Dietmar Mönning, Geschäftsführer, kauft die Mehrheit an Utsch Tönnjes International und organisiert vom Unternehmenssitz in Delmenhorst aus die weltweite Digitalisierung von Autonummernschildern. Foto: Tönnjes
Kennzeichenfälschung

Autoschilder mit Chip

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Tausende Autoschilder werden jährlich entwendet und gefälscht. Ein Delmenhorster Unternehmen will dem nun ein Ende bereiten - mit eigener Technologie.

Von Jens Fischer

Rund 160.000 Autonummernschilder werden jährlich in Deutschland entwendet, weiß Dietmar Mönning, Geschäftsführer von Tönnjes E.A.S.T. Im Internet sind sie zu kaufen und passend dazu per Grafikprogramm täuschend echte TÜV-Siegel selbst zu gestalten. Einfach ausdrucken und aufkleben. So kann jeder einem gestohlenen Auto eine (schein-)seriöse Identität geben.

Damit Schluss machen will das Delmenhorster Unternehmen, inzwischen ein Geflecht aus sieben Firmen, die Schilder und Beschriftungen aller Art genauso herstellen wie Kunststoffspritzguss-Teile für Autos.

Auf dem Weg zum Weltmarktführer

Kürzlich wurde mit Utsch ein Mitbewerber und damit die Mehrheit an der Utsch Tönnjes International übernommen und verkündet: „Damit gelingt dem Konzern nun der Schritt zum Weltmarktführer.“ Bis heute hat er an 50 Standorten im Ausland Beteiligungen gegründet und beschäftigt mit seinen Partnern rund 2.000 Mitarbeiter weltweit.

Boomender Geschäftszweig ist die Digitalisierung der Autokennzeichnung. Damit sollen Vehikel aller Art im stehenden und fließenden Verkehr kontaktlos und automatisch identifiziert werden können. Basis ist das fälschungssichere Nummernschild „IDePLATE“.

Wie die Fälschung verhindert wird

Am Produktionsbeginn steht eine riesige Aluminiumrolle. Die wird glattgezogen, plan gemacht und mit reflektierender Folie beklebt. Rand und Zeichenkombination werden eingeprägt, Hologramm und Barcode draufgelasert. Fehlt nur noch ein stromlos funktionierender RFID-Chip, die Abkürzung steht für Radio Frequency Identification.

Eine Technik, die bereits in Smartphones und Reisepässen eingesetzt wird. Diese Chips können bis zu 15 Meter die auf ihnen gespeicherten Informationen senden. Ein weiterer wird übrigens an die Windschutzscheibe geklebt. Von ihm heißt es, er sei nicht entfernbar, ohne dabei zerstört zu werden. Autorisierte Lesegeräte, die etwa bei Polizeikontrollen eingesetzt oder an Straßenkontrollpunkten installiert werden, sollen auch bei Geschwindigkeiten um 160 Stundenkilometer die gespeicherte, verschlüsselte Identifikationsnummer auslesen können, hinter der sich Daten zum Fahrzeugmodell, zur Farbe, der Marke und der Kennzeichennummer befinden.

Tracking unmöglich

Stimmen der Sticker auf der Windschutzscheibe und das Kennzeichen nicht überein, würden die Lesegeräte sofort Alarm schlagen. Die Daten kann laut Mönning nur die zuständige Verkehrsbehörde entschlüsseln, da sie bei jedem Auslesen neu codiert werden, sei kein Tracking möglich.

Mit den Chips könnten auch die Einfahrtgenehmigung für Umweltzonen, eine Zufahrtsberechtigung für Parkplätze oder Firmengelände gespeichert und damit reguliert werden. Zudem, so heißt es in Delmenhorst, wäre das Erkennen und die Inrechnungstellung von Mautgebühren möglich oder die Integration in die Geschwindigkeitsüberwachung per Section Control.

5,5 Milliarden Kennzeichen

All das beschert dem Unternehmen weltweit Großaufträge. Etwa in Kenia, auf den Cayman Islands, in Brasilien, Panama, Peru, der Türkei. Die philippinischen Behörden haben Tönnjes gerade mit der Produktion von rund 5,5 Millionen Kennzeichen und RFID-Aufklebern für Autos, Motorräder und Roller beauftragt. In Deutschland ist das System aufgrund geltender Datenschutzrichtlinien noch nicht erlaubt.

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