Kurzfristig plant das Josef Hospital, mehr Pflegepersonal aus dem Ausland einzustellen. Die Vorschläge der Studie zur Schließung von Krankenhäusern bezeichnet JHD Geschäftsführer Florian Friedel als „weltfremd“. Foto: Konczak
Krankenhaus-Studie

Ist das Krankenhaus zu viel?

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Die Bertelsmann-Stiftung schlägt Hospitalschließungen vor. Der JHD-Geschäftsführer Florian Friedel antwortet.

Die Bertelsmann-Stiftung hat sich der Problemstellung rund um den Fachkräftemangel in deutschen Krankenhäusern angenommen und zu diesem Thema am vergangenen Montag eine Studie herausgegeben. Ihr Titel: „Zukunftsfähige Krankenhausversorgung“. In ihr heißt es, man müsse in Deutschland mehr als jedes zweite Krankenhaus schließen, um so das Fachpersonal umzuverteilen und auf weniger Standorte zu konzentrieren.

Derzeit gibt es knapp 1.400 Krankenhäuser in Deutschland, die Experten der Stiftung fänden weniger als 600 Häuser ausreichend. Um ihre Überlegungen zu unterstreichen, haben die Forscher exemplarisch am Raum Köln / Leverkusen gerechnet. Dort gibt 38 Kliniken, bei 14 Krankenhäusern würde sich die durchschnittliche Fahrzeit von Patienten kaum verändern. Indes sei eine bessere Versorgung durch die Ballung von Pflegepersonal möglich. Klipp und klar äußert sich so auch die Bertelsmann-Stiftung im Zuge der Veröffentlichung ihrer Studie: „In Deutschland gibt es zu viele Krankenhäusern“, heißt es auf der Internetseite der Stiftung in deutlichen Worten.

Einschätzung des JHD zur Studie

Der DELME REPORT hat die Leitung des Josef Hospitals Delmenhorsts nach ihrer Meinung zu der Studie gefragt. Dessen Geschäftsführer Florian Friedel findet ebenso deutliche Worte wie die Autoren der Studie und sagt, er glaube nicht, „dass die von der Bertelsmann-Stiftung vorgeschlagene flächendeckende Schließung von Kliniken der richtige Weg ist, um den steigenden Kosten und dem Mangel an qualifiziertem Personal zu begegnen.“

Seiner Ansicht nach setze sich der Vorschlag der Bertelsmann-Stiftung nur ungenügend mit Modellen der Krankenversorgung im Ausland auseinander. Friedel ist sich sicher, dass den Menschen Deutschlands eine gute Erreichbarkeit von Krankenhäusern und ein sicherer Zugang zu stationärer Versorung wichtig ist. Hierfür sei nicht zuletzt der Beschluss, das Delmenhorster Josef Hospital zu rekommunalisieren ein Indiz gewesen. „Es ist bekannt, dass gerade bei den in der Studie angesprochenen Indikationen Schlaganfall und Herzinfarkt eine schnelle Versorgung essentiell ist. Dass hier ein lediglich behaupteter und nicht durch Studien belegbarer Qualitätsvorsprung eines Großklinikums den Nachteil des längeren Weges kompensiert, muss bezweifelt werden“, sagt Friedel weiter.

Mehr Pflegepersonal für das JHD

Auch sei Friedel erfreut über die Einführung von Mindestmengenregelungen und würde auch eine Ausweitung begrüßen. Am Josef Hospital werden zwei Eingriffe vorgenommen, für die diese Regelung relevant ist: auf der einen Seite Knie-Totalendoprothesen und andererseits Eingriffe an der Buchspeicheldrüse. In beiden Fällen würden die Mindestmengen zum Teil deutlich übertroffen werden, so Friedel.

„Die Annahme, dass das gesamte Pflegepersonal aus den zu schließenden kleineren Krankenhäusern die längeren Anfahrtswege in weiter entfernte größere Kliniken auf sich nehmen wird, ist weltfremd“, sagt Friedel. Die Pläne seines Hospitals würden zudem die Anwerbung ausländischen Pflegepersonals vorsehen, um dem Missstand in Sachen Personal zu begegnen.

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Eine Antwort

  1. Gunnar-Eric Randt sagt:

    Niedersachsen und Bremen zu Recht ganz ohne Exzellenz

    Auch Bremer Patienten leiden sehr unter der mangelnden Exzellenz niedersächsischer Ausbildungs- und Krankenhauspolitik. Die Uni in Göttingen, die leider die akademischen Lehrkrankenhäuser in Bremen betreut, wurde auch in diesem Jahr nicht zur Exzellenzuni gekürt. Der Organspendeskandal, der sich mit einer fehlgelaufenen Organentnahme im Klinikum Mitte in Bremen-Mitte an der St.-Jürgen-Straße widerspeigelte, ist nur eines der vielen Beispiele, die vermutlich dazu führten, dass der Kelch der Exzellenzförderung und zukünftige Ausschüttungen aus deren Füllhorn, auch in diesem Jahr an Niedersachsen vorbeiging.

    Die MHH, die ebenfalls in die Endrunde kam, hat zum Glück ebenso wenig abbekommen, wie die TU-Braunschweig, die auch Bauingenieure ausbildet. Der Grund hierfür liegt vermutlich darin, dass die Bauleistung auf dem MHH-Gelände, zu einem Skandal geworden ist. Dort wurde ein Neubau eines Laboratoriums umgesetzt, dass nicht in Betrieb genommen werden konnte, da die Notstromversorgung schlichtweg vergessen worden ist. Zudem sind Ingenieure, die in Niedersachsen beschäftigt sind, für den weltweit größten Wirtschaftsskandal im Zusammenhang mit der Dieselaffäre hauptverantwortlich.

    Krankenhäuser und Wartezimmer von Arztpraxen in Bremen, sind deshalb mit Menschen aus Niedersachsen überfüllt, die wissen, dass es dort an Exzellenz mangelt und die vor der Inkompetenz in eigenen Bundesland fliehen, obwohl Bremen selbst, diesbezüglich auch nur drittklassig aufgestellt ist. Der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung, wie kompetente Patienten aus Bremen, bemängeln schon lange, dass die weichen Standortfaktoren im kleinsten Bundesland fehlen. Eine universitäre Medizin in Bremen einzurichten, hierfür hapert es an Kompetenz auf der Leitungsebene der Uni selbst. Deren Rektor wird beispielsweise vorgeworfen, dass er „Geldfälscher“ sei. Er hat bei Scheinverlagen vermeintlich wissenschaftlich fundierte Arbeiten publiziert und dafür abkassiert.

    Die wenigsten Mediziner, die von ihrem Beruf etwas verstehen, finden sich demnach im Norden. Deshalb haben das Universitätsklinikum in Hamburg keine Exzellenz und auch die Unikliniken in Schleswig-Holstein scheitern in der Praxis. Die curricularen Ausbildungsstandards dort sehen nicht vor, sich mit Sozialkompetenz ans Werk zu machen.

    Patienten mit Erfahrungen aus niedersächsischen, Hamburger und Schleswig-holsteinischen Unikliniken wissen, dass es in der „Entzündungsmedizin“, deren Erkrankungen, vielfältig und deren Folgen, wie Herzinfarkt und Schlaganfall nicht minder umfangreich sind, die Exzellenzkriterien ebenfalls nicht gegeben sind. Die Bereitschaft, interdisziplinäre Sichtweisen, beispielsweise zwischen Zahnmedizin und Gefäßmedizin anzuwenden und umzusetzen, die sich auf dem Bewerbungspapier um Exzellenz so schön lesen, fehlt in der Praxis vor Ort noch immer. Auch hier steckt man in Sachen Sozialkompetenz noch in den Kinderschuhen.

    Das ist in der historischen Betrachtung aber schon immer der Fall, wie ein Beispiel eines Absolventen des Uniklinikums in Hamburg-Eppendorf beispielhaft zeigt. Demgemäß tingelt eine seltsame Gestalt, wie sie unter dem Link „WWW.dididoktor.de“ zu finden ist, die erst Landwirt und dann Internist geworden ist, durch das niedersächsische Umland von Bremen.

    Kaum zu glauben, dass solche Fachkräfte im Notfall retten können. Experten in Sachen Krankenhausentwicklung wissen, dass sich dieser angebliche Landarzt in Rente, der auf der Teil-Intensiv-Station des schon lange abgerissenen Krankenhauses in Bremen-Findorff Stationsarzt war, bevor er eine eigene Praxis im Stadtteil Arsten eröffnete, in der er bis zu seinem Eintritt in die Rente praktizierte, ging es um Notfälle in einem der Beiden Intensivzimmer der Station, vom Chefarzt des Krankenhauses vertreten ließ. Nicht einmal bei einem Herzstillstand, so wissen die Fachkräfte von damals, konnte er die richtigen Maßnahmen ergreifen.

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