Klaus-Dieter Berner stellt einen Hausbesuch inklusive Anruf bei der Telemedizin in Oldenburg nach. Foto: Konczak Klaus-Dieter Berner stellt einen Hausbesuch inklusive Anruf bei der Telemedizin in Oldenburg nach. Foto: Konczak
Notdienst

Ausschließlich positive Stimmen zum Projekt 116 117

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Verantwortliche für Einsatz von Telemedizin im Hausärztlichen Notdienst ziehen ein erstes Fazit.

Vor einem Jahr startete die praktische Phase des Projekts 116 117 in Delmenhorst, Ganderkesee und Lemwerder. „Ganz offiziell ist das Projekt am 1. Januar 2018 gestartet. In den ersten sechs Monaten haben wir Prozesse entwickelt und uns um die Theorie gekümmert“, erklärt Helmut Scherbeitz, Geschäftsführer der Bezirksstelle Oldenburg der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen. Ins Leben gerufen wurde die Idee des Projekts, da immer mehr Engpässe in der Umsetzung der Hausärztlichen Versorgung und damit auch im Notdienst im ländlichen Raum drohen. „Wir müssen den Beruf Hausarzt interessant machen“, so Scherbeitz. Die zusätzliche Belastung durch den Bereitschaftsdienst am Wochenende, stehe damit im Konflikt.

Größere Belastung der Krankenhäuser vermeiden

Um eine Verschiebung der Belastung auf Rettungsdienste und Krankenhäuser zu vermeiden, setzen die Verantwortlichen des Projekts auf Telemedizin. Bevor es überhaupt in die Umsetzung gehen konnte, musste zunächst die rechtliche Grundlage geklärt werden, so Dr. Daniel Overheu, Projektverantwortlicher und Ärztlicher Leiter der Telemedizin an der Universitätsklinik Oldenburg. Nachdem Bundesärztekammer und die Niedersächsische Landesärztekammer klargestellt haben, dass eine Fernbehandlung statthaft sein kann, ist diese nun rechtssicher.

Im Notfall weiterhin die 112 wählen

Bei einem Notfall sollte weiterhin die 112 gerufen werden. Handelt es sich jedoch um keine schwerwiegende Erkrankung oder ähnliches, dann sollte außerhalb der Praxiszeiten des Hausärztlichen Bereitschaftsdienstes am Josef-Hospital-Delmenhorst die 116 117 gerufen werden. Anrufer landen dann in einer Zentrale, wo mithilfe von einem Fragenbogen ausgewertet wird, ob ein Hausbesuch nötig ist. „Ansonsten wird entweder geraten am nächsten Tag zum Bereitschaftsdienst zu fahren beziehungsweise in der folgenden Woche zum Hausarzt zu gehen“, erklärt Klaus-Dieter Berner, Notfallsanitäter und Beauftragter des Projekts der Johanniter-Unfall-Hilfe.

„Ist mir doch egal“

Fährt eine Gesundheitsfachkraft zum Patienten, kann diese mittels eines Tablets im Bedarfsfall eine Verbindung zum Klinikum Oldenburg herstellen. Dort antwortet zunächst der verfügbare Notarzt, hat jedoch jederzeit die Möglichkeit einen weiteren Facharzt hinzuzuziehen. „Wenn ich ankomme, stelle ich mich zunächst einmal vor. Im zweiten Satz erwähne ich dann, dass ich kein Arzt bin. Bislang kam dann immer die Antwort: ‚Ist mir doch egal‘. Den Patienten ist es nur wichtig, dass ihnen geholfen wird“, so Berner.

In 58 Prozent der Fälle wurde ein Arzt hinzugezogen

Der Notfallsanitäter entscheidet dann vor Ort, wie die Behandlung weitergeführt wird. In 42 Prozent der Fälle seit Beginn der praktischen Phase, konnten die Patienten allein durch die Gesundheitsfachkraft behandelt werden. In den restlichen Fällen wurde die Telemedizin eingesetzt. Über die Hälfte der Patienten konnten nach dem Besuch zu Hause bleiben, knapp 32 Prozent mussten mit einem Krankentransport ins Krankenhaus gebracht werden und 11 Prozent fuhren selbstständig ins Krankenhaus. „Wir sind nun insgesamt sechs Gesundheitsfachkräfte, die dann von Freitagabend bis Montagmorgen im Bereitschaftsdienst sind“, so Berner.

Finanzierung des Projekts 116 117 steht noch nicht

Wie es nach Abschluss des Projekts am 31. Dezember weiter geht, steht noch nicht fest. „Derzeit übernehmen die Krankenkassen keine Leistungen. Das Projekt wird ausschließlich durch Fördermittel und Beiträge der Beteiligten finanziert“, erklärt Scherbeitz.

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