Henning Scherf weiht WR-Leser in die Geheimnisse der Güldenkammer ein. Foto: Barth
Führung

Henning Scherf im Rathaus: Anekdoten über Attrappen

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„Na? Hab’ ich Sie jetzt müde gesabbelt?“ – mit einem spitzbübischen Grinsen blickt Henning Scherf in die Runde. Bremens ehemaliger Bürgermeister begeisterte WESER-REPORT-Leser bei einer exklusiven Rathausführung.

Eigentlich hätten ihm die Gewinner unserer Unbezahlbar-Aktion noch weitaus länger als eineinhalb Stunden zuhören können. Fünf Leser durften mit einer Begleitperson eine sehr persönliche Rathausführung mit dem ehemaligen Bürgermeister machen.

Und der zeigte sich als wahrer Kenner seines ehemaligen Arbeitsplatzes, an dem er, wie er selber sagt „immer sehr gerne war“. Manchmal habe er dort sogar ein kleines Nickerchen gehalten, damit er nicht nach Hause fahren musste und ja nichts verpasste.

Michael Jackson war beeindruckt

Ob Gemälde, Bodenbeläge, Büsten oder Wappen, Vogeler, Roselius, Radziwill, Smidt oder Kaisen – was die Geschichte des Bremer Weltkulturerbes angeht, macht Scherf so schnell keiner etwas vor. Dazu würzt er seine Ausführungen mit den passenden Anekdoten aus Regierungstagen.

Er erzählt beispielsweise, dass er damals einige Männer dabei erwischt habe, wie sie heimlich der nackten Frauenskulptur im Obergeschoß über die Brust strichen. Oder wie konsterniert Edmund Stoiber während einer Ministerkonferenz war, als ihm auf der Treppe eine Braut begegnete – und wie begeistert er dann war, als diese ihn anlächelte.

Oder wie er selber mit Werder-Raute im Gesicht die Meisterschaft 2004 mitfeierte. Oder dass Michael Jackson so beeindruckt von der Geschichte des Hauses war, dass er bei dem Rundgang recht emotional wurde: „Und dann hatte ich den kleinen Kerl tatsächlich die ganze Zeit an der Hand.“

„Helmut is crazy“

Dass der Kamin im Kaminsaal nur eine Attrappe ist, verriet er auch: „Der ist nur Show, hat gar keinen Abzug. Aber der Raum ist traditionell englisch gehalten und deshalb musste einer her.“ Genau hier fand übrigens 1978 der Europäische Gipfel statt, bei dem Bundeskanzler Helmut Schmidt neun Stunden lang mit Staatsoberhäuptern eine erste Entscheidung für den Euro fällte: „Der war sehr streng: Wollte keinen Alkohol und nur sogenannte Ohnmachtshäppchen“, erinnert sich Scherf, der damals den britischen Premieminister zum Flughafen kutschieren musste. „Und der hat immer mit dem Kopf geschüttelt und gesagt: Helmut is crazy. Trotzdem hat er letztlich für den Euro gestimmt.“

Ein echtes Highlight für die Gewinner war der Besuch der Güldenkammer, der „bei normalen Führungen nicht gestattet ist“, so Scherf. Diesen kleinen Raum, der auf den Marktplatz zeigt, stattete Heinrich Vogeler aus, alles glänzt golden. „Hier steht den ganzen Tag die Sonne drauf und bringt so alles zum Leuchten“, erklärt Scherf. Für ihn der perfekte Ort, um Staatsgäste, internationale Stars und wichtige Politiker zu empfangen und ein wenig zu beeindrucken. Genau, wie auch unsere Gewinner, die sich sehr über die „authentische und sehr lebendige“ Führung freuten, wie Yvonne Wolter feststellte.

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