Rainer Ditzfeld geht in die Verlängerung: 2021 will er wieder für das Amt des Bürgermeisters kandidieren. 2014 hatte er als Parteiloser 62 Prozent der Stimmen geholt. Foto: Bruns
Interview

Rainer Ditzfeld: „Im Moment ist es Wahnsinn“

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Wie weit ist das Projekt Achim-West und wie geht es weiter? Achims Bürgermeister Rainer Ditzfeld erklärt den aktuellen Stand des Projektes und die Verbindung zu Bremen.

Von Jana-Kristin Barkei, Henrik Bruns und Hermann J. Olbermann

Weser Report: Herr Ditzfeld, wie weit sind Sie mit der Entwicklung des Projekts Achim-West, das Achim gemeinsam mit Bremen entwickelt und das vor allem ein neues Gewerbegebiet vorsieht und einen neuen Autobahnanschluss.

Rainer Ditzfeld: In Kürze wollen wir die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren beim Landkreis Verden einreichen. Die Bearbeitung wird mindestens ein Jahr dauern. Ich wünsche mir, dass wir Anfang 2023 mit dem Bau beginnen können.

Mit dem Bau des Gewerbegebietes?

Nein. Das Verfahren umfasst nur den Bau von Verkehrswegen. Wir wollen ja den Verkehr im Achimer Westen und im Bremer Osten entlasten. Das bekommen wir nur hin, wenn wir ein Gewerbegebiet entwickeln. Dafür kaufen wir Grundstücke zum Preis X und verkaufen sie an Unternehmen zum Preis Y. Der Erlös fließt in die Verkehrsmaßnahmen. Außerdem brauchen wir dafür Fördergelder von Bund, Land und der Bahn. Nach unseren jetzigen Planungen bleibt dann noch eine Deckungslücke von 23 Millionen Euro. Jetzt müssen wir uns darüber verständigen, woher das Geld kommen soll.

Für das gesamte Projekt haben Sie Kosten von 140 Millionen Euro veranschlagt. Wie viel Geld gibt Bremen dazu, um die Deckungslücke zu schließen? Schließlich profitiert auch Bremen von dem Projekt – durch Aufträge an bremische Unternehmen und durch den Zuzug von Menschen, die im Gewerbegebiet arbeiten, aber in Bremen wohnen, dort Steuern zahlen und Geld ausgeben werden.

Mit Bremen sind wir in intensiven Gesprächen. Es hängt auch davon ab, wie stark sich Bremen an der Achim West Entwicklungsgesellschaft beteiligt, die wir für das Projekt gegründet haben. Zurzeit hält die Stadt Achim 100 Prozent. Wir unterhalten uns auch darüber, welchen Anteil Bremen von der Gewerbesteuer bekommen soll, die die Unternehmen im neuen Gewerbegebiet einmal zahlen werden. Zurzeit prüfen wir, ob es überhaupt erlaubt ist, dass Bremen einen Teil der Gewerbesteuer erhält, die auf dem Gewerbegebiet Achim West anfallen wird.

Das Gewerbegebiet soll 100 Hektar umfassen, davon wollen Sie 90 Hektar an Unternehmen verkaufen, die sich dort ansiedeln. Wie viele Hektar gehören der Stadt Achim?

Im Moment gehören der Stadt nur ganz wenige Flächen, weniger als zwei, drei Prozent.

Wie wollen Sie an die benötigten 100 Hektar kommen?

Wir haben ja schon Vorgespräche geführt. Die für das Gewerbegebiet benötigten Flächen gehören mehr als 90 Eigentümern. Der Ankauf wird deshalb zwar mühselig, aber wenn wir nur drei, vier große Eigentümer hätten und einer würde nein sagen, wäre das Projekt gescheitert.

Wie viel zahlen Sie denn für die Flächen?

Das sagen wir nicht. Aber wir bieten allen den gleichen Preis an und passen uns da Oyten an, das selbst ein Gewerbegebiet realisiert hat.

Die Erschließung des Gewerbegebietes erfolgt in mehreren Schritten?

Ja, klar. Wir schauen, wie groß die Nachfrage ist. Im Moment ist es Wahnsinn, wie viele Anfragen wir bekommen – aus vielen Regionen vor allem Deutschlands – vom kleinsten Handwerksbetrieb bis zum großen Logistiker.

Nach welchen Kriterien wählen Sie aus?

Ich möchte die Unternehmen verpflichten, dass sie pro gekauftem Hektar eine Mindestanzahl an Arbeitsplätzen schaffen. Es geht ja um eine nachhaltige Entwicklung des Gewerbegebietes. Wir wollen nicht nur von der Gewerbesteuer profitieren, sondern auch von der Einkommensteuer. Und die Leute, die dort arbeiten, sollen auch hier wohnen und hier einkaufen.

Wann beginnen Sie mit dem Verkauf der ersten Gewerbeflächen?

Wenn alles optimal läuft, können sich die ersten Betriebe vom Jahr 2025 an ansiedeln.

Von Achim-West nach Achim-Ost: Dort plant der Online-Händler Amazon den Bau eines Verteillagers. Ist der Vertrag denn schon unterschrieben?

Noch nicht. Wir arbeiten daran. Ich rechne noch in diesem Jahr mit einer Einigung.

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