Im Keller bewahrt Chris Landrock die Plastikteile auf und gestaltet aus ihnen Bilder. Auch Treibholz sammelt er und nutzt zum Beispiel Bootsplanken als Hintergrund.Fotos: Harm Im Keller bewahrt Chris Landrock die Plastikteile auf und gestaltet aus ihnen Bilder. Auch Treibholz sammelt er und nutzt zum Beispiel Bootsplanken als Hintergrund. Fotos: Harm
Plastikkunst

Wellenreiter mit Herz für Umwelt

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Der Bremer Chris Landrock sammelt am Strand Plastikmüll und macht daraus Kunst.

Mal ehrlich: Was machen Sie, wenn Sie am Strand spazieren gehen und Plastikmüll im Sand sehen? Ignorieren? Aufsammeln und wegschmeißen? Chris Landrock hat sich für Kunst entschieden. Der 38-Jährige sammelt seit Jahren alles ein, was das Meer anspült oder andere rücksichtslos liegen gelassen haben.

In seiner Keller-Werkstatt in einem Haus in Woltmershausen verwahrt er seine Funde: hunderte Plastikdeckel von Flaschen und Kronkorken in allen Farben, Malerpinsel, Schläuche, Kinderspielzeug und auch zerbrochene Plastikteile, die sich nicht mehr zuordnen lassen.

Eigenes Label „Meerkreativitaet“

Seit zehn Jahren macht Chris Landrock daraus Bilder: Gesichter, Herzen, Wale – alles aus Müll. Er möchte damit auf skurrile Weise auf die Verschmutzung der Meere hinweisen. Auf Ausstellungen, Kunsthandwerker-Märkten und online präsentiert er seine Werke unter dem Label „Meerkreativitaet“.

Künstler ist die eine Seite von Chris Landrock. Doch es gibt noch viele mehr. Nach seinem Referendariat – Landrock hat in Bremen Mathe und Sport studiert – habe er zwar Lust auf das Lehrer-Dasein gehabt, „aber dann war da noch das Meer-Weh.“

Unterwegs auf und an den Weltmeeren

Es ist auch diese Sehnsucht, die den in Flensburg aufgewachsenen Chris Landrock Jahr für Jahr für etwa sieben Monate nach Spanien und Frankreich zieht. Dort arbeitet er als Surflehrer, organisiert Beach-Clean-Ups mit Surf-Teilnehmern und sammelt für seine Kunst Plastikmüll.

Umweltaktivist, Künstler und Wellenreiter – das geht für Landrock gut zusammen. Zuletzt gründete er im Zusammenhang mit seiner Teilnahme an der Longboard Weltmeisterschaft in China die Initiative „Athletes against Plastic“. Im Rahmen dessen ist auch der gleichnamige Kurzfilm über die Plastikverschmutzung der Ozeane hervorgegangen.

Aufklärung in Schulen und Kitas

Auch pädagogisch ist er noch unterwegs: An Kitas und Schulen, bei Vereinen und Verbänden hält er Vorträge über Umweltverschmutzung – je nach Alter der Zuhörer in anderer Form aufbereitet. „Viele Menschen verstehen nicht, was ihr Plastikmüll hier mit dem Müll zu tun hat, den man in den Meeren findet. Ihnen ist nicht bewusst, dass viele Länder ihren Müll an andere Länder verkaufen und damit der Frage der richtigen Entsorgung aus dem Weg gehen“, sagt Landrock.

Weniger Verpackungsmüll wünschenswert

Entsorgung ist das eine. Wenn es insgesamt weniger in Plastik verpackt werden würde, wäre auch der Umwelt mehr geholfen, sagt Landrock. Er lebt selbst ein möglichst plastikfreies Leben, benutzt eine Holz-Zahnbürste und kauft auf Märkten ein.

In Bremen lebt er in einer WG. „Ich will meine Mitbewohner nicht missionieren, aber ich mache schon mal darauf aufmerksam“, sagt Landrock. Bei ihnen kommt etwa alle zwei Wochen ein halber gelber Sack Müll zusammen. Für Landrock immernoch zu viel. „Man stellt sein eigenes Wohl über das Wohl der Natur, wenn man einkauft, ohne auf Plastikverpackungen zu achten.“ Er wünscht sich ein Umdenken.

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