Florian Boehlke (40) ist seit 2012 Ortsamtsleiter in Burglesum. Foto: Harm
Interview

Florian Boehlke: „Das ist eine gute Botschaft“

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Burglesums Ortsamtsleiter Florian Boehlke spricht über WiN-Förderung, Kita-Ausbau und das Jahr 2020.

Im Bremer Wahljahr 2019 wurden neben der Bremischen Bürgerschaft auch die Beiräte neu gewählt. Wie läuft die Arbeit derzeit?

Florian Boehlke: Die Fraktionen sind in der Stärke so geblieben. Es gab einen Wechsel zwischen Bürger in Wut und AfD. Ansonsten sind es viele neue – auch junge – Gesichter. Das freut mich sehr. Die Kommunalpolitik braucht es, dass junge Menschen mit neuen Ideen einsteigen und es wird immer schwieriger sie dafür zu begeistern. Hier in Burglesum haben wir eine gute Mischung und die Zusammenarbeit läuft. Viele Themen werden mit den Fraktionen vorher abgestimmt. Die Arbeit ist konstruktiv und fast immer sachorientiert. Dieses zeichnet den Beirat auch seit Jahren aus.

Burglesum ist insbesondere beliebt bei Familien. Wo entsteht neuer Wohnraum, um der Nachfrage gerecht zu werden?

In diesem Jahr ist das Projekt „An Rauchs Gut“ in St. Magnus gestartet. Kürzlich hatten wir die Grundsteinlegung. Die Bautätigkeiten sind auch an der Billungstraße im vollem Gange. In Grambke ist für die Friedensheimer Straße der Bebauungsplan in der Aufstellung. Dort sind Reihen-, Doppel- und Mehrfamilien-Häuser geplant. Im Lesum Park sind durch die Gewoba über 100 öffentlich geförderte Mietwohnungen entstanden. Perspektivisch soll im Bereich des ehemaligen Vilsa-Teiches an der Bremer Heerstraße ein weiteres Gebiet entstehen. Es gab Anfang des Jahres grünes Licht von der Baudeputation, dass die Bauleitplanung begonnen werden kann. Dabei geht es um das Gebiet zwischen Bremer Heerstraße und Lesum-Wiesen, was bisher überwiegend gewerblich genutzt wird.

Wenn Menschen nach Burglesum ziehen, insbesondere mit Kindern, muss das auch die Infrastruktur hergeben. Besonders wenn es um Kita- und Schulplätze geht. Wie läuft der Ausbau aus Ihrer Perspektive?

Der Kita-Ausbau wird uns noch weiter beschäftigen und tut es auch schon lange. Im Kita-Jahr 19/20 kommen rund 130 Plätze neu dazu. Mit der Kita an der Grambker Heerstraße haben wir eine große Einrichtung mit 100 Plätzen. An vielen Stellen gab es kleinere neue Gruppen. Es gab den Spatenstich und jüngst das Richtfest für die Kita Helsinkistraße, die nächstes Jahr mit sechs Gruppen an den Start geht. Und wir haben dieses Jahr endgültig grünes Licht für den Umbau der Alten Dorfschule erhalten. Die erforderlichen Mittel stehen nun definitiv zur Verfügung. Was uns noch Sorge bereitet, ist St. Magnus. Dort gibt es zwar Kitas, aber der Ortsteil bekommt noch nicht die notwendige Berücksichtigung beim Kita-Ausbau. Gleichzeitig entsteht dort aber immer mehr Wohnraum.

Wie steht es um den Schulausbau?

Bei der Schulstandortplanung wünsche ich mir einfach noch mehr Geschwindigkeit. Die rund 1.000 Grundschul-Plätze, die wir im Stadtteil haben, sind nicht mehr auskömmlich und wir mussten schon auf Mobilbauten zurückgreifen. Am Standort Heisterbuch soll daher eine neue zusätzliche Grundschule für den Stadtteil entstehen und unsere Oberschulen sollen ebenfalls saniert und erweitert werden. Das zeigt, wie hoch der Bedarf tatsächlich ist.

Welche Projekte haben Beirat und Ortsamt dieses Jahr noch beschäftigt?

Das waren einige. Wichtig war der Spatenstich für den Wesertunnel Anfang des Jahres. Das hat nicht nur positive Auswirkungen auf die Anbindung von Burglesum, sondern auch für die Entwicklung des Bremer Industrie-Parks. Dort ist jetzt begonnen worden, den sechsten Bauabschnitt zu planen. Das war auch immer ein Wunsch der hiesigen Kommunalpolitik. Ich finde es ist richtig, nicht erst mit der Errichtung von Gewerbeflächen zu beginnen, wenn Anfragen von Unternehmen kommen. Sondern man muss was am Markt haben, was für Unternehmen attraktiv ist, damit sie sich hier ansiedeln und neue Arbeitsplätze mitbringen.

Was war 2019 noch wichtig?

Nach der langen Sanierung konnte endlich wieder die Alwin-Lonke-Sporthalle für den Schul- und Vereinssport geöffnet werden. Das Horthaus in Lesum wurde eröffnet und hat eine zusätzliche Gruppe bekommen und beim Elternverein Kefi sind noch 20 weitere Hort-Plätze eingerichtet worden. Eine gute Botschaft war auch, dass Marßel wieder in die WiN-Förderung aufgenommen worden ist und das Alwin-Lonke-Quartier im noch neu aufzulegenden Programm „Lebendige Quartiere“ berücksichtigt werden soll. Das Quartier braucht einfach dringend Unterstützung.

Gab es ein persönliches Highlight?

Die Premiere von „Feuer & Wein“ zählt dazu, aber auch das 30-jährige Bestehen des Blindengartens. Und ich freue mich nach wie vor über den Zuspruch für das Grambker Seebad. Das funktioniert nur mit den vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Das ist auch eine Aufgabe für das kommende Jahr: Das Seebad über 2020 hinaus für den Stadtteil zu sichern.

Gibt es Projekte, von denen Sie sich mehr erhofft hatten?

Ich hätte mir gewünscht, dass wir beim Thema altes Ortsamt deutlich weiter wären. Im April gab es nochmal ein Treffen mit Beirat, Immobilien Bremen und Bauamt, wo die Ideen aus dem Bürgerforum diskutiert worden sind. Das Projekt kam etwas ins Stocken, weil im Zuge der Koalitionsverhandlungen festgelegt worden ist, zukünftig Grundstücke in städtischer Hand primär unter Erbbaurecht zu vergeben und nicht gleich zu veräußern. Grundsätzlich ist das auch ein guter Ansatz. Allerdings sind die Kriterien für Erbbaurecht derzeit nicht so attraktiv, daher sollen diese nun angepasst werden. Ende Januar wissen wir hoffentlich mehr. Im Frühjahr ist dann eine Konzeptausschreibung von Immobilien Bremen für die Nachnutzung des alten Ortsamtes vorgesehen.

Was wird darüber hinaus 2020 noch wichtig für Burglesum?

Wir werden das Projekt der Umweltwächter weiter fortführen. Sie sind ein großer Gewinn für die Stadtteile. Und im Sinne des Umwelt- und Klimaschutzes auch ein wichtiger Baustein. Zu ihren Aufgaben gehört ja zum Beispiel auch, die Leute direkt darauf aufmerksam zu machen, dass es nicht schön ist, seinen Müll in die Umwelt zu schmeißen. Ich setze auch große Hoffnung darin, dass es mit der Ausbildung neuer Lokführer endlich die versprochenen Verbesserungen bei der Nordwestbahn geben wird. Ich hoffe – bin aber auch guter Dinge – dass tatsächlich der Zeitplan für die Lesumbrücke gehalten werden kann, also dass wir Ende 2020 mit der Ertüchtigung wieder volle sechs Spuren nutzen können.

Worauf freuen Sie sich besonders?

Wir feiern nächstes Jahr das zehnjährige Bestehen des Kinder- und Jugendbeirats in Burglesum. Aktuell überlegen wir gemeinsam mit den Mitgliedern, wie wir das feiern möchten. Die Jugendbeteiligung ist ein großes Steckenpferd von mir und daher freut mich dieses Jubiläum besonders.

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