Der Stolperstein an der Buddestraße 12/14 erinnert an August Wollgast, der 1944 in der Heilanstalt Meseritz ermordet wurde.Foto: Bollmann
Mahnmale

Stolpersteine der Erinnerung

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Der Künstler Gunter Demnig hat jetzt erneut eine ganze Reihe Stolpersteine in Bremen verlegt.

Mit der Verlegung von Gedenksteinen zur Erinnerung an Opfer der NS-Gewaltherrschaft nimmt Bremen seit 2004 teil an der Schaffung des weltweit größten dezentralen Mahnmals, dessen Gestalter der Künstler Gunter Demnig ist.

In Europa sind derzeit über 70.000 dieser Gedenksteine in Bürgersteige eingelassen, darunter 685 in Bremen. In Findorff, Walle und der Neustadt hat Demnig in der vergangenen Woche gleich an 19 Stellen weitere Stolpersteine eingelassen.

Stolpersteine erinnern an die Opfer

Schon länger gab es in Bremen Überlegungen, wie man das Leben jener Menschen symbolisch sichtbar machen könnte, die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurden: Juden, Sinti und Roma, Opfer der Euthanasie, politisch Verfolgte, Jehovas Zeugen und Homosexuelle. Die Erinnerung an sie ist in der Stadt weitgehend verblasst. Die Stolpersteine sollen diesem Vergessen ein Stück weit entgegen wirken.

Stolpersteine nennt der Bildhauer Gunter Demnig die zehn Zentimeter großen Betonquader mit Messingtafel, die er in den Bürgersteig vor jenen Häusern einlässt, in denen die Opfer einmal zu Hause waren.

Stolpersteine geben Auskunft über Namen und Schicksal

Der Betonstein wird dabei so im Bürgersteig versenkt, dass lediglich die Tafel sichtbar bleibt. Stolpern kann und soll man nur im übertragenen Sinn. Die Inschrift der Tafel gibt Auskunft über ihren Namen, ihr Alter und ihr Schicksal.

Demnig war nun gleich in elf Wohnstraßen am Rande der Bürgerweide unterwegs, um dort Stolpersteine in den Gehweg zu verlegen, wie etwa an der Buddestraße 12/14. Dort erinnert der Gedenkstein nun an August Wollgast, der 1944 in der Heilanstalt Meseritz ermordet wurde.

Der Leidensweg des 1903 in Hamburg geborenen Wollgast war aber viel länger, wie Peter Christoffersen vom Verein Erinnern für die Zukunft bei der Verlegung des Stolpersteins erläuterte. Da er sich von Stimmen massiv beeinträchtigt fühlte war er zwischen 1936 und 1941 war Wollgast gleich viermal in der Bremer Nervenklinik. Schon 1937 wurde bei ihm zudem eine Sterilisation angeordnet und durchgeführt. Nach dem Tod seiner Mutter 1943 kam er erneut in die Bremer Nervenklinik und wurde mit Elektroschocks behandelt. Nach der Bombardierung der Nervenklinik wurde Wollgast in die Tötungsanstalt Meseritz-Obrawalde verlegt, wo er im Januar 1944 im Alter von 40 Jahren verstarb, wie Christoffersen erläuterte.

Ehrenamtliches Engagement für Stolpersteine

Dem ehrenamtlichem Engagement ist es übrigens zu verdanken, dass die hierfür erforderliche Recherche von Opferdaten und die Sammlung von Informationen zu einzelnen Opfergruppen und Lebenswegen geleistet werden konnten. Diese Forschungsarbeit ist die Grundlage der zahlreichen Kurzbiografien, die von einem ebenfalls ehrenamtlich tätigen Redaktionsteam verfasst wurden und auf der Webseite stolpersteine-bremen.de zugänglich sind.

Außerdem haben Christoffersen und Barbara Johr im Sujet-Verlag auch das Buch Stolpersteine herausgegeben, das an die Opfer in Findorff, Walle und Gröpelingen erinnert. Das Buch ist unter der ISBN-Nummer 978-3-96202-037-8 für 16,80 Euro im Handel erhältlich.


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