Gut aufgelegt: Friseurmeisterin Jutta Fehlberg vor dem Start zum 24 Stunden-Rennen. Fotos: Konczak
24-Stunden-Lauf

Oma läuft 24 Stunden lang

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Mit über 70 Jahren hängt Jutta Fehlberg sogar die jüngeren Teilnehmer des Rennens ab.

Mehr als 113 Kilometer hat Jutta Fehlberg an einem einzigen Wochenende zurückgelegt, 24 Stunden ist sie durchgelaufen, ohne Pause trotz Hitze und Magenbeschwerden. Die Frau kann es halt, sie ist zäh. 25 Mal hat sie schon einen Marathon absolviert. Ihr persönlicher Rekord: drei Stunden und 34 Minuten.

Angefangen mit Joggen im Park

Ab und an rennt sie nach Feierabend von ihrem Laden an der Wilhelm-Kaisen-Brücke nach Hause. Auch das sind mehr als 15 Kilometer. Die Friseurmeisterin war dann schon acht Stunden auf den Beinen – mit über 70 Jahren. Sie ist fitter als viele Teens und Twens, keine Frage.
Gestartet hat sie ihr Läuferkarriere vor rund 25 Jahren, einem Vierteljahrhundert, mit simplem Joggen im Park. „Dann hat mich irgendwann doch ein bisschen der Ehrgeiz gepackt, ich wollte mal einen Marathon laufen“, erzählt sich die zweifache Großmutter. In Berlin trat sie erstmals auf der legendären Strecke an, eine Strecke von immerhin 42,195 Kilometern.

Von Lauf zu Lauf gesteigert

„Damals habe ich dafür noch fast fünf Stunden gebraucht“, erinnert sie sich. Ihren zweiten Marathonlauf schaffte Jutta Fehlberg schon in weniger als vier Stunden. Von Lauf zu Lauf konnte sie sich seither steigern.

Dann wagte sie sich zu Sechs-Tage-Läufen durch das Tecklenburger Land. Die Strecke führt über unterschiedliche Höhen und ist deshalb sehr anspruchsvoll und kräftezehrend sind. Sie trat sogar in der Schweiz an. In Biel, einer Stadt im Kanton Bern, lief sie 100 Kilometer durch die Nacht, 12,5 Stunden im Dunkeln, die anderen Aktiven kaum zu erkennen, nur deren Atem im Nacken.
Manchmal kämpfte Jutta Felhberg mit anderen Sportlern im Team.

Mit Emin da Silva beim Staffellauf

Mit Emin da Silva, jenem Ausnahmeathleten, der 240 Kilometer in 45 Stunden ohne Pause auf dem Laufband lief und 63 Marathons an 63 aufeinander folgenden Tagen von Bremen bis zur türkischen Grenze. Mit ihm ist sie schon gemeinsam zu Staffelläufen angetreten. „Wir wurden damals von einem Fernsehteam begleitet, weil wir uns den Weltrekord zum Ziel gesetzt hatten“, sagt Jutta Fehlberg. „Leider wussten wir nicht, dass die Dokumentation per Film nicht reicht, sondern auch ein Notar vor Ort hätte sein müssen“, bedauert sie. Dan hätten sie es ins Guiness-Buch der Rekorde geschafft.

Jutta Fehlberg ist Werder-Fan, tritt immer in Grün-Weiß an.

Immer in grün-weiß

Sport ist übrigens auch passiv ihre Leidenschaft. Jutta Fehlbergs Herz schlägt für Werder. Seit Jahrzehnten gehört sie dem Verein an. Darum geht sie stets in einem grün-weiß verzierten Outfit an den Start und jüngst sogar mit grün-weiß lackierten Fingernägeln: einer verziert mit einer Werder-Raute verziert.

Sponsoren hat sie nicht. Von Willi Lemke, Ex-Manager der Bremer Kicker und auf mancher Strecke Jutta Fehlbergs Weggefährte, gibt es immerhin lobende Worte. Sie selbst ist kritischer mit sich. „Mit der jüngsten Leistung bin ich ja nicht so recht zufrieden“ sagt sie. Aber unterkriegen oder demotivieren lässt sie sich dadurch nicht. Ihre Devise lautet: Laufen heißt leben, und leben heißt laufen.

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