Ochtum in der Nähe des Flughafens Im Bereich der Grollander Ochtum haben sich Rückstände aus Löschschaum vom Flughafen im Sediment und in Fischen abgelagert. Foto: Schlie
Umwelt

Rückstande von Löschschaum in Ochtum-Fisch

Von
Der Fisch in Teilen der Ochtum ist mit Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) kontaminiert und sollte nicht gegessen werden. Das bestätigte Christina Selzer, Sprecherin des Gesundheitsressorts auf Anfrage des WESER REPORT.

Die betroffenen Fischereivereine werden am kommenden Mittwoch über Einzelheiten informiert. Dann will die Behörde auch eine „Verzehrempfehlung“ aussprechen.

PFOS wird unter anderem in der Fotoindustrie, bei der Herstellung von beschichteten Pfannen und wasserabweisender Outdoorkleidung verwendet. Der Stoff wird von Organismen schnell aufgenommen, aber nur langsam ausgeschieden. Er steht unter anderem in Verdacht, die Wirkung von Impfungen zu vermindern, den Cholesterinspiegel zu erhöhen und Krebs zu erzeugen.

In die Grollander Ochtum ist die Chemikalie als Bestandteil von Löschschaum gelangt, den die Flughafenfeuerwehr bis 2003 zu Übungszwecken verspritzte. Dabei habe sich PFOS im Boden des Geländes angereichert. Durch Regenwasser werde der Stoff in die Ochtum gespült und finde sich dort im Sediment und den Lebewesen wieder, heißt es in einem behördeninternen Informationspapier.

Problem vor zwei Jahren entdeckt 

Die Umweltbehörde entdeckte das Problem schon vor zwei Jahren bei Routinekontrollen des Wassers. Dass erst jetzt die Empfehlung ausgesprochen wird, die Fische nicht mehr zu essen, liegt an einer veränderten Bewertung der Schädlichkeit des Stoffes durch EU-Behörden.

„Es gibt noch keine Grenzwerte“, erläutert Selzer. „Wir richten uns bei unserer Risikoeinschätzung nach der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA.“ Und die habe im Dezember 2018 auf Basis neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Richtwerte verschärft. Folge: Die in Fischen aus der Grollander Ochtum nachgewiesene Menge des Stoffes liegt nun um ein Vielfaches über dem Richtwert.

Ausmaß der Belastung noch unklar

Wie weit sich das PFOS in Tieren und Pflanzen verbreitet hat, ist noch unklar. Bisher untersuchten die Behörden nur eine Fischart (Rotaugen). Um einer Belastung von Nutzpflanzen vorzubeugen, empfiehlt die Gesundheitsbehörde, Gärten nicht mit dem belasteten Wasser zu bewässern. Genauere Untersuchungen stehen noch aus.

Laut Airport-Sprecherin Andrea Hartmann arbeitet der Flughafen in Abstimmung mit dem Umweltsenator noch an einem effizienten Sanierungskonzept. „Zum Einsatz soll voraussichtlich eine langfristige, aktive hydraulische Sanierung des Grundwassers kommen“, erklärt sie.

Flughafen stellt 4 Millionen Euro zurück

In diesem Verfahren werde das Wasser gefördert und unter anderem mit Aktivkohle gefiltert. Anschließend solle es über vorhandene Entwässerungsleitungen abgeführt werden, sagt Hartmann.
„Mittlerweile wurden bereits über 400 Beprobungen durchgeführt und analysiert“, teilt Hartmann mit.

Für die Wasser- und Bodensanierung hat der Flughafen Rückstellungen in Höhe von vier Millionen Euro gebildet. Die erste Reinigungsanlage soll noch in diesem Jahr in Betrieb gehen.

Der Landesfischereiverband Bremen wollte die bevorstehende Verzehrempfehlung noch nicht bewerten. Es seien noch zu viele Fragen offen, begründete Vizepräsident Rolf Libertin.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren...

Schreibe einen Kommentar

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner