„Mäusetunnel“: Die Decke scheint näher zu kommen, wenn die Züge über einen hinwegdonnern. Putz rieselt von oben, alles vibriert. Schnell raus. Fotos: Schlie
Reportage

Gruselorte: Wo Bremer das Schaudern bekommen

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Der finstere "Mäusetunnel" in Walle und ein stillgelegter Streichelzoo in Gröpelingen. Pünktlich zu Halloween haben wir uns an "gruselige" Bremer Orte gewagt. Dort sollte sich kein Mensch länger als nötig aufhalten.

Enge, Dunkelheit und drei Lampen die den langen Weg vom Anfang bis zum Ende in ein bedrohliches Rot tauchen: Der sogenannte „Mäusetunnel“ in Bremen-Walle, der den Hagenweg mit dem Almata-Hochhaus verbindet, ist kein Ort an dem man sich lange aufhalten möchte.

Bereits ab der Hälfte wird einem schummrig zu Mute. Die Seiten sind mit Graffiti gesäumt. Eines zeigt die Worte: „Sünde“. Als Radfahrer muss man sich hier ducken, als Fußgänger am Besten rennen. Über den Tunnel führen Gleise. Wenn die Züge oben drüber brettern, vibriert der ganze Tunnel, spürt man das Zittern bis in die Zähne.

Auf der anderen Seite angelangt wartet Müll, der verstreut in den Büschen liegt. „Das ist in der Tat ein gruseliger Ort“, sagt Jens Tittmann , Sprecher des Bremer Bauressorts. Lange habe die Stadt versucht, die Beleuchtung in dem Tunnel zu verbessern, doch bislang ohne Erfolg. „Wir sind immer noch in Gesprächen mit der Deutschen Bahn, zu deren Eigentum der Tunnel gehört“, so Tittmann.

Anfang 2016 die schlimme Nachricht

Auch der „Wilde Westen“ in Gröpelingen ist ein Ort, an dem so mancher Bremer leicht das Schaudern bekommen kann, sollte er nachts dort einmal vorbeischauen. Das Gelände am Halmerweg war einst ein Ort voller Leben: 45 Tiere, Meerschweinchen, Kaninchen, Ziegen, Hühner, Ponys und Hängebauchschweine luden zum Verweilen ein. Dann Anfang 2016 die schlimme Nachricht für die Betreiber: Der Streichelzoo muss geschlossen werden. „Das Veterinäramt hat Verstöße gegen das Tierrecht festgestellt“, sagt Tittmann.

Seitdem verfällt das Gelände. Die alten Ställe und Spielstätten der Tiere modern vor sich hin. Längst hat sich die Natur den Ort zurückerobert. Wildwuchs und Büsche bestimmen das Bild. Dazwischen: dunkle Holzverschläge. Farbe blättert von den Indianer-Tippis, die Kinder einmal Spaß brachten.

Längst kein Ort zum Spielen mehr

Aber der „Wilde Westen“ ist längst kein Ort mehr für Kinder, darauf weisen auch die Schilder am Eingang hin: Betrete untersagt. Kein Wunder: Aus den Spielgeräten ragen Holzsplitter hervor, die Fenster und Türen einiger Gebäude sind notdürftig mit Spanplatten zugenagelt.

Stillgelegter Streichelzoo „Wilder Westen“ in Gröpelingen: Tierduft scheint noch in der Luft zu liegen.

Vor einer der Hütten steht etwas, das einst ein Grill gewesen sein könnte. Das niedrige Gebilde ist mit einer Spanplatte verschraubt. Aber warum sollte man das bei einem Grill machen? Bei näherer Betrachtung fallen einem kleine Löcher in der Abdeckung auf, die furchtbar dünn und marode wirkt. Also hineingeschaut.

Wenn die Schreie in der Nacht verhallen

Unter der Abdeckung: nichts als Dunkelheit. Finsternis, die scheinbar immer tiefer und tiefer reicht, nicht zu Ende gehen will. Der Boden ist nicht auszumachen. Ein Brunnen. Schwierig zu sagen, wie tief.

Doch die eigentliche Angst kommt mit der Vorstellung, dort bei Nacht einzubrechen, in die Tiefe zu fallen. Falls der Sturz nicht tödlich ist, wer würde kommen, geschweige denn auf dem großen Gelände einen finden, wenn die Schreie in der Nacht verhallen?

Aber wie die Zeichen stehen, könnte bald wieder Leben im „Wilden Westen“ Einzug halten. Für das Gelände ist der Bau einer Schule geplant, „die Oberschule Ohlenhof, die Bagger sollen dort im März 2019 anrollen“, weiß Annette Kemp, Sprecherin des Bremer Bildungsressorts.

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