gekocht wird gemeinsam im St.-Jakobi-Aufenthaltsraum. Foto: Barth
Obdachlosenhilfe

Die Suppenengel: segensreiche Hilfe

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Es herrscht wuselige Betriebsamkeit in der kleinen abgenutzten Küche des St. Jakobi-Gemeindehauses: Hier kochen die Bremer Suppenengel vier Mal pro Woche für Bedürftige ein frisches Mahl.

Von Jens Fischer

Studenten, Rentner und Nachbarn sind ehrenamtlich tätig, aber auch Arbeitslose kochen als Zusatzjobber mit. Viermal in der Woche tritt ein zehnköpfiges Team an, um Obdachlosen und anderen Bedürftigen ein frisches Mahl zuzubereiten und kostenlos zu servieren. Bremer Suppenengel nennen sie sich. 2018 erhielt der gemeinnützige Verein den Bürgerpreis der Bremer Sparkasse für das soziale Engagement.

Vereinsgründerin Zia Gabriele Hüttinger wurde 2013 sogar mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Sie hatte erstmals im Januar 1997 ihr Fahrrad mit selbst gekochter warmer Suppe, Brötchen und Kaffee bepackt, um  all das bei klirrender Kälte an Menschen ohne Wohnung zu verteilen. Heute stehen dafür vier Lastenfahrräder zur Verfügung, die ab April wieder auf dem Bahnhofsplatz sowie an der Ecke Herdentorsteinweg / Am Wall die  Speisen der Hilfsorganisation verteilen.

Privatleute spenden viel

Derzeit findet die Ausgabe im Winterquartier statt. Seit fünf Jahren dient die ehemalige Senatskantine im hinteren Teil des Lloydhofs als Speisesaal. Sie ist auch Ort des Aufwärmens und Austauschs. Außerdem
öffnen die Suppenengel dort auch ihre Kleiderkammer, in der Dank reichlich Spenden von Privatleuten, Firmen und Institutionen auch Rucksäcke, Decken und Schlafsäcke vorrätig sind. „Was wir weiterhin sehr gut gebrauchen können, sind Tupperdosen, darin nehmen unser Kunden gern Essen mit für den Abend, denn so ist es vor Ratten geschützt an den Übernachtungsorten“, erklärt Suppenengel-Geschäftsführer Peter Valtink.

Der Mittagstreffpunkt funktioniert auch als Anlaufstelle, wenn es um Behördengänge, juristische und medizinische Angelegenheiten geht. Einmal wöchentlich sei eine Ärztin vor Ort, sagt Valtink. „Gerade wurde uns auch  Zahnersatzmaterial für 60 Menschen gespendet, zudem können wir Bedürftige an eine Zahnarztpraxis verweisen, die einmal im Monat für einen Tag nur für die kostenlose Behandlung unserer Kunden öffnet.“

Lloydhof steht bald nicht mehr zur Verfügung

Dieser Winter ist der letzte, in dem die Suppenengel mietfrei im Lloydhof ihre sozialen Dienste anbieten können. Die Immobilie wurde Anfang 2018 verkauft und wird Mitte 2019 umgebaut. Wo die Bedürftigen im Winter 2019/20 Hilfe bekommen könnten, sei noch völlig unklar, sagt Valtink.

Valtink war einst ehrenamtlich als Suppenengel tätig, als der Posten zur Geschäftsführung dort vakant wurde. Als Selbstständiger hatte der Doktor der Physik seinen Lebensunterhalt etwa mit der Entwicklung von GPS-Systemen verdient. Das gab er auf, „um auch mal Sinnvolles im Leben zu machen“, schmunzelt Valtink.

Größere Räume werden benötigt

Täglich würden derzeit 150 bis 200, manchmal auch 250 Menschen von den Suppenengeln betreut. „Die Zahlen haben sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt“, sagt Valtink. Immer mehr Rentner und alleinerziehende Mütter kämen. „Als Folge dieser Entwicklung müssten wir eigentlich mehr kochen.“

Aber die St.-Jakobi-Küche am Neustädter Kirchweg ist beengt. Nur eine Herdplatte steht dort zur Verfügung. Deswegen möchten die Suppenengel gern größere Räume beziehen. Eine komplette Restaurantküche wurde ihnen bereits gespendet. Derzeit laufen Anträge unter anderem bei der Aktion Mensch, um ein eigens Haus in der Neustadt zu kaufen und umzubauen.

Kreatives Chaos führt zum Ziel

Auf der Empore über dem St.-Jakobi-Aufenthaltsraum herrscht derzeit noch kreatives Chaos. Zwischen Antragsformularen, Spenden und Abrechnungen hat Valtink seinen Laptop auf einem gebastelten Schreibtisch  aufgeschlagen. Dies ist sein Büro. Dort laufen die Meldungen der Supermärkte ein, was als Spende bereitsteht. Dann düst ein Fahrer los und holt sie ab. Für Chefkoch Vinzenco Nocerino ist es eine Herausforderung, aus den kistenweise eintreffenden Waren ein Gericht zu zaubern.

Was gerade nicht benötigt wird, kommt ins Lager in den Keller unter der Kirche. Aus 41 Ehrenamtlichen stellt er täglich die Teams für Kochen, Einkaufen und Essensausgabe zusammen.

◆ Wer die Arbeit der Suppenengel ehrenamtlich unterstützen will, kann sich an Peter Valtink wenden: 0421/14 91 88 75 oder valtink@suppenengel.de

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