Seit November 2017 ist die Pädagogin Bettina Wilhelm Bremens Landesfrauenbeauftragte. Foto: Schlie
Interview

Bettina Wilhelm: „Hamburg zeigt, wie es geht“

Von
Bremens Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm über Frauen und Traditionsfeste.

Weser Report: Frau Wilhelm, warum halten sich in Bremen noch reine Männerbünde?

Bettina Wilhelm: Das frage ich mich auch. Ich kenne bundesweit keine Veranstaltung, die eine solche Bedeutung hat wie die Bremer Eiswette und dabei Frauen ausschließt. Und beim Schaffermahl sind Frauen nur als Gäste zugelassen und das nur an einem Tisch. Hamburg zeigt, wie es anders geht: Das Matthiae-Mahl gibt es seit 1356, Frauen sind dort seit 1622 als gleichberechtigte Teilnehmerinnen zugelassen.

Schaffermahl und Eiswette sind keine staatlichen Veranstaltungen. Dürfen private Organisatoren nicht einladen, wen sie wollen?

Unter privaten Treffen verstehe ich etwas anderes. Eiswettfest und Schaffermahl sind keine Kegelabende oder Junggesellenabschiede – gegen die ich gar nichts habe. Aber Eiswette und Schaffermahl sind große gesellschaftliche Ereignisse. Das sieht man schon daran, dass ein besonderer Wert darauf gelegt wird, Repräsentanten einzuladen. Die Herren sind ja nicht als Privatpersonen eingeladen.

Immerhin sammelt die Eiswette Spenden für einen guten Zweck, in diesem Jahr fast eine halbe Million Euro.

Ach so, ist das ein Grund, Frauen auszuschließen? Würden Frauen nicht spenden? Der Zweck heiligt nicht die Mittel und sei er noch so gut. Auch der Hinweis auf die Tradition überzeugt nicht. Denn bei der Eiswette gab es schon mehrfach Änderungen.

Sind Reformen in Sicht? Bei den Schaffern scheint es immerhin Überlegungen zu geben.

Es ist schwierig, wenn sich die Fronten wie bei der Eiswette so verhärtet haben. Die Diskussion schadet Bremen unglaublich. Ganz Deutschland lacht über unsere Stadt.

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Eine Antwort

  1. Martin Korol sagt:

    „Jedem dritten Arbeitslosen fehlt Geld für vollwertiges Essen. Stahmann: Lage in Bremen noch schwieriger“, meldet heute der Weser-Kurier. Ja, und?! Frau Wilhelm und ihr Stab sorgen sich um die die Beteiligung von Frauen an der „Eiswette“. Du fällst vom Glauben ab. Kennt Frau Wilhelm Bert Brecht? Er hat dazu alles Wichtige schon 1928 gesagt: „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“, heißt es in seiner „Dreigroschenoper“.
    Martin Korol, Bremen

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