Wie lange ein Schüler die Oberstufe besucht, soll er selbst bestimmen können, fordert die GEW. Foto: Pixabay
Ansichtssache

Pro & Contra: Flexible gymnasiale Oberstufe?

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Die GEW hat die Diskussionen um eine zeitlich flexibel wählbare Oberstufe angeheizt. Nun melden sich auch die Gegner des Reformvorschlags zu Wort.

Soll eine flexible Oberstufe mit zwei, drei oder vier Jahren Dauer eingeführt werden?

Pro: Christian Gloede, Landesvorstandssprecher GEW Bremen

Alle sprechen von Inklusion. Und selbst eine GO könnte individueller und inklusiver gestaltet werden. Warum nicht in zwei bis vier Jahren?
Junge Menschen können vor dem Hintergrund ihrer (aktuellen) Lerngeschichte Entwicklungen über eine Selbsteinschätzung ihren Abschluss be- oder entschleunigen. Wo liegt da das Problem?
Auflösung der Klassenverbände und wieder flexiblere Kurssysteme führen zu stärkerer Berücksichtigung individueller Stärken und Interessen.
Zu zufällig ist manchmal der Rahmen, der für die Gelingensbedingungen erfolgreichen Lernens in der SEK II verantwortlich ist: Soziale Kontexte, fachliche Neuorientierungen oder auch Unterrichtsausfälle… Da macht ein so enges Zeitkorsett keinen Sinn, schließlich bereitet das Abitur auf das Leben auch in der Uni vor. Auf ein „Durchfallen“ muss ja nicht gleich verzichtet werden! Und die SEK I bliebe so unberührt wie der Schulkonsens.

Contra: Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Philologenverbandes

Die Gymnasiale Oberstufe (GO) dauert in allen Ländern drei Jahre. So hat es die Kultusministerkonferenz (KMK) 1972 festgelegt. Im Einzelfall ist ein Überspringen möglich. Oder Schüler wiederholen ein Jahr. Warum soll sie jetzt regulär verlängert werden? Das Abitur ist der höchste Schulabschluss. Damit sind hohe Anforderungen verbunden. Das ist auch gut so! Der Philologenverband steht zur Regeldauer von drei Jahren. Aber er kritisiert die zu weichen Regelungen der KMK: mangelhafte Rechtschreibung kann nicht einmal mit dem Abzug einer ganzen Note bewertet werden; in der Fremdsprachenprüfung im Abi darf ein zweisprachiges Lexikon benutzt werden, wogegen die Schüler in der Mittelstufe ein einsprachiges nutzen. Aus der großen Anzahl der belegten Kurse in der GO dürfen 32-40 für die Abiwertung ausgewählt werden, davon dürfen auch noch acht Kurse „durchgefallene“ Kurse sein. Und das jetzt auch noch auf vier Jahre gestreckt? Nein.

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