Die Dermatologie am Klinikum Bremen-Mitte ist das erste Hautkrebszentrum im Nordwesten. Foto: WR Bremen hat sich nach Meinung unseres Chefredakteurs den Neubau am Klinikum Bremen-Mitte jahrelang schön gerechnet. Symbolfoto: WR
Ansichtssache

Kommentar: Problem nicht gelöst

Von
Ein Kommentar unseres Chefredakteurs zum Thema Geno.

Die Opposition hat einen Kopf gefordert und die Gesundheitssenatorin hat ihn geliefert. Mit Jutta Dernedde musste die Spitze der Bremer Krankenhausgesellschaft Geno ihren Posten räumen – wieder einmal. Die Senatorin konnte man ja auch nicht feuern, dafür ist sie erst viel zu kurz im Amt und die Vorgängerin hat sich rechtzeitig von der Regierungsbank verabschiedet.
Es bleibt abzuwarten, ob der nächste Manager die Gesellschaft aus den roten Zahlen wird führen können. Zumindest kann er ohne die Hypothek des unvollendeten Neubaus am Klinikum Mitte antreten.
Das große Problem aber bleibt. Bremen hat sich den Neubau jahrelang schön gerechnet. Nicht nur auf der Kosten-, sondern auch auf der Einnahmenseite. Bleiben die erhofften Patientenzahlen weiterhin aus, fehlen die Erlöse, um die Betriebskosten zu decken. Alternativ nur noch gewinnbringende Dienstleistungen anzubieten, sollte sich aber für jeden Chef eines (staatlichen) Unternehmens der Daseinsvorsorge verbieten und füllt auch keine leeren Betten.

Zum Artikel:

Geno-Chefin gefeuert

 

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Eine Antwort

  1. Gunnar-Eric Randt sagt:

    Personalkosten sind das Problem

    Wie schon in butenunbinnen gezeigt, sind die Personalkosten und der hieraus resultierende Personalmangel das Problem. An Betten mangelt es in Bremen nicht. Die Weigerung Niedersachsens, sich an den Krankenhauskosten, die seine Patienten in Bremen verursachen beteiligen zu wollen, kommt hinzu. Ob in Links der Weser oder Mitte. Die Stationen, auf denen Betten leer stehen, haben kein Personal. In Niedersachsen, wie im Klinikum im Lilienthal, wie auch in Kliniken in Bremen stapeln sich Patienten. In Lilienthal ist es üblich, dass vier Patienten in Dreibettzimmern untergebracht werden, in denen dann nicht einmal ausreichend Schränke für alle Patienten vorgehalten werden. Auf der Gefäßmedizinischen Station müssen so die persönlichen Dinge des „vierten Mannes“ irgendwo auf der Heizung oder im Nachttisch unterkommen. Für die Kleidung, die andere in den abschließbaren Schrank hängen können, müssen von einigen Patienten die Stühle und der Tisch, der nicht einmal mehr aus Platzmangel zum Stellen für das vierte Bett in jedem Patientenzimmer zu finden ist, als Aufbewahrungsorte genutzt werden.

    Gestern befasste sich die Sendung Hart aber Fair mit dem Thema der mangelnden Krankenhausversorgung in Deutschland. Eine deutsche Ärztin, die in Dänemark arbeitet, favorisierte hier als Gast der Talkrunde das dänische Gesundheitssystem, das ganz vom Staat getragen wird und ohne Krankenkasse auskommt. Wer als Bremer im Exil in der Nähe der dänischen Grenze in Schleswig-Holstein lebt, sieht das allerdings anders. Denn Dänen, die in Grenznähe leben, nutzen Krankenhäuser in Deutschland.

    Ganz so überzeugt, wie die Ärztin, sind die Dänen selbst, von ihrem Gesundheitssystem nicht. Zumindest sind Dänen nicht bereit, es zu nutzen, weit fahren zu müssen. Hierzu wären sie sicherlich bereit, wäre die Qualität in der Sache, also der kompetenten Behandlung, wesentlich besser in Dänemark, wie sie in Deutschland ist.

    Kliniken, wie die in Niebüll, die ums Überleben kämpft, oder die in Flensburg werden gern von Dänen aufgesucht, die mit der Versorgung sehr zufrieden sind und den Vorteil nutzen, wohnortsnah behandelt zu werden. Wie es hier mit dem bilateralen Kostenausgleich aussieht, wobei insbesondere die Personalkosten zu berücksichtigen sind und die für Mehrkapazitäten, die für Patienten aus Dänemark andauernd vorgehalten werden müssen, ist noch nicht ausreichend thematisiert. Denn im Klinikum in Niebüll, dass auch Patienten der meisten nordfriesischen Inseln und aller Halligen aufsuchen, wurden in den letzten Jahren zahlreiche Angebote, wie die Gynäkologische oder die Kardiologische Station, teilweise aufgelöst und in private Hände gegeben, oder ganz gestrichen.

    Lediglich die Gastroenterologie, neben der Inneren Medizin, Chirurgie und Orthopädie, Intensivmedizin und Geriatrie sind im vollstationären Betrieb erhalten geblieben. Die Klinik verfügt zudem über Einrichtungen für Radiologie, Dialyse und HNO. Schwerpunkte hat die Klinik in den Bereichen Herz-/Kreislauferkrankungen, Arbeits-/Wege-/Schulunfällen, Gelenk-, Hand- und Fußchirurgie sowie in der Behandlung von Krebserkrankungen. In Niebüll ist das Schlafzentrum des Klinikums Nordfriesland beheimatet. Und wegen der Nähe zu den Inseln betreibt hier die Deutsche Rettungsflugwacht eine Station.

    In Deutschland fehlt es, insbesondere in Niedersachsen, an Interesse der auch dort herrschenden entsprechend unausgegorenen Landes-GroKo-Politik, für eine ausreichend flächendeckende Versorgung in klinischen und niedergelassen Bereichen sorgen zu wollen. Bremens Gesundheitssystem geht auch deshalb in die Knie. In den Krankenhäusern und Arztpraxen in Bremen, die sich in den vergangenen 1,5 Jahrzehnten auf Seiten Niedersachsens in der Anzahl in beiden Fällen halbiert haben, sitzen und liegen deshalb auch annähernd 25 % der Patienten mit niedersächsischer Herkunftswurzel in den Wartezimmern und Betten, die für sie, wie auch Personal vorgehalten werden müssen und das mit keiner Fallpauschale, die gesetzliche Krankenversicherungen zu zahlen bereit sind, abgedeckt ist.

    Paradox hierbei: In Bremen, wie in Niebüll, werden Personalkosten gespart, um der steigenden Zahl von Patienten begegnen zu können und die Finanzierung der Krankenhäuser zu sichern, die in beiden Fällen von Patienten aus einem Zweit(bundes)land oder einem europäischen „Drittland“ bevorzugt genutzt und über die Maßen ausgelastet werden.

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