Torschützen unter sich (von links): Max Kruse, Milot Rashica und Martin Harnik Foto: Nordphoto Freuten sich nicht nur über ihre insgesamt vier Treffer, sondern auch über drei wichtige Punkte im Kampf um Europa (von links): Max Kruse, Milot Rashica und Martin Harnik Foto: Nordphoto
Schalke Analyse

Comeback des Siegenkönnens

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Das Konzert des Klickens hatte nichts von einer Symphonie. Eher etwas von Maschinengewehrfeuer. Klick, klick, klick – immer wieder, bei jeder Veränderung der Mimik bei Domenico Tedesco.

Jeder Schuss der gut ein Dutzend Kameras ein Versuch, den Hot Shot der Verzweiflung im Gesicht des Schalke-Trainers zu finden. Zwar war ihm kurz nach dem 2:4 bei Werder Bremen am Freitagabend durch den neuen Sportvorstand Jochen Schneider „eine Trendwende in der Leistung“ zugestanden und deshalb der Rücken gestärkt worden, dennoch blieb der Coach von S04 das Lieblingsmotiv der Fotografen.

Werder-Coach Florian Kohfeldt zeigte sich, ob des Drucks, dem der Kollege derzeit ausgesetzt ist, überhaupt nicht in Feierlaune. „Es gehört sich nicht, jetzt hier triumphierend zu sitzen“, erklärte der 36-Jährige und bewies damit Mitgefühl für eine Schalker Mannschaft und einen Schalker Trainer, die unter dem Bremer Flutlicht gemeinsam mehr verdient gehabt hätten, als mit der nächsten Niederlage auf dem Konto und einer schlimmen Nachricht aus der medizinischen Abteilung in der Krise zu verharren.

0:2-Rückstand wäre möglich gewesen

Dass Minuten vor Beginn der Pressekonferenz die Nachricht vom Syndesmoseriss bei Schalkes Daniel Caligiuri die Runde machte, drückte zusätzlich auf die Stimmung. „Schalke hat leidenschaftlich gespielt. Aber es war ein Tag, an dem vieles gegen sie lief. Ich kann da gut mitfühlen“, sagte der Bremer und hatte neben der ausgerechnet durch Werder-Comebacker Fin Bartels unfreiwillig bewirkten Verletzung gleich eine Reihe von weiteren Szenen im Sinn.

Die Schalker Chancen zum Beispiel, nach dem 1:0 durch Breel Embolo (26.) auf 2:0 zu erhöhen. „Das wäre möglich gewesen, so ehrlich muss man sein“, gab Kohfeldt zu. Oder der Bremer Ausgleich durch Milot Rashica (31.), der trotz einer nicht ganz klaren, aber doch ahndungswürdigen Abseitsstellung von Pizarro zählte.

Keine Geschenke des Schicksals

Und dann noch das Foul an Max Kruse, das einen Elfmeter und das 2:1 durch den Gefoulten brachte, aber erst nach intensiven Studium der Videobilder erkannt und bestraft worden war (51.). „Nuancen“ nannte Tedesco diese Szenen später: „Ich möchte die Niederlage nicht auf den Schiedsrichter schieben.“

Das ehrt ihn auch in schweren Momenten. Kohfeldt indes wusste es einzuschätzen, dass sein Team jenes Glück hatte, das es braucht, um in engen Partien maximalen Erfolg zu haben. Allerdings nahm er auch für sich in Anspruch, dass die entscheidenden Szenen keine Geschenke des Schicksals waren.

Elfer ist Elfer

Sondern eben knappe Bewertungen zu Gunsten seiner Mannschaft: „Es war ein wirklich schweres Spiel. Aber der Elfmeter war ein Elfmeter, weil Bruma Kruse in der Szene trifft. Beim ersten Tor kann man über aktives oder passives Abseits reden. Ich bin aber ein großer Fan davon, das laufen zu lassen.

Und da verweise ich auch auf meine Aussage aus der letzten Woche.“ Werder hatte da in Wolfsburg ein Gegentor kassiert, bei dem sich zwei Gegner im Grenzgebiet zwischen aktivem und passivem Abseits bewegt hatten.

Pflichtsieg für Europa-Ambitionen

Fakt ist: Mit der Führung im Rücken spielte es sich leichter für die Bremer, die zuvor taktisch von den Schalkern überrascht worden waren. Dass die Gäste die Raute im Mittelfeld spiegelten, „darauf waren wir nicht so gut vorbereitet“, räumte Kohfeldt ein, „das haben sie vorher nicht so oft gemacht.“
Dass es nach der 3:1-Führung hinten heraus noch einmal spannend wurde kommentierte Mittelfeldmann Davy Klaassen: „Wir haben vielleicht ein bisschen zu früh nachgelassen.“ Nach drei Unentschieden in Folge haben sich die in der Rückrunde weiter ungeschlagenen Bremer jedenfalls das Gefühl des Siegenkönnens zurückgeholt und den Anschluss an die internationalen Plätze gehalten. Stürmer Martin Harnik ordnete das Ganze als „Pflichtsieg“ ein, „wenn wir über Europa sprechen wollen“.

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