Es ist nicht unbedingt zu vermuten, aber auch die Hansestadt hat einen eigenen Skiverein. Foto: privat
Wintersport

Bremer Ski-Club: Moin Alpen

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Klar, Fußball ist der beliebteste Vereinssport in Bremen. Aber schon auf Platz sechs folgt der Ski-Sport. Dabei misst die höchste natürliche Erhebung nur 32,5 Meter – im Friedehorstpark in Burglesum.

Von Jens Fischer

Sie wird nur von der Blocklander Mülldeponie übertroffen wird, die 50 Meter in die Höhe ragt. Beide Miniberge sind für Wintersport so ungeeignet wie das Bremer Wetter: 2018 wurden nur vier Schneetage in der Hansestadt registriert. Dennoch: Mit seinen derzeit rund 3.200 Mitgliedern ist der Bremer Ski-Club (BSC) nicht nur einer der nördlichsten, sondern auch einer der größten in Deutschland.

Zudem sehr erfolgreich dank einer Doppelstrategie: In Bremen organisiert er ganzjährig Fitnessangebote, und ab Herbst, wenn der erste Schnee in den Alpen fällt und die Fans langsam unruhig werden, befriedigen Pauschalreisen die wachsenden Sehnsüchte nach dem Gefühl, beim Herabwedeln von den Gipfeln Freiheit zu verspüren.

Ein Programm für alle

Die ersten Urlaubsfahrten starten im November. Die genauen Fahrtziele suchen die Übungsleiter aus, der BSC-Vorstand stellt aus den Vorschlägen das Gesamtprogramm zusammen, der Touristikwart kalkuliert bereits im Sommer die Kosten, so dass das Fahrtenheft spätestens Anfang September erscheinen kann.

Im Winter 2018/2019 hat der BSC 35 verschiedene Ziele in Österreich, der Schweiz, Deutschland, Italien und Norwegen im Programm. Ob als Langläufer, Snowboarder oder Skiläufer – für viele Interessengruppen soll etwas dabei sein. Einige Reisen, insbesondere für Familien, sind stets schnell ausgebucht. Aber auch jetzt, im Februar, gibt es noch Plätze bei einigen Touren, auch in den Bremer Osterferien.

„Osterdeich statt Österreich“

Neben den Reisen in die Alpen führt der BSC an Wochenenden auch Tagestouren sowie Mehrtagesfahrten zum Langlauf oder zum Winterwandern in den Harz durch. Frei nach dem Motto „Osterdeich statt Österreich“ wird bei guter Schneelage allerdings auch mal eine Piste auf dem Deich hinter dem Weserstadion oder eine Loipe im Bürgerpark eingefahren.

Bei den Urlaubstrips in die letzten Schneereservate Europas legt der Verein großen Wert darauf, dass ausgebildete Ski-, Langlauf und Snowboardübungsleiter zur Betreuung der Teilnehmer dabei sind. In den Alpen –
meist im Stubaital – erfolgt die praktische Aus- und Fortbildung nach den Richtlinien des Deutschen Skiverbands (DSV). Betreut von 100 der 200 Übungsleiter mit DSV-Lizenz verreist rund ein Drittel der Ski-Club-Mitglieder jeden Winter mit ihrem Verein.

Auch Wettkämpfe werden angeboten

Neben dem reinen Freizeitsport soll auch das sportliche Skifahren nicht zu kurz kommen. Slalom- und Riesenslalomtraining wird angeboten und die Teilnahme an Wettkämpen organisiert. Ende Januar fanden die Bremer
alpinen Landesmeisterschaften in Steinach am Brenner statt. Weitere Wettkampfgelegenheiten, auch für die Jüngeren, gibt es beim Harzer „Zwergen-Cup“ sowie beim Bremer Parallelslalom am 3. März.

Bedauerlich findet Ulrike Weiß, die erste Vorsitzende des BSC, dass es in Bremen keine Winterferien – wie etwa in Hamburg – gibt. „In dieser Saison liegen die Osterferien zwar wieder spät, aber die Schneefälle sind ohnehin immer schwerer kalkulierbar. Späte Neuschneefälle gab es in den letzten Jahren häufig. Skilaufen ist eben eine von der Natur abhängige Outdoor-Sportart.“ Fast überall.

Nach der Skisaison ist vor der Skisaison

Um auch mal unabhängig von der Natur zu sein, gibt es Touren in den ewigen Schnee des „Snow Dome Bispingen“, der Skihalle auf dem „Heidegletscher“. Castings zur Talentfindung für den alpinen Wettkampfsport finden dort statt – sowie Anfängerschulung und Schnupperkurse. Gerade Kindern soll ein Skitag in der Halle ohne widrige Witterung und bei bester Piste den Einstieg erleichtern.

Nach der Skisaison ist vor der Skisaison und deshalb organisiert der Club diverse Kurse in Bremer Turnhallen, mit denen sich die Bremer Ski-Gemeinde auf den Winter in den Bergen vorbereiten kann. Fitness, Gymnastik, Volleyball, Pilates, Inline-Hockey, Fit im Alltag, Bodystyling, Joggen und Walken im Bürgerpark, Kraft- und Konditionstraining sowie Nordic Blading – das ist nur eine Auswahl der aktiven Sportgruppen. Hinzu kommen Aktivitäten, die nur entfernt oder gar nicht mit dem Wintersport in Zusammenhang stehen. Beispielsweise Treckingwochen, Tageswanderungen, Radtouren und NordicWalking.

Die ersten Skiversuche am Teufelsmoor

Der Ski-Club ist sozusagen ganzjahrestauglich. Dank Kooperationspartnern wie dem Verein Bremen 1860, Sportpark Schwachhausen, Auf eine langjährige Tradition kann der Verein inzwischen auch verweisen. Im Frühwinter 1922 wurde in einer Bremer Herrenrunde spontan beschlossen, einen Verein zum Zwecke des Skilaufes zu gründen. Aber wo sollte man in der Hansestadt skilaufen?

Die ersten Versuche starteten in Ritterhude am Rande des Teufelsmoors, wo sich einige Hügel aus der Landschaft erheben. Allerdings hatte dies Vergnügen ein Nachspiel. Der Landbesitzer verklagte die Skiläufer. „Das Gericht entschied damals, dass der Skilauf den winterlichen Feldern förderlich sei“, erklärt der BSC-Pressewart Hartmut Ahlfeld.

Trockenkurse zur Vorbereitung

Heinrich Schlüter und Georg Mönnich, zwei Gründungsmitglieder und auch die beiden ersten Vorsitzenden des Vereins, bestanden als erste Bremer eine Art Skilehrerprüfung, fortan ging es unter ihrer Anleitung in die Umgebung Bremens. Der Aktionsradius weitete sich aus in den Harz, zu den Dammer Bergen, ins Wiehengebirge und später in die Alpen. Während des 2. Weltkriegs mussten alle Skier zu Kriegszwecken abgegeben werden, so dass Wintersport nicht mehr möglich war.

Am 14. Juli 1948 beschlossen 43 Mitglieder im Goldenen Saal des Deutschen Hauses einen Neubeginn des Ski-Clubs. In Bremer Turnhallen wurden zur Vorbereitung Trockenskikurse abgehalten, also Übungen stehend auf  den Skiern durchgeführt. Die heutigen Hallentrainings sind Ski-frei – für jedermann.

Online-Buchungen möglich

„Viele intensive Gruppenerlebnisse, die damit verbundenen bleibenden Erinnerungen zusammen mit unserem niedrigen Jahresbeitrag von 36 Euro für Erwachsene führen dazu, dass unsere Mitglieder häufig auch nach einem Umzug weiterhin an unseren Reisen teilnehmen. Das Sport- und Freizeitangebot vor Ort sorgt zudem dafür, dass auch die nicht mehr schneesportlich aktiven Mitglieder sich ganzjährig gut aufgehoben fühlen und dem Verein bis ins hohe Alter treu bleiben“, erklärt Ahlfeld. Aber trotz der demografischen Entwicklung sei die Hälfte der Mitglieder unter 50 Jahre.

Auch in der Außendarstellung versucht der BSC jung zu bleiben – und reagiert aufs digitale Zeitalter. „Seit der Einführung der Online-Buchungen in 2012 stieg der ihr Anteil kontinuierlich und liegt inzwischen bei über 90 Prozent“, so Ahlfeld: „Zusätzlich zur digitalen Kommunikation mit Newsletter und Facebook setzen wir neben zahlreichen Vereinsveranstaltungen auf den persönlichen Kontakt zu potenziellen Mitgliedern mit unseren  Auftritten auf den Reise- und Trendsportmessen der Region, beispielsweise der Reiselust in der Stadthalle Bremen. Dort greifen wir primär auf die Unterstützung unserer Übungsleiter als unsere wichtigsten Multiplikatoren zurück, die es verstehen, mit ihrer Faszination für den Schneesport anzustecken.“

Skiclub ist „Eheanbahnungsinstitut“

Was den Mitgliedern ebenfalls wichtig ist: Geselligkeit nach den sportlichen Aktivitäten. „Es werden lebenslange Freundschaften geschlossen, denn bei dem gemeinsamen Erlebnis auf der Piste oder beim Après-Ski kommt  man sich häufig näher. Und dann“, sagt Ulrike Weiß, „sind wir auch noch eine Art Eheanbahnungsinstitut.“ In der Tat gibt es viele Ski-Club-Ehen. Die Vorsitzende und der Ehrenvorsitzende gehören mit dazu.

◆ Infos: bremer-ski-club.de

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