Lutz Oelsner. Foto: Schlie
Interview

Lutz Oelsner: „Bremen ist ein gutes Beispiel“

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Lutz Oelsner ist Präsident der Unternehmensverbände Bremen und Vorstandschef des Bremer Armaturenherstellers Gestra. Wir sprachen mit ihm über die Expansion der Industrie mitten in der Stadt.

Weser Report: Herr Oelsner, ist es noch zeitgemäß und ökologisch vertretbar, dass Industriebetriebe mitten in der Stadt produzieren?

Lutz Oelsner: In anderen Städten gibt es die Tendenz, die Industrie am Stadtrand zu positionieren. Aber Bremen ist ein gutes Beispiel dafür, dass es auch in der Stadt Industrie geben kann, dass Arbeiten und Wohnen ganz gut zusammengehen.

Wie stark kann die Industrie in Bremen noch expandieren?

Sie kann expandieren. Aber in manchen Stadtteilen ist es schwieriger geworden. Da treffen Unternehmen die Entscheidung, an den Stadtrand zu gehen, weil sie dort noch bessere Expansionsmöglichkeiten haben. Es geht also beides: Expansion am Stadtrand, aber auch in der Stadt. Die Stadt muss natürlich dafür sorgen, dass auch Gewerbeflächen für solche Zwecke vorhanden sind. Es geht ja darum, Entwicklungen voranzutreiben.

Wie viele Industriebetriebe kommen denn noch nach Bremen, um sich hier anzusiedeln?

Allein der Automobilhersteller Daimler sorgt dafür, dass weitere Unternehmen zuwandern. Auch die Entwicklung industrieller Start-ups verläuft positiv, beispielsweise in der Werkstoffkunde und der Raumfahrt. Denn Bremen ist ein Innovations- und Technologiestandort. Und es gibt ja Kooperationen zwischen Industrie und Hochschulen.

Woher kommen die Nachwuchskräfte Ihres Unternehmens?

Aus Bremen, aber es kommen auch welche aus dem Umland. Nicht zuletzt haben wir dafür gesorgt, dass die Ausbildungsvergütungen mittlerweile so hoch sind, dass sich Auszubildende davon gegebenenfalls ein Zimmer oder eine kleine Wohnungen in Bremen leisten können.

Was droht der Bremer Industrie durch den Brexit, den Ausstiegs Großbritanniens aus der EU?

Allgemein wird befürchtet, dass Geschäfte mit Großbritannien dann erstens teurer werden und zweitens länger dauern. Aber eine pauschale Antwort ist schwierig. Denn wie stark ein Unternehmen vom Brexit betroffen ist, hängt davon ab, wie groß sein Absatzmarkt in Großbritannien ist oder wie hoch sein Anteil an Zulieferungen nach Großbritannien ist.

Was wirkt sich gravierender aus: der Brexit oder die restriktive Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump?

Die Handelspolitik der USA. Der Brexit ist ein lokales Problem, es beschränkt sich auf die Beziehungen zu Großbritannien. Trumps Politik hat dagegen eher eine globale Wirkung.

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