus einer knapp drei Meter breiten Vorrichtung lässt der Mitarbeiter des Baubetriebshofs 98 Grad heißes Wasser auf den Gehweg laufen und in alle Ritzen dringen.

Dampf steigt auf. Schon nach wenigen Minuten zeigt sich eine Wirkung. Insbesondere großblättrige Kräuter wie Löwenzahn werden erst schlaff und dann schwarz. „Das heiße Wasser lässt das Eiweiß in der Pflanze gerinnen. Die Pflanze zerfällt“, erklärt Richter. Nach ein paar Tagen können die Reste dann abgebürstet werden.

Seit Mai im Einsatz

Erst seit Mai ist die neue Maschine im Einsatz. Im Winter kann das Fahrzeug mit einem anderen Aufbau auch für den Streueinsatz genutzt werden.
Aktuell sucht der Baubetriebshofs noch den optimalen Behandlungsrhythmus. „Wir lernen noch“, meint Piskalla.

Bis zu sechs Anwendungen pro Jahr sollen in der Anfangszeit notwendig sein, um die Ritzen über die Vegetationsperiode hinweg sauber zu halten. Später würden dann maximal zwei Behandlungen ausreichen, hat Richter vom Hersteller erfahren.

Tank reicht für zwei Stunden

Zu den großen Vorteilen der Wildkrautbekämpfung mit Heißwasser zählt, dass auch die Samen ihre Keimfähigkeit verlieren. Für schwer zugängliche Bereiche gibt es zudem am Heck des Fahrzeugs eine Handlanze, mit dem Piskalla in jede Ecke kommt.

Rund zwei Stunden reicht der 1.600-Liter-Tank, dann muss der Fahrer Wasser nachfüllen. Dazu braucht er nicht zum Baubetriebshof zurück, sondern kann jeden Hydranten nutzen. Erhitzt wird das Wasser wie bei einem Durchlauferhitzer erst, wenn es gebraucht wird. „Für uns ein Riesenvorteil, so brauchen wir nicht mit einem Heißwassertank durch die Gegend fahren“, sagt Heinemann.

Erste Eindrücke positiv

Die ersten Eindrücke von der neuen Maschine sind sehr positiv. „Es funktioniert“, sagt Piskalla und deutet auf eine Strecke, die er ein paar Tage zuvor abgefahren ist – sämtliche Ritzenvegetation ist abgestorben, die Reste lassen sich leicht entfernen.

„Wir haben nur zu wenig Geräte. Ein zweites könnten wir locker laufen lassen“, spricht er aus. Richter und Heinemann stimmen zu und hoffen auf die Bereitstellung entsprechender Haushaltsmittel. Zur Höhe der Anschaffungskosten wollte der Baubetriebshof keine Angaben machen.

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