Heiß umstritten, aber ökonomisch wohl nicht erhaltenswert ist das leerstehende Bundesbankgebäude im Viertel.Foto: Lürssen
Bundesbank-Gebäude

Umbau nicht wirtschaftlich

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Der Erhalt des leerstehenden Bundesbank-Gebäudes an der Kohlhökerstraße wird immer unwahrscheinlicher.

Ein Umbau des seit März 2016 nicht mehr genutzten Baus wäre aufgrund der Gebäudestruktur, Schadstoffbelastung und dem Verhältnis zwischen den Hauptnutzungsflächen und kaum nutzbaren Flächen nicht wirtschaftlich. So fasst eine Pressemitteilung des Beirats Mitte ein just veröffentlichtes Gutachten zum Hochhausstreit im Viertel zusammen.

Der Hamburger Investor Evoreal plant, für 60 Millionen Euro etwa 160 Wohneinheiten auf dem Gelände in bester und teuerster Stadtlage zu errichten. 60 davon in einem Hochhaus, das nach ersten Planungen 14 Geschosse umfassen und 43 Meter hoch sein sollte, eine erste Überarbeitung sieht nur noch zwölf Stockwerke vor, die 37 Meter in den Bremer Himmel ragen.

Bremens oberster Denkmalpfleger kann sich maximal elf Geschosse vorstellen und viele Bürger der Nachbarschaft wollen gar kein Hochhaus. Der Altbau hat sechs Geschosse, die 4,80 bis 5,70 Meter hoch sind, plus zwei Untergeschosse.

Beirat forderte Nachnutzungsgutachten

Der Beirat Mitte hatte in dieser Auseinandersetzung im November 2019 gefordert, dass zum Bauvorhaben ein Nachnutzungsgutachten beauftragt wird. In Abstimmung mit Vertretern der Bürgerinitiative „Kein Hochhaus im Viertel“ wurde zudem ein Fragenkatalog zu potenziellen Nachnutzungen als Schule, Kita oder für das Staatsarchiv erstellt, der an die entsprechenden Behörden zur Beantwortung weitergeleitet wurde.

Das Gutachten eines zertifizierten Bau-Sachverständigen, in diesem Fall das an der Parkallee ansässige Unternehmen „Architektur + Gutachten“, sollte prüfen, ob ein Abriss des in den 1980er Jahren errichteten Gebäudes vermieden werden und ob das Gebäude so umgestaltet werden kann, so dass eine Wohn-, Büro-, Schul-, Kita- oder Mischnutzung möglich ist.

Seit dem 18. Dezember liegen das Gutachten sowie die Antworten auf die Anfragen vor, die Ortsamtsleiterin Hellena Harttung jetzt öffentlich gemacht hat. Sie betont, der Beirat Mitte werden nun die Unterlagen sichten und auswerten. Die Ergebnisse des Nachnutzungsgutachtens sollen der Öffentlichkeit und den Anwohnern am 4. Februar 2020 im Rahmen einer Beiratssitzung vorgestellt werden.

Umbau teurer als Neubau

Dem WESER REPORT liegt das Gutachten vor. Zum Thema Wohn-, Schul-, Kita-, Büro-Nutzung wird darin festgestellt: Umbauarbeiten seien für diese Nutzunsgszwecke teurer als ein Neubau kosten würde. Einer Vermietung stünden zudem „die hohen Betriebskosten, die Beheizung ungewöhnlich großer Gebäudevolumen bei geringer Nutzfläche und die Mietkosten für nicht belichtete und unbelüftete Räume entgegen.“

Weiter heißt es in der Untersuchung: „Die gesamte technische Installation einschließlich der Stromversorgung und Beheizung und Belüftung des Gebäudes sind veraltet und für eine Nutzung nicht mehr zu verwenden.“

Noch problematischer: „Im Baukörper sind Schadstoffe vorhanden, die nicht nur in der technischen Gebäudeausrüstung, sondern auch in Baustoffen zu finden sind.“ Daher müssten sie komplett entfernt werden. „Allein der Rückbau der Schadstoffe würde das Gebäude in den Rohbauzustand versetzen und zusätzlich müsste der übrig gebliebene Rohbau noch dekontaminiert werden. Das bedeutet, dass eine wirtschaftliche Sanierung im Bestand nicht möglich ist. An dieser Stelle sei darauf verwiesen, dass auch der Palast der Republik in Berlin aus einem ähnlichen Grund komplett abgebrochen wurde.“

Text: Jens Fischer

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