Arbeiten in luftiger Höhe sind riskant. Mit sogenannten Wearables möchte ein Bremer Unternehmen Arbeitsunfälle von Mitarbeitern reduzieren. Foto: Deutsche Windtechnik
Arbeitsunfälle

Mini-PC bittet zur Pause

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Ein Bremer Start-up möchte mithilfe von Smart Watch & Co. Arbeitsplätze sicherer machen.

Von Insa Lohmann

Ob beim Sport oder im Alltag: Immer mehr Menschen tragen Fitnessarmbänder oder Pulsuhren, um beispielsweise die Herzfrequenz erfassen zu lassen. Auch bei Esteban Bayro-Kaiser fing die Begeisterung für sogenannte Wearables – also Mini-Computersysteme, die am Körper getragen werden – beim Fitnesstraining an. Doch schnell merkte er, dass die nützlichen Helfer noch viel mehr können.

Bayro-Kaiser gründete 2016 als Ausgliederung aus der Hochschulforschung in Bremen das Unternehmen Wear Health. Mithilfe von künstlicher Intelligenz wollen die Gründer Arbeitsunfälle in Betrieben reduzieren. „Smart Watches haben wichtige Sensoren, mit denen wir gesundheitliche Probleme lösen können“, sagt sein Kollege Stefanos Trialonis, der als technischer Leiter bei Wear Health arbeitet.

Bewegungsabläufe werden gesammelt

„Die meisten Unfälle passieren, weil der Mitarbeiter gestresst ist“, sagt Trialonis. Häufig führe schon eine falsche Bewegung zu einer Verletzung. Wear Health hat eine Software entwickelt, mit der die Wearables Daten über die Bewegungsabläufe von Mitarbeitern und deren Stresslevel sammeln. Der digitale Gesundheitsassistent soll diese dann 24 Stunden am Tag begleiten und Feedback zu ihrer Arbeitsweise geben.

Die anonymisierten Daten werden anschließend in einer Cloud zusammengeführt und ausgewertet, um zukünftige Arbeitsunfälle zu vermeiden.

Bei Stürzen wird die Arbeitssicherheit benachrichtigt

Gleichzeitig bekommt der betroffene Mitarbeiter auf seiner Smart Watch oder seinem Mobiltelefon angezeigt, ob er sich auf einem hohen Stresslevel befindet. Dann wird er per Stimme oder Nachricht gebeten, beispielsweise Atemübungen oder eine kurze Pause zu machen. Trialonis: „Wir bieten Vorschläge, damit das Stressniveau sinkt.“

Zudem kann das System feststellen, ob ein Mitarbeiter beispielsweise gestürzt ist. Dann werde jemand in der Arbeitssicherheit benachrichtigt, der über die Uhr Kontakt zum Betroffenen aufnehmen und gegebenenfalls einen Notarzt losschicken kann. Bedarf für ihre Entwicklung sehen die Gründer vor allem in Geschäftsfeldern, in denen die Mitarbeiter risikoreichen Arbeiten ausgesetzt sind: Energie, Verkehr oder Automobilindustrie. „Das sind für uns derzeit die wichtigsten Branchen“, sagt Stefanos Trianlonis.

Wear Health will weiter expandieren

Erste Pilotprojekte in Industrieunternehmen sind bereits gelaufen, darunter auch beim Automobilhersteller Daimler. Die Gründer von Wear Health sind dabei den Weg eines Lean-Start-ups gegangen: Ihr Unternehmen wird mit möglichst wenig Kapitaleinsatz an den Markt gebracht, das Produkt wird in enger Zusammenarbeit mit den Kunden entwickelt.

Die Pilotprojekte hätten gezeigt, dass das System von den Mitarbeitern bisher sehr gut angenommen werde, sagt Stefanos Trialonis. Wear Health beschäftigt derzeit rund 20 Mitarbeiter in Bremen, Spanien und Asien und setzt weiter auf Wachstum: Bis Ende des Jahres soll nicht nur die Software verbessert werden, das Unternehmen plant auch weitere Mitarbeiter einzustellen.

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Eine Antwort

  1. Gunnar-Eric Randt sagt:

    Bei Stürzen wird die Arbeitssicherheit benachrichtigt

    Erleiden behinderte Mitarbeiter, die seit Jahren schon an ihrem Arbeitsplatz ausgegrenzt worden sind, im öffentlichen Dienst einen Arbeitsunfall, wird der beispielsweise von einem ehemaligen Personalrat, der dort auch einer anderen Tätigkeit nachgeht, nicht gemeldet. Es wird von Seiten des Stadtstaates in der Folge alles dafür getan, sich aus der Haftung zu entziehen. Mit einem solchen PC müssen also zuallererst die Mitarbeiter im öffentlichen Dienst ausgestattet werden.

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