Die „Zea Challenger“ fährt für die Zeaborn-Tochter Zeamarine. Zeaborn ist inzwischen Bremens größte Reederei, Hauptgesellschafter ist Kurt Zech, kleinere Anteile halten die Mitgründer Jan-Hendrik Többe und Ove Meyer.Foto: Zeaborn Die „Zea Challenger“ fährt für die Zeaborn-Tochter Zeamarine. Zeaborn ist inzwischen Bremens größte Reederei, Hauptgesellschafter ist Kurt Zech, kleinere Anteile halten die Mitgründer Jan-Hendrik Többe und Ove Meyer. Foto: Zeaborn
Interview

Jan-Hendrik Többe: „Attraktive Transaktionen“

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Zeaborn-Chef Jan-Hendrik Többe spricht über die Pläne der Bremer Reederei und DHL-Kunden.

Weser Report: Herr Többe, 2013 haben Sie gemeinsam mit Kurt Zech und Ove Meyer Zeaborn gegründet, 2017 die Rickmers Line des Hamburgers Bertram Rickmers übernommen, 2018 die Hamburger E.R. Schiffahrt von Bertram Rickmers Bruder Erck Rickmers, 2019 die Tankschiffreederei des Hamburgers Claus-Peter Offen, und das sind nicht einmal alle Aufkäufe. Wer steht als Nächster auf Ihrer Einkaufs­liste?

Mitgründer Jan-Hendrik Többe leitet die Bremer Zeaborn-Gruppe.Foto: Meyer

Mitgründer Jan-Hendrik Többe leitet die Bremer Zeaborn-Gruppe. Foto: Meyer

Jan-Hendrik Többe: In den nächsten zwölf Monaten wird aufgrund verschiedener Dinge Druck in die Branche kommen, etwa durch die neue Treibstoffvorschrift, die im Januar 2020 in Kraft tritt. Deshalb gehe ich davon aus, dass sich dann attraktive Transaktionen ergeben könnten. Die Herausforderung ist aber nicht die Übernahme, sondern die Restrukturierung der übernommenen Unternehmen und deren Inte­gration in Zeaborn.

Über wie viele Schiffe verfügt Zeaborn jetzt?

Wir unterscheiden zwischen dem technischen Management und dem kommerziellen Management. Der technische Manager schließt einen Dienstleistungsvertrag mit dem Schiffseigner ähnlich wie ein Facility-Manager mit einem Hausbesitzer und kümmert sich um die Wartung, Pflege und Mannschaften der Schiffe. Da haben wir 150 Schiffe unter Vertrag, von denen zwei unser Eigentum sind.
Im kommerziellen Management befrachten wir 85 Schiffe, darunter auch unsere zwei eigenen. Von den anderen 83 Schiffen haben wir für 13 Schiffe Charterverträge über 15 Jahre. Die 85 Schiffe haben alle Kräne. Gestartet sind wir mit dem Ziel, hier auf 100 zu kommen. Im Moment reflektieren wir, ob die Größe sinnvoll ist.

Und im technischen Management, quasi in Hausmeisterdiensten?

Hier haben wir aktuell 150 Schiffe, darunter Bulker, Tanker, Mehrfrachtschiffe und Containerschiffe im Portfolio. Da würde ich gerne in Richtung 200 gehen. Das bringt Vorteile beim Einkauf, insbesondere beim Einkauf von IT-Lösungen

Wie viele Schiffe lassen Sie derzeit bauen?

Unsere Tochter Zeamarine ist mit einem geringen Anteil an acht Schiffsneubauten beteiligt, die sie dann 15 Jahre lang least.

Schreibt Zeaborn schwarze Zahlen?

Wenn ich alles zusammennehme, ja. Im kommerziellen Bereich stehen wir deutlich unter Druck, im technischen Bereich haben wir unsere Hausaufgaben schon ein Stück weiter gemacht.

Als Zeaborn gegründet wurde, steckte die Schifffahrt in der Krise. Was machen Sie anders als andere Reeder?

Im Vergleich zu den klassischen Reedereien, die wir gekauft haben, bieten wir Schiffseignern nicht nur das Basisprogramm an Dienstleistungen an. Wir kümmern uns im technischen Management auch um Versicherungen und um Einkaufsgenossenschaften, wo wir auch mit der Reederei Maersk zusammenarbeiten.
Wir überlegen, ob wir ins Catering hineingehen sollen. Früher haben die Reeder mit steigenden Charterraten, also Schiffsmieten, gerechnet, in der Krise hofften sie, dass sie schnell endet. Wir sagen: Der Markt ist, wie er ist. Und wir müssen uns so aufstellen, dass wir in den aktuellen Verhältnissen Geld verdienen.

Die Charterraten steigen ja wieder.

Wir sehen im Schiffsmarkt leichte Erholungstendenzen, aber die sind in der Schwergutfahrt noch nicht angekommen. Hier wirkt sich der Konflikt zwischen den USA und China besonders aus. In der internationalen Schwergutschifffahrt steht Zeaborn auf Platz drei.

Über Ihre Tochter Tec Pier beteiligen Sie sich auch an Start­ups. Warum?

In Sachen IT lebt die Schifffahrt ja noch hinter dem Mond. Jeder DHL-Kunde kann heute im Internet jederzeit sehen, wo sich aktuell sein Päckchen befindet. Aber wer einen Container verschifft, kann dessen Verlauf nicht aktuell verfolgen.
Aber auch die Container-Kunden möchten wissen, wo ihre Ladung aktuell steckt. Tec Pier beteiligt sich an Start-ups, die digitale Lösungen für die Schifffahrt entwickeln. Drei Investments haben wir hier schon getätigt.

Als größtes Problem sehen die Reeder den Rückzug der deutschen Banken aus der Schiffsfinanzierung an. Wie finanzieren Sie Ihre Projekte?

Im kommerziellen Management, also bei unserer Tochter Zeamarine, wollen wir langfristig ein Drittel der Flotte kontrollieren, also im Eigentum haben oder für 15 Jahre chartern. Da bieten die chinesischen Banken unfassbar gute Konditionen an. Sie subventionieren so im Grunde ihre Werften. Wer von chinesischen Banken Kredite bekommt, soll auf einer chinesischen Werft bauen lassen.

Wie hat Zeaborn die Firmen­übernahmen bisher finanziert?

Im Großen und Ganzen aus dem Eigenkapital.

Von Januar an dürfen Schiffe nur Kraftstoffe verwenden, deren Schwefelgehalt bei 0,5 Prozent liegt und damit deutlich niedriger als bisher. Sonst fallen hohe Zuschläge an. Wann rüsten Sie die Schiffe um?

Über die Schiffe, die wir im technischen Management haben, entscheiden die Eigner. Bei den Schiffen, die wir kommerziell managen, haben wir oder die Eigner von einer Umrüstung Abstand genommen. Die Kosten für die Umrüstung sind höher als die Zuschläge. Die Mehrfrachtschiffe sind im Schnitt 15 Jahre alt, mit 20 werden sie in der Regel ausgemustert.
Da amortisieren sich die Kosten für die Umrüstung nicht mehr. Außerdem können manche Schiffe aus technischen Gründen nicht umgerüstet werden. Und der schwefelärmere Kraftstoff ist nicht überall verfügbar. Wir fahren ja auch kleinere Häfen an.

Sind Sie schon auf einem der Schiffe mitgefahren?

Nein, leider nicht, obwohl es auf den 30.000 Tonnern sogar eine Eignerkabine gibt.

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