Schon an Silvester 2016/2017 kam es an der Grohner Düne zu Zwischenfällen. Beim jüngsten Jahreswechsel soll der Vorfall laut Polizei deutlich harmloser gewesen sein. Archivfoto: WR Schon an Silvester 2016/2017 kam es an der Grohner Düne zu Zwischenfällen. Beim jüngsten Jahreswechsel soll der Vorfall laut Polizei deutlich harmloser gewesen sein. Archivfoto: WR
Grohner Düne

Mehr Polizisten und ein Videowagen an Silvester

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An der Grohner Düne sollen am Neujahrswechsel 2019/2020 mehr Beamte und ein Videowagen eingesetzt werden. Dies kündigte die Polizei im Beirat Vegesack an. Sie zieht damit Lehren aus dem jüngsten Vorfall an Silvester.

Der Jahreswechsel ist nun knapp drei Wochen her, doch ein Vorfall an der Grohner Düne beschäftigt auch in diesen Tagen noch die Gemüter. Und das sogar so sehr, dass Rainer Zottmann, Leiter der Direktion Einsatz, und Ralf Töllner, Leiter des Polizeikommissariats Bremen-Nord, zur Sitzung des Beirats Vegesack eingeladen worden sind, um Rede und Antwort zu stehen. Dem kamen die Polizisten am Donnerstagabend nach.

Was war vorgefallen? In der Silvesternacht war ein Streifenwagen der Polizei wegen eines Einsatzes im Umfeld an der Grohner Düne. Die Beamten sind aus einer Gruppe von 100-150 vornehmlich jungen Männern mit Silvesterfeuerwerk und Böllern beschossen worden. „Es gehört sich nicht, auf Polizeiautos zu schießen und zu böllern“, sagte Zottmann. Es komme aber immer wieder vor. In diesem Fall sind zudem sogenannte Anscheinswaffen benutzt worden. Sie sehen echten Schusswaffen sehr ähnlich und lassen sich in verschiedene Kategorien unterteilen.

Wunsch, dass Anscheinswaffen verschwinden

Diese Anscheinswaffen darf man zwar zu Hause haben, sie in der Öffentlichkeit zu führen, ist aber eine Ordnungswidrigkeit. „Wir wünschen uns, dass Waffen dieser Art von der Straße verschwinden“, so Zottmann. Gleiches gelte für Gas- und Signal-Waffen mit zwei Unterschieden: für Gas- und Signal-Waffen benötigt man einen kleinen Waffenschein und „wer damit rumballert, begeht eine Straftat“, erklärt Zottmann.

Für die Polizei sei der Umgang mit Anscheinswaffen generell schwierig. Sie können nicht nur andere Bürger in Schrecken versetzen, sondern der Träger bringt sich auch selbst in Gefahr, da die Polizei „immer erst einmal von einer terroristischen Bedrohung und anderen Gewalttaten ausgehen muss“, so Zottmann.

Kritik an Öffentlichkeitsarbeit der Polizei

Zwei Signalwaffen seien es auch gewesen, die die Beamten in der Silvesternacht identifiziert haben. Sie sind von den Männern genutzt worden, um Feuerwerkskörper abzuschießen. „Dafür gibt es einen speziellen Aufsatz. Den gibt es für reguläre Waffen nicht. Auch dadurch haben die Kollegen vor Ort erkannt, dass es sich um keine echte Waffe handelt“, erklärte Zottmann. Die Polizisten seien dann von der Grohner Düne weggefahren ohne einzugreifen.

Der Vorfall hatte auch Kritik an der Öffentlichkeitsarbeit der Polizei ausgelöst, da dieser nicht im Rahmen einer Pressemitteilung veröffentlicht worden ist und erst Tage später durch Medienberichte an die Öffentlichkeit gelangte. „Es war keine bewusste Unterdrückung von Informationen“, betonte Zottmann. Für die Kollegen sei der Vorfall das „Grundrauschen in einer Silvesternacht gewesen, das wir auch in Gröpelingen oder Tenever haben“.

„Das Thema Anscheinswaffen ist beunruhigend“

Töllner und Zottmann gaben auch einen Ausblick auf das kommende Silvester. Die Polizei werde dann mit einem Videowagen an der Grohner Düne stehen und mit zusätzlichen Kräften arbeiten, die schnell eingreifen können. Zudem werde es eine Einsatzleitung geben, die ausschließlich für Bremen-Nord zuständig ist. Zudem wolle man auf Prävention setzen.

Von den Beiratsmitgliedern gab es von allen Seiten Dank für die Arbeit der Polizei vor Ort. Dennoch konnte Zottmann nicht alle Kommunalpolitiker mit seinem Bericht zufrieden stellen. So sprach Cord Degenhard (Bürger in Wut) von rechtsfreien Räumen und beanstandete die Pressearbeit. Töllner dementierte, dass die Grohner Düne ein rechtsfreier Raum sei.

„Das Thema Anscheinswaffen ist beunruhigend“, fand Jürgen Hartwig (SPD). Das Mindeste sei eine Diskussion darüber, wie man rechtlich mit dem Phänomen umgehe. Der Appell von Torsten Bullmahn (CDU) war etwas deutlicher: „Das lassen wir uns nicht gefallen. Kein Mensch in Deutschland, in Bremen, hat das Recht eine Waffe zu tragen.“

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