Markttag bei Gefken – das spätere Hotel Bremer Tor in Brinkum, um 1900. Die Fotos wurden von Elisabeth Heinisch, Gemeindearchiv Stuhr, zur Verfügung gestellt. Markttag bei Gefken – das spätere Hotel Bremer Tor in Brinkum, um 1900. Die Fotos wurden von Elisabeth Heinisch, Gemeindearchiv Stuhr, zur Verfügung gestellt.
Kneipenkultur

Die Kneipe als Herz des Dorfes

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Die Ausstellung „Halte Rast – sei unser Gast!“ ist in Stuhr zu sehen und zeigt ländliche Kneipengeschichte.

Nach einem jahrhundertelang blühenden Leben der Gasthäuser in den Dörfern, Flecken und kleineren Städten erfolgte in den letzten Jahrzehnten dessen Niedergang durch ein fortschreitendes Gaststättensterben.

Um ein Stück ländlicher Kulturgeschichte zu bewahren, haben sich Heimatforscher, Archivare und andere in Zusammenarbeit mit dem Kreismuseum Syke und dem Kreisheimatbund Diepholz darangemacht, Dokumente, Fotografien und andere Objekte zum Thema zusammenzutragen.

Datenbank beinhaltet Fotos und Dokumente

Der Historiker Ralf Weber und der Dokumentar Heinz Feldmann fassten sie in einer Datenbank zusammen. Eine Auswahl an Fotos, Dokumenten und Objekten wurde zu einer Ausstellung zusammengefasst. Im Rathaus Stuhr werden ab dem 1. November, bis 3. Dezember, die Ausstellungstafeln mit Dokumenten und Fotos bei freiem Eintritt zu sehen sein, ergänzt um Plakate mit Gaststätten aus Stuhr und seinen ehemaligen Ortsteilen.

Der Fokus liegt auf den Gasthöfen

Dabei ist die Rede stets vom klassischen Gasthof, bei dem es reichlich zu trinken und meist auch etwas zu essen gab, und wo man gegebenenfalls in einem Saal feiern oder im Gästezimmer nächtigen konnte. Nicht thematisiert sind Pizzerien, Döner-Buden und Sports-Bars.

Kreuz-Meyer in Seckenhausen im Jahr 1941. Die Gaststätte brannte 1850 komplett ab, wurde 1945 am Ende des 2. Weltkrieges erneut völlig zerstört, erneut aufgebaut und ist heute noch eine wichtige Gaststätte für die ganze Region.

„Die Menschen gingen einst in die Gaststätte, um den Alltag ein stückweit hinter sich zu lassen – um sich zu erholen, sich zu entspannen. Sie kehrten auch hier ein, um mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen oder den Menschen vom heimischen Hof zu entfliehen. Sie wollten sich unterhalten oder unterhalten werden oder ihren Kummer im Alkohol ertränken“, erklärt Weber.

Die Kneipe als Ort der Information

Warum es zu den Schließungen kam? „Die Gaststätte als Ort der Information, des sozialen Kontakts und als öffentlicher Raum hat – selbst auf dem platten Land – eine kaum überwindbare Konkurrenz in der fortschreitenden Technisierung und Digitalisierung erhalten. In Zeiten, in denen es nicht einmal Fernseher gab, war der Kneipenbesuch für manchen Mann – Frauen waren in Gaststätten seit jeher selten oder nur zu besonderen Veranstaltungen anzutreffen – konkurrenzlos. Heutzutage kommt ein jeder in den so genannten sozialen Netzwerken von zu Hause aus am Computer sitzend mit einem günstigen Bier aus dem Supermarkt in der Hand sozusagen digital mit anderen Menschen zusammen. Damit kann ein Gastwirt, der seine Getränkepreise nach seinen wirtschaftlichen Gegebenheiten kalkulieren muss, kaum konkurrieren.“

Die Lücke, die der Wegfall vieler Gaststätten in der ländlichen Gesellschaft gerissen habe, werde nunmehr vielerorts durch die Dorfgemeinschaftshäuser ausgefüllt, weiß Weber.

von Jens Fischer

Eine Antwort

  1. Gunnar-Eric Randt sagt:

    Eine der wenigen Kulturstätten mit Anspruch

    Hierzu zeigte das Kreisheimatmuseum in Syke bereits schon einmal eine Ausstellung. Auch eine lohnenswerte Empfehlung für Bremer, sich hierhin einmal zum Backtag oder Tag der offenen Tür auf den Weg zu machen. Im Sommer lohnt es sich auch Schwimmzeug einzupacken. Denn neben dem Gelände des Kreisheimatmuseums, liegt das Freibad von Syke.

    Konzerte von dididoktor dort anzuschauen sollte man als Bremer allerdings vermeiden. Was dort als singender Landarzt in Rente verkauft wird, ist schlichtweg eine personelle Mogelpackung, wie jüngere Bremer aus der ersten Nachkriegsgeneration wissen.

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