Kaffee trinkt Peter Lindemann gerne, als Weihnachtsmann darf es aber auch mal ein Glas Milch sein. Kaffee trinkt Peter Lindemann gerne, als Weihnachtsmann darf es aber auch mal ein Glas Milch sein. Fotos: Harm/Jörg Nowag, Agentur für Arbeit
Heiligabend

Auf ein Getränk mit … dem Weihnachtsmann

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Der WESER REPORT war mit dem Weihnachtsmann verabredet:

Wenn Peter Lindemann seinen Auftritt als Weihnachtsmann hat, muss er sich keinen weißen Rauschebart ankleben: Er trägt von Natur aus ganzjährig Bart und lässt ihn in den Wochen vor Weihnachten nochmal ordentlich wachsen. Bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Maracuja-Torte erzählt er, warum er gerne Weihnachtsmann ist.

Betritt Peter Lindemann eine Wohnung oder ein Haus als Weihnachtsmann wird zuerst die Glocke geläutet. „Dann bemerkt man schon, wie die Kinder im Raum nebenan nervös werden. Der erste Blick, wenn sie mich sehen, ist immer faszinierend“, sagt der 59-Jährige.

Ehrfurcht haben sie. „Wenn sie dann merken, dass ich nicht böse bin, ist das Eis gebrochen.“ Das Lachen in den Gesichtern der Kinder und ihre leuchtenden Augen sind die Gründe, warum Lindemann Jahr für Jahr sein rotes Kostüm überwirft.

Nicht nur als Weihnachtsmann unterwegs

Er ist einer von 22 Weihnachtsmännern, die über die Job-Vermittlung der Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven an Familien vermittelt werden. Gebucht werden können sie für 20 Minuten. Der Besuch an Heiligabend kostet 40 Euro im Stadtgebiet Bremen und 45 Euro im Landkreis Osterholz.

Für Lindemann ist es das fünfte Jahr als offizieller Weihnachtsmann. Und er hat noch einen weiteren Nebenjob: Sargträger. „Ich sage immer, dass ich Menschen auf ihrem letzten Weg begleite“, so der gelernte Kaufmann.

In seiner Funktion als Weihnachtsmann besucht er nicht nur Familien, sondern wird auch für Einkaufszentren und Firmen-Veranstaltungen gebucht. „Ich habe keinen Respekt vor leitenden Angestellten“, sagt er mit einem Lachen. „Auch die Chefs müssen ein Gedicht oder ein Lied vortragen, wenn sie ein Geschenk haben wollen.“ Eine Rute benutzt er übrigens nicht. „Es gibt höchstens den erhobenen Zeigefinger.“

Auf den Philippinen Kinder glücklich gemacht

Einige Termine macht Lindemann auch ehrenamtlich, zum Beispiel bei der Seemanns-Mission. An ein Erlebnis erinnert er sich besonders: „Dort war ein philippinischer Seemann, der Weihnachten nicht bei seiner Familie sein konnte. Als er mich sah, rief er seine Familie über Skype an und ich tauchte dann auf dem Bildschirm auf. Die Kinder waren total überrascht, dass der Weihnachtsmann bei ihrem Papa war. Sie haben sich riesig gefreut, gewunken und gelacht.“

Dass die Kinder Lindemann sofort als Weihnachtsmann erkannten, lag natürlich auch an seiner Bekleidung. Mehrere Jahre hat es gedauert, bis Lindemann das perfekte Outfit zusammengetragen hatte. „Ganz am Anfang war es ein Kostüm aus dem Baumarkt für 10 Euro. Inzwischen ist es deutlich hochwertiger“, sagt er.

Der Weihnachtsmann ist nicht der Nikolaus

Mütze, Jacke, Hose und Handschuhe – alles aufeinander abgestimmt. Doch es geht noch mehr: Ein Einkaufszentrum in Bremen bucht Lindemann nicht als Weihnachtsmann, sondern als Nikolaus. „Vielen ist der Unterschied gar nicht bewusst. Der Nikolaus war ein Geistlicher, ein Bischoff, und war zum Beispiel ganz anders gekleidet“, weiß Lindemann. Dementsprechend hat auch er sich ausgestattet: Zu seinem Nikolaus-Kostüm gehören zum Beispiel ein weißes Gewand, eine Kreuzkette und einen Bischofsring.

An Heiligabend startet Lindemann seine Tour meist um 14 Uhr und ist etwa um 22 Uhr fertig. Maximal zehn Familien besucht er in der Zeit. Die Eltern hat er meist schon vorher besucht, um den Ablauf zu klären und ein paar Informationen über die Kinder zu bekommen.

„Die Kinder sind manchmal ganz schön überrascht, was ich alles weiß. Da kommen dann auch mal bei älteren Kindern Zweifel auf, ob es den Weihnachtsmann nicht vielleicht doch gibt.“ Lied oder Gedicht vortragen, Geschenke auspacken, Fotos machen – ist all das abgeschlossen, fragen viele Familien noch, ob Lindemann zum Essen bleibt.

„Das muss ich dann aus Zeitgründen ablehnen. Aber ich orientiere mich an dem amerikanischen Weihnachtsmann und nehme gerne ein Glas Milch und ein paar Kekse.“

Und seine eigene Familie? „Die hat akzeptiert, dass ich Heiligabend nicht den ganzen Tag da bin“, sagt Lindemann, der in einem Vier-Generationen-Haus lebt. Kommt er nach einem Arbeitstag als Weihnachtsmann nach Hause, gibt es erstmal was zu essen und zu trinken. „Dann ist mein Weihnachten“, sagt Lindemann. Gemeinsam mit seiner Frau lässt er den Abend ausklingen.

 

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