Nina Winter, Meike Spiekermann und Arlo Radtke (v. l.) wollen mit ihrem patentierten Verfahren die Erkennung und Behandlung von Krebs verbessern. Foto: Starthaus/Frank Pusch Nina Winter, Meike Spiekermann und Arlo Radtke (v. l.) wollen mit ihrem patentierten Verfahren die Erkennung und Behandlung von Krebs verbessern. Foto: Starthaus/Frank Pusch
Medizin

Den Krebs schneller erkennen und behandeln

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Zwei Bremerinnen haben ein neuartiges Verfahren zur Diagnose von Hodenkrebs entwickelt. Obwohl der Bedarf groß ist und das Produkte überzeugte, war der Weg der beiden Forscherinnen langwierig und schwierig.

Von Insa Lohmann

Rund 4.000 Männer in Deutschland erhalten jedes Jahr die Diagnose Hodenkrebs. Betroffen sind vor allem junge Männer zwischen 20 und 45 Jahren, die sich häufig mitten in der Familienplanung befinden – für die Patienten eine besonders belastende Situation.

Zwei Bremerinnen wollen deshalb die Erkennung und Behandlung von Hodenkrebs entscheidend verbessern: Die Biologinnen Nina Winter und Meike Spiekermann haben gemeinsam mit anderen Forschern einen neuartigen Marker entdeckt. Marker sind Substanzen, die auf Krebszellen im Körper hinweisen.

Während bisherige Marker eine Genauigkeit von etwa 50 Prozent aufweisen, schafft der Marker aus Bremen dank eines neu entwickelten Messverfahrens eine Genauigkeit von bis zu 95 Prozent. „Wir haben einen Marker mit sehr viel Potenzial gefunden“, sagt Meike Spiekermann.

Großer klinischer Bedarf

Schon 2011 forschte die Biologin mit dem Bremer Wissenschaftler und Humangenetiker Gazanfer Belge am ehemaligen Zentrum für Humangenetik an der Universität Bremen an dem Marker für Hodenkrebs. Dort lernte sie auch Nina Winter kennen, die schnell das Potenzial sah, die Erkenntnisse zu einem marktfähigen Produkt zu machen.

„Es gibt einen wahnsinnig großen klinischen Bedarf“, unterstreicht Meike Spiekermann. Nachdem die beiden Frauen finanzielle Unterstützung über Exist – ein Förderprogramm des Bundes – erhielten, gründeten sie 2015 das Start-up Mirdetect. In dieser Zeit entwickelten sie den Test weiter, ließen das Messverfahren patentieren und machten sich auf die Suche nach Sponsoren.

Durchhaltevermögen hat sich ausgezahlt

Obwohl ihr Produkt medizinisch überzeugte, war es dennoch sehr schwierig, Unterstützer und Förderer zu gewinnen. Da Medizinprodukte oft Jahre bis zur Zulassung am Markt brauchen, fließt viel Geld und Arbeit in die Entwicklung. Dass Forscher in dieser Zeit noch keine Umsätze erzeugen, schreckt viele Investoren ab. Auch in dem männerdominierten Forschungsbereich der Biowissenschaften hatten es die Wissenschaftlerinnen nicht leicht.

„Wir sind komplett aus dem Rahmen gefallen als Frauen“, sagt Meike Spiekermann. Doch die Biologin und ihre Mitstreiterin Nina Winter gaben nicht auf, investierten eigenes Geld und bekamen eine weitere Förderung. „Mit viel Willen ging es weiter“, sagt Winter. Ihr Durchhaltevermögen hat sich ausgezahlt: Seit Januar beschäftigt das Start-up mit dem Biologen Arlo Radtke den ersten Angestellten.

Bis Ende des Jahres soll der Test zur Erkennung von Hodenkrebs die notwendige Zertifizierung erhalten, bevor er dann im kommenden Jahr zum Einsatz in den Laboren kommen soll. Für die Gründerinnen erfüllt sich dann ein großer Wunsch. „Für mich ist es das Schönste, wenn es jemandem hilft“, sagt Spiekermann.

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