Laut dem NABU können Wespenspinnen Netze von bis zu 40 Zentimetern weben. Fotos: pixabay
Tiere

Bremens großes Krabbeln und Fliegen

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Da krabbelt und fliegt etwas auf Bremen zu: Tiere, die sich durch zunehmend wärmere Temperaturen in und um die Hansestadt ansiedeln. Von geflügelten Exoten und echten Gefahren - das sind Bremens tierische Einwanderer.

„Irgendwann wird es so sein, dass hier ein Klima wie in Italien und Spanien herrscht, inklusive der dort heimischen Tierarten“, sagt Sönke Hofmann, Bremer NABU-Chef und gelernter Förster. Manche werden noch kommen, andere seien laut Hofman schon da: So wie etwa der Bienenfresser, eine Vogelart, so bunt, dass man sie eher am Amazonas als denn an der Weser vermuten würde.

Und doch sind die in Südost-Asien und Nordwestafrika beheimateten Tiere mittlerweile ganz nah an Bremen herangerückt. „Uns sind Brutstätten in Verden bekannt“, weiß Hofmann.

Laut dem NABU sind Bienenfresser nur etwa 27 bis 29 Zentimeter groß. Die Flügelspannweite beträgt dabei 44 bis 49 Zentimeter.

Halb Motte, halb Kolibiri

Geflügelte Exoten – die gibt es auch eine Nummer kleiner: Das Taubenschwänzchen ist eigentlich ein Schmetterling, erinnert aber an eine Kreuzung aus Motte und Kolibri. Ähnlich wie der berühmte Vogel, schwebt das bis zu 7,6 Zentimeter große Tierchen auf Nektar-Suche von Blüte zu Blüte, um dann – Zack –seinen Zwei-Zentimeter-Saugrüssel auszufahren.

Gerne kommen die Taubenschwänzchen in Gärten, wo sie an Geranien, an Lichtnelken, Phlox und Sommerflieder Nektar tanken, sagt der NABU.

Schlechte Nachrichten für Spinnenphobiker

Auf Menschen eher weniger putzig dürfte hingegen ein anderes Insekt wirken. Allein, weil es äußerlich zwei ungeliebte Tiere vereint: Die Wespenspinne kann zwar nicht fliegen (zum Glück), hat aber von Südeuropa aus bereits nahezu ganz Deutschland erobert. „Sie haben es sogar bis nach Schleswig-Holstein geschafft“, sagt NABU-Chef Hofmann.

Schlechte Nachrichten für Spinnenphobiker: Die gelb-schwarz gestreiften Weibchen können eine stattliche Körpergröße von 2,5 Zentimetern annehmen – alle acht Beine nicht mitinbegriffen. Auch in Gärten spinnen sie ihre großen Netze. Doch: Obwohl giftig, sind sie für Menschen ungefährlich. Und: Nebst Fliegen stehen auch Wespen auf ihrem Speiseplan.

Eine echte Gefahr

Da ist der Fund, der in diesem Sommer im Raum Osnabrück und Hannover gemacht wurde, eine ganz andere Nummer: Ein Pferdebesitzer entdeckte an mehreren seiner Tiere riesige Zecken. Forscher der Universität Hohenheim bestätigten später: Es handelte sich dabei um eine tropische Art, vermutlich von Vögeln eingeschleppt.

Gattung Hyalomma, fünf Mal so groß wie die in Deutschland bekannten Holzbock-Arten – und um ein Vielfaches gefährlicher: Die Spinnentiere können tropische Krankheiten übertragen, etwa das Krim-Kongo-Fieber, das bei Infizierten innere Blutungen auslösen kann. In der Türkei sind zahlreiche Todesfälle bekannt.

Eine der gefundenen Tropenzecken (rechts im Bild). Daneben die in Deutschland beheimatete Zeckenart Holzbock zum Vergleich. Foto: IMB Lidia Chitimia-Dobler

Unter den Fachleuten macht sich Sorge breit: „Diese Zeckenarten könnten in Deutschland Einzug halten“, befürchtet Ute Mackenstedt, Parasitologin an der Universität Hohenheim. Überrascht ist die Expertin über die Entwicklung dennoch nicht: „Wegen der Klimaerwärmung ist bei uns grundsätzlich mit immer mehr wärmeliebenden Zecken zu rechnen“, sagt Mackenstedt.

Tiere, die verschwinden

Große und krankheitsbringende Tropenzecken: Dass der Klimwandel für unsere Region nicht nur farbenfrohe Vögel und Kolibri-Schmetterlinge bedeutet, darauf macht auch Sönke Hofmann aufmerksam: „Der Klimwandel passiert für Natur und Tiere rasend schnell.“ Für viele uns bekannte Arten zu schnell: „Die finden hier dann nichts mehr zu fressen“, so Hofmann. Er warnt: „In 50 bis 60 Jahren könnten 30 Prozent die heimischen Tier- und Pflanzenarten verschwunden sein.“

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