Robert Rennie Die Einbürgerungsformulare hat Robert Rennie schon beantragt. Foto: WR
Brexit

Bremer Unternehmen horten Waren in Großbritannien

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Kommt der Brexit oder nicht? Immer mehr Briten beantragen in Bremen seit Anfang des Jahres einen deutschen Pass. Auch Unternehmen bereiten sich auf einen möglichen EU-Austritt des Vereinigten Königreichs vor.

Die Formulare zur Einbürgerung hat Robert Rennie schon bestellt. Seit zwölf Jahren lebt der Brite in Bremen, arbeitet an der Jacobs University und betreut dort die Studenten. „Eigentlich wollte ich nie Deutscher werden“, sagt Rennie. „Aus emotionalen Gründen, aber jetzt muss ich den Kopf einschalten.“

Wenn Großbritannien aus der EU aussteigt, möchte Rennie sich weiterhin so frei bewegen können wie bisher – ohne Anträge und Visum. Als EU-Bürger darf er seine ursprüngliche Staatsangehörigkeit ohnehin behalten. In den nächsten Tagen will Rennie die 15 Seiten zur Einbürgerung ausfüllen.

Verfahren dauert bis zu drei Monate

Schon 96 Briten haben das seit Januar getan und in Bremen einen deutschen Pass beantragt, 46 Briten wurden in der Hansestadt seit Anfang des Jahres bereits eingebürgert. Damit dürften 2019 sehr viel mehr Briten in Bremen deutsche Ausweispapiere bekommen als 2018. Damals bürgerte das Bremer Migrationsamt im gesamten Jahr 68 Briten ein.

Zwei bis drei Monate dauert das Verfahren inklusive Sprachtest. Doch je nach Beruf können sich Anwärter von der Prüfung befreien lassen.

„Großbritannien wie Botswana behandeln“

Auch Bremens Unternehmen bereiten sich auf den Brexit vor, bauen Zollabteilungen aus und informieren sich über Handelsvorschriften, die vor allem bei einem Brexit ohne Abkommen drohen könnten. „In diesem Fall müssen unsere Unternehmen Großbritannien ja wie Botswana behandeln, also wie einen Drittstaat“, erklärt Volkmar Herr, der Brexit-Experte der Handelskammer.

Selbst wenn die anderen EU-Staaten Großbritannien auf dem Gipfeltreffen am kommenden Donnerstag eine Verschiebung des Austritts zugestehen, kann es später immer noch zu einem wilden Brexit kommen.

Nur nach Frankreich und in die USA exportiert Bremen mehr als nach Großbritannien. Bei den Einfuhren nach Bremen steht das Königreich an sechster Stelle.

Firmen bunkern Waren

Rund 70 Prozent der Waren von und nach Großbritannien werden allerdings durch den Tunnel unter dem Ärmelkanal transportiert und nicht direkt von Bremen oder Bremerhaven aus per Schiff oder Flugzeug.

Wer nach Großbritannien liefert, produziert längst auf Vorrat. Die Unternehmen mieten auf der Insel Lager und füllen sie auf. Umgekehrt bunkern britische Firmen Waren in Deutschland, auch in Bremen, um ihre Kunden dort bedienen zu können. Zu groß ist die Angst, der Brexit könnte vorübergehend den Handel hemmen.

Unternehmen aus anderen Ländern verfahren ebenso. Die französischen Sektkellereien etwa haben schon mehr als zehn Millionen Flaschen Champagner in Großbritannien gelagert, wie ihr Verband UMC berichtet. Bis Ende März könnten es sogar 15 Millionen werden.

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