H. Marahrens. Foto: pv/Marahrens Ist zur Präses der Handelskammer Bremen gewählt worden und leitet seit 1998 die familiengeführte Firmengruppe H. Marahrens. Foto: pv/Marahrens
Orientierungshilfe

110.000 Schilder für ein Schiff

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Janina Marahrens-Hashagen ist seit 21. Januar Präses der Handelskammer Bremen. Mit ihrer Wahl blitzte die Frage auf, was sie als Frau in Führungsposition sonst so macht – und womit sie ihr Geld verdient.

Von Jens Fischer

Da hilft ein Blick in den Bremer Norden. Die in der Hansestadt geborene Diplom-Kauffrau ist 1982 in das Unternehmen ihres Vaters eingestiegen und seit 1998 geschäftsführende Gesellschafterin der Firmengruppe H. Marahrens. Tochterfirmen agieren in Miami (USA) und Turku (Finnland).

Im jahr 1949 hatte Heinrich Marahrens eine Gravieranstalt im heimischen Lesumer Wohnzimmer gegründet. Heute residiert die Marahrens Group im Grambker Industriegebiet mit etwa 200 Mitarbeitern, über 40 Prozent Frauen. Der Betrieb gleicht auf 16.000 Quadratmetern einer Ansammlung von kleinen Handwerksbetrieben wie Grafik, Metallverarbeitung, Lackiererei, Schweißerei, Sieb-/Digitaldruck, Laserschnitt und -gravur. Spezialisiert ist Marahrens auf Entwicklung, Konstruktion, Fertigung und Montage von Schildern, Lichtreklame und Werbeanlagen im maritimen Bereich und an Land. So sind etwa die Reklamebeschriftungen der Waterfront und des GOP-Varietés bei Marahrens gefertigt worden.

Von Klingelschild bis Kreuzfahrschiff

„Man kann auch zu uns kommen und ein Klingelschild in Auftrag geben, das wird dann so 20 Euro kosten“, sagt Marahrens-Betriebsleiter Roland Stickforth, ein gelernter Drucker. Verkaufshit sei das Feuerlöscher-Schild, davon würden jährlich 300.000 Stück veräußert.

Etwa die Hälfte des Umsatzes aber mache das Unternehmen mit der Komplettbeschilderung von Schiffen der Marine, Fähren und Luxuslinern aller großen Kreuzfahrtlinien. Wie der 362 Meter langen „Oasis oft the Seas“. Kabinen für etwa 6.000 Passagiere und 2.500 Besatzungsmitglieder benötigten klare und eindeutige Wegweiser zur guten Orientierung, so Stickforth.

Hunderte Wegfindungsschilder auf 16 Decks

Erstmal muss jede Kabine ein individuelles Nummern- und Fluchtwegschild bekommen, weiterhin Pflicht sind Hinweise, was nicht ins Klo geworfen werden soll, wo Rutschgefahr herrscht und gebrauchte Handtücher zu platzieren sind. Kaum jemand bemerkt sie, aber im Notfall können Schilder auch Leben retten, indem sie Brandschutztüren oder Feuerlöscher markieren und die Menschen zu den Rettungsbooten weisen.

Zudem müssen an allen Ecken, Enden und Kurven der 16 Decks hunderte Wegfindungsschilder montiert werden, die von innen beleuchtet sind. Auch einen fünf Kilometer langen fluoreszierenden Lichtschlauch haben die Marahrens-Mitarbeiter in der schwimmenden Kleinstadt verlegt, der statt einer Fußleiste die Flure durchläuft, damit sich bei einem Stromausfall alle Passagiere noch zurechtfinden. Hinzu kommt die teilweise mit LED-Technik ausgestattete und betont dekorativ gestaltete Beschriftung der Sport- und Entertainmentbereiche.

Made in Grambke

Selbst Speisekarten kommen aus dem Hause Marahrens – als mit Magnetfolie beklebte Gevierte, auf denen die Angebote des Tages gepinnt werden. „Das sind wohl 110.000 Schilder, die wir für so ein Schiff nach und nach anfertigen und dann in der Baufolge in die Decks integrieren. Ein Jahr dauert das ungefähr von der Kiellegung bis zum Stapellauf, dann muss alles funktionieren“, so Stickforth.
Alles made in Grambke – vom winzigen Klebe- über das kleine Hart-PVC-Schild hin zum leuchtenden Namen des Schiffes, der auf dessen Außenhaut geschweißt wird: drei Meter hoch und 14 Meter lang. „Insgesamt ist das dann ein Auftrag von über 1,5 Millionen Euro“, schätzt Stickforth.

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