Von sich selbst überzeugt und mit Komplimenten für seinen Nachfolger: Tim Wiese Foto: Nordphoto Werders Kult-Keeper Tim Wiese lästerte anfangs über Nachfolger Pavlenka: "Er fällt wie ein Sack" Foto: Nordphoto
Torwart geadelt

Wiese über Pavlenka: „Der Junge ist einer wie ich“

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Diese Szene kennt wirklich jeder Werder-Fan: In Kung-Fu-Manier streckte Keeper Tim Wiese im Derby HSV-Stürmer Ivica Olic nieder. Elf Jahre später stürmte nun auch Jiri Pavlenka fast so waghalsig aus seinem Tor heraus.

Dabei prallte er heftig mit Wolfsburgs Admir Mehmedi zusammen. Wiese hat es live im Fernsehen gesehen und adelt im Gespräch mit der DeichStube seinen Nachfolger: „Der Junge hat Eier, so wie ich!“ Aber er gibt ihm auch einen guten Rat: „Er sollte da künftig lieber mit dem Fuß hingehen, so wie ich es immer gemacht habe, sonst verletzt er sich noch. Als Torwart musst du dich einfach schützen.“

Im Sommer 2017, wenige Wochen nach Pavlenkas Verpflichtung, hatte Wiese den Tschechen nach einem schwachen Auftritt im Testspiel gegen den FC Valencia noch heftig kritisiert. „Der ganze Bewegungsablauf gefällt mir bei ihm nicht. Er fällt ja wie ein Sack. Da wartet noch viel Arbeit auf ihn“, sagte Wiese damals der „Bild“.

„Das Gegentor ist sein Fehler“

Inzwischen hört sich das bei dem 37-Jährigen ganz anders an: „Jiri ist in meine Fußstapfen getreten und ein würdiger Nachfolger.“ Natürlich nicht nur wegen seines Ausflugs gegen Wolfsburg. „Er ist ein sehr guter Torwart.“

Wiese übt aber auch Kritik: „Das Gegentor ist sein Fehler. Wenn du da als Torwart rauskommst, musst du den Ball haben.“ Wolfsburgs John Anthony Brooks war mit seinem Kopf schneller und machte das 1:0. „Der Freistoß war allerdings auch sehr gut geschossen. Das war wirklich schwierig für den Torwart“, meint Wiese und wundert sich über die Abwehr: „Die stehen alle am Strafraum und schauen zu. Immer dieser Quatsch, am 16er ist Schluss. Ich hätte meine Spieler bei diesem Freistoß von außen weiter zu mir zum Tor geholt. Dann wäre das gar nicht passiert“, behauptet Wiese.

Bislang nur Gerüchte

Und wie geht es mit Pavlenka weiter? Wie lange darf sich Werder noch an seinen Paraden erfreuen? „Hoffentlich noch sehr lange“, sagt Wiese: „Eigentlich wechseln Torhüter ja auch nicht so oft wie Feldspieler“. Er selbst war durchaus vereinstreu, spielte sieben Jahre lang für Werder, ehe er 2012 nach Hoffenheim weiterzog.

Pavlenka besitzt in Bremen einen langfristigen Vertrag – mindestens bis 2021. Werder will sich dazu nicht äußern. „Je länger desto besser“, sagt Wiese: „Dann würde Werder wenigstens ordentlich Kasse machen, wenn er geht.“ Schon mehrfach wurde Pavlenka mit der Premier League in Verbindung gebracht, aber noch hat kein englischer Club ernst gemacht – auch kein Verein aus anderen europäischen Topligen.

Die zweitmeisten Großchancen vereitelt

Doch die Verantwortlichen werden ganz bestimmt die Bundesliga-Statistiken lesen – und da steht Pavlenka in der Rubrik „Großchancen vereitelt“ auf Rang zwei hinter Peter Gulacsi von RB Leipzig. Und in der tschechischen Nationalmannschaft liefert er sich gerade einen Zweikampf mit Tomas Vaclik (FC Sevilla) um den Stammplatz.

Für den 26-Jährigen könnte es also kaum besser laufen. Wenngleich: Gegen Wolfsburg hatte er bei seiner Aktion auch eine Menge Glück. Beinahe wäre die Nase durch gewesen. Es hätte auch noch Schlimmeres passieren können – mit einem längeren Ausfall als Folge.

Als Torwart auf des Messers Schneide

„Du bewegst dich da als Torwart auf Messers Schneide“, sagt Wiese und meint damit auch den drohenden Platzverweis: „Kommst du zu spät, gibt es Rot.“

Pavlenka war jedoch eher als Mehmedi am Ball gewesen, deshalb entschied der Schiedsrichter auf Freistoß für Werder. Wiese hatte dagegen damals das Spielgerät klar verfehlt, stattdessen Olic an der Schulter getroffen. Dass es nur Gelb gab, sorgte für riesige Diskussionen. Wiese fand es okay, entschuldigte sich aber trotzdem später bei dem Kroaten – vor allem, um die Wogen vor dem nächsten Nordderby zu glätten.

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