Die Handelskammer schlägt vor, die Straßenbahnlinien 2 und 3 aus der Obernstraße in die Westerstraße zu verlegen, um die Aufenthaltsqualität in der Obern- und Hutfilterstraße zu erhöhen. Beim Umweltressort stößt diese Idee auf Ablehnung. Foto: Schlie
Verkehrswende

Handelskammer will Freifahrt in der City-Zone

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Die Bremer Handelskammer legt Papier zum Bus- und Bahnverkehr vor - mit verschiedenen Vorschlägen für den ÖPNV. Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) ist erstaunt über den Vorstoß der Kammer.

Bürgermeister Carsten Sieling war überrascht. Anfang des Monats saß er noch mit einem Vizepräses der Handelskammer zusammen, sie diskutierten über den Verkehr in der Stadt. Doch der Vizepräses sagte nichts über ein Impulspapier zum öffentlichen Nahverkehr, nichts über eine Verlegung der Straßenbahnen, nichts über kostenlose Fahrten.

Umso mehr staunte Sieling, als die Kammer jetzt ein Positionspapier genau dazu veröffentlichte.

Ideen nicht mit der Politik vorher abgestimmt

„Mit der Politik haben wir vorher nicht darüber gesprochen“, sagt Olaf Orb von der Handelskammer. „Wir haben uns mit Unternehmen abgestimmt.“

In dem Papier schlägt die Kammer vor, die Straßenbahnen aus der Obernstraße zu verbannen. Stattdessen sollen die Linien 2 und 3 durch die Westerstraße fahren. Dann würde die Obernstraße zu einer reinen Fußgängerzone und zöge mehr Menschen an, sagt Orb.

Mehr Park-and-Ride

Das Dreieck Hauptbahnhof-Brill-Sielwall will die Kammer als City-Zone ausweisen. In ihr sollten Fahrten mit Bahn und Bus umsonst sein.

Durch einen „Ausbau des Park-and-Ride-Systems und eine Weiterentwicklung der Regio-S-Bahn sollen mehr Bewohner des Umlands in die Bremer City gelockt werden“, heißt es in dem Papier. „In Stuttgart, Essen oder Dortmund etwa liegt der Anteil von Besuchern aus dem Umland deutlich höher“, erklärt Kammerpräses Harald Emigholz.

Verkehrssenator und BSAG haben Zweifel

Verkehrssenator Joachim Lohse ist nicht rundum begeistert. „Grundsätzlich begrüßen wir derartige Vorschläge sehr“, sagt sein Sprecher Jens Tittmann. Wenig Verständnis habe er für die Straßenbahn-Pläne: „Das würde zu viel Geld kosten und die Besucher eher aus der Innenstadt heraushalten.“

Ähnlich sieht es der Bahn- und Busbetreiber BSAG. „Es ist absolut falsch, die Straßenbahn aus der Obernstraße zu nehmen“, sagt BSAG-Sprecher Jan-Christian Meyer. „Das schwächt den Einzelhandel. Jetzt fahren wir unser Fahrgäste direkt in die Schaufenster.“ Freifahrten in einer City-Zone lehnt er nicht grundsätzlich ab, die Stadt müsste dann aber für die Kosten aufkommen.

Skepsis aus der Politik

Auch Ralph Saxe, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen ist skeptisch. „Nur die Straßenbahn aus der Obernstraße rausnehmen, damit ist es ja nicht getan“, sagt Saxe. Wir müssen den frei werdenden Platz ja adäquat bespielen.“

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